Olympia 2016 Profis machen die Mücke

Rio De Janeiro/Düsseldorf · Immer mehr Topstars sagen ihre Teilnahme in Rio ab - offiziell aus Angst vor dem gefährlichen Zika-Virus. Tatsächlich passen die Olympischen Spiele (5. bis 21. August) nicht in den Terminplan.

 Milos Raonic wird in Rio nicht antreten.

Milos Raonic wird in Rio nicht antreten.

Foto: afp

Milos Raonic hat es sich natürlich nicht leicht gemacht. Sagt er zumindest. "Schweren Herzens nach vielen langen Gesprächen mit Freunden und Trainern" - so der Wortlaut in seiner Stellungnahme. Der Kanadier Raonic ist aktuell die Nummer sieben der Welt, am vorvergangenen Wochenende stand er noch im Endspiel von Wimbledon. Beim Olympischen Tennis-Turnier will er aber lieber nicht mitspielen. Aus "mehreren gesundheitlichen Gründen. Die Unsicherheit um das Zika-Virus spielte dabei auch eine Rolle." So wie Raonic haben auch viele andere Topstars ihren Verzicht begründet.

Das olympische Golfturnier hat besonders stark gelitten. Unter anderem die Top-4-Spieler Jason Day (Australien), Jordan Spieth, Dustin Johnson (beide USA) und Rory McIlroy (Nordirland) hatten ihren Verzicht für Rio erklärt. Die brasilianische Stadt am Zuckerhut gilt als eines der Epizentren des so genanten Zika-Virus, das durch Mücken übertragen wird. Eine Gruppe von 150 Ärzten hatten unlängst gefordert, die Spiele in einem anderen Land auszutragen oder zu verschieben. Brasilien sei derzeit ein zu unsicheres Pflaster.

Nicht ganz so überraschend fand das Internationale Olympische Komitee (IOC) diesen Vorschlag überhaupt nicht gut und hat seither viele Mediziner nach vorne geschickt, um zu versichern, dass der Standort absolut unbedenklich sei. Es bestehe, wie das IOC mitteilt, "keine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, die es rechtfertigen würde, die Olympischen Spiele abzusagen oder zu vertagen". Ähnlich argumentiert der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper: "Alle Sportler werden optimal medizinisch betreut und sehr gut aufgeklärt. Wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Risiko tragen und beherrschen können." Was ihn so sicher macht, darüber übermittelte Vesper allerdings keine gesicherten Erkenntnisse.

Tatsächlich geht es vielen Profis überhaupt nicht um das Zika-Virus - sie machen die Mücke, weil sich die Olympischen Spiele nicht für sie rechnen. Der internationale Tennisverband (ITF) hatte sich zum Beispiel nicht mit den Profi-Organisationen ATP (Herren) und WTA (Damen) einigen können, und so werden beim Turnier in Rio keine Punkte für die Weltrangliste vergeben. Viele Ich-AGs auf der Tennis-Tour ruhen sich nun lieber aus, um topfit beim für sie prestigereicheren Grand-Slam-Turnier in Flushing Meadows (29. August bis 11. September) anzutreten. Eine aus Sicht der Sportler verständliche, wenngleich bedenkliche Entwicklung.

Noch vor Jahren waren die Olympischen Spiele die wichtigste globale Vermarktungsplattform für Sportler. Und zwar nicht nur für jene aus der Kernsportart Leichtathletik. Doch der Markt hat sich radikal geändert. Zumindest für viele Athleten in Sportarten, die sowieso jeden Tag im Blickpunkt stehen und abkassieren. Bei Olympia gehen sie in der Regel nur für die Ehre an den Start - es sei denn, es gibt Absprachen mit Sponsoren. Durch viele von Funktionären verursachten Skandale haben aber etliche Firmen überhaupt kein gesteigertes Interesse, im Umfeld der Spiele aufzutreten. Darüber redet natürlich keiner offen.

Es gibt ja die Mücke.

(gic)
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