Tote bei Einsturz von olympischem Radweg Rios Mängelliste nimmt kein Ende

Rio de Janeiro · Die ersten beiden Wellen brachten den Boden ins Wanken, nach der dritten klaffte plötzlich eine 50 Meter breite Lücke im "schönsten Radweg der Welt": Ein Unglück mit zwei Todesopfern hat 106 Tage vor Beginn der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro für Bestürzung gesorgt – und die ohnehin nicht gerade kurze Liste der Probleme am Zuckerhut noch einmal verlängert.

Olympia 2016: Zwei Tote bei Einsturz von Radweg
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Rios Rad-Attraktion eingestürzt

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Foto: dpa, gln cs

Die ersten beiden Wellen brachten den Boden ins Wanken, nach der dritten klaffte plötzlich eine 50 Meter breite Lücke im "schönsten Radweg der Welt": Ein Unglück mit zwei Todesopfern hat 106 Tage vor Beginn der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro für Bestürzung gesorgt — und die ohnehin nicht gerade kurze Liste der Probleme am Zuckerhut noch einmal verlängert.

"Was geschehen ist, ist unverzeihlich. Ich habe umgehend eine Untersuchung angeordnet", sagte Rios Bürgermeister Eduardo Paes, der in Griechenland nach der Entzündung des Olympischen Feuers von dem Unglück erfuhr und umgehend zurück nach Brasilien reiste. IOC-Präsident Thomas Bach bat Paes in einem Telefonat, "den Familien und allen Betroffenen sein Mitgefühl zu übermitteln", teilte eine IOC-Sprecherin dem Sport-Informations-Dienst auf Anfrage mit.

Stolze 11,2 Millionen Euro verschlang der Küsten-Radweg an der Avenida Niemeyer, etwa zehn Meter oberhalb des Meeresspiegels verbindet er mit zum Teil traumhaften Ausblicken die touristischen Viertel Copacabana und Ipanema mit dem Olympischen Dorf. Bürgermeister Paes sprach bei der Eröffnung am 17. Januar vom "schönsten Radweg der Welt". Nur drei Monate später musste nun einen Baustopp angeordnet werden, das letzte Teilstück bleibt vorerst unvollendet.

"Wir werden die Berechnungen überprüfen, damit es kein Risiko bei der Errichtung des weiteren Radweges gibt", sagte Pedro Paulo von der Stadtverwaltung: "Auf der Suche nach den Ursachen sprechen wir auch mit den Ingenieuren. Alle Entwürfe werden geprüft." Videos zeigen, wie die Wellen vor dem Unglück nahezu ungebremst auf einen Teil des vier Kilometer langen und über Betonpfeiler führenden Radweg einpeitschen. Die Küstenfelsen wirken wie eine Rampe.

Beliebt ist der Weg besonders bei Joggern und Radfahrern. Am Donnerstag hatten viele Brasilianer frei, bei strahlendem Sonnenschein waren mehr Menschen als sonst unterwegs, auch der nahe Strand war belebt. Dorthin wurden die beiden getöteten Männer gebracht und mit einer Plane bedeckt, wo sie Berichten zufolge mehrere Stunden lagen. Dutzende Schaulustige standen hinter einem Flatterband nur wenige Meter entfernt.

Einer der Toten war ein 54 Jahre alter Mann, der nach Angaben von Verwandten regelmäßig auf der Strecke joggte. "Er ist immer dort gelaufen", sagte Joao Ricardo der Webseite G1 über seinen Schwager. Eine dritte Person wurde nach Feuerwehrangaben zunächst noch vermisst.

Der Unfall ist der bislang letzte in einer ganzen Reihe von Problemen, die Rio auf dem Weg zu den Spielen begleiten, darunter der Ausbruch des Zika-Virus, die politische und wirtschaftliche Krise im Land mit dem eingeleiteten Amtsenthebungsverfahren gegen Staatspräsidentin Dilma Rousseff und der schleppende Ticketverkauf.

Ausgerechnet der pompöse Radweg, der bislang als eines der gelungensten Projekte galt, reiht sich nun in diese Liste ein. Das Internationale Olympische Komitee werde nun "selbstverständlich in engem Kontakt mit den brasilianischen Behörden bleiben, um die genauen Hintergründe zu erfahren", erklärte das IOC.

(seeg/sid)
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