"Viel gehässige Kritik dabei" Neymar schießt gegen die eigenen Fans

Brasiliens Nationalmannschaft hat sich gegen Dänemark den Frust von der Seele geschossen, doch der Spott der vergangenen Tage schmerzt Neymar und Co. noch immer. Im Viertelfinale wartet nun ausgerechnet Kolumbien, wie bei der Heim-WM 2014.

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Neymar und Co. stürmen ins Viertelfinale

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Der Knoten war mit einem lauten Knall geplatzt, der Traum vom ersten Olympia-Gold lebte plötzlich wieder für Neymar und Co. - doch den Frust der vergangenen Tage vergaßen Brasiliens Fußballer auch nach dem Befreiungsschlag gegen Dänemark nicht. Zu sehr hatten die Pfiffe und der Spott der Fans geschmerzt.

Als Sportler in Brasilien lebe man eben "in dieser Welt zwischen Himmel und Hölle, da müssen wir ruhig bleiben", sagte Neymar nach dem eindrucksvollen 4:0 (2:0) und richtete klare Worte an die heißblütigen Anhänger. "Genervt" habe ihn die Kritik zuletzt nach den beiden Nullnummern gegen Südafrika und den Irak, "sehr sogar", sagte der 24-Jährige: "Denn es war auch viel gehässige Kritik dabei."

Nach dem Auftritt im letzten Vorrundenspiel gegen die Dänen gab es dazu keinen Anlass. Ein stark verbesserter Neymar hatte zum Sieg beigetragen, die Tore erzielten Gabriel Barbosa (26./80.), Gabriel Jesus (40.) und Luan (50.). Als Gewinner der Gruppe A trifft Brasilien nun am Samstag (22.00 Uhr OZ/03.00 Uhr MESZ) in der Runde der letzten Acht auf Kolumbien - es ist eine Neuauflage des Viertelfinals der Heim-WM 2014.

Das ist Fußballerin Marta
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Das ist Fußballerin Marta

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Foto: dapd

Für dieses Spiel und darüber hinaus, so Neymar, "brauchen wir jetzt Unterstützung, und wenn es Kritik gibt, dann sollte sie konstruktiv sein." Der Superstar des FC Barcelona sprach mit einiger Genugtuung zu den Anhängern und der nationalen Presse, denn der Druck ist groß in Brasilien, und Neymar hatte sich einiges anhören müssen.

"Marta, Marta", hatten die Fans nach den vorangegangenen Auftritten höhnisch skandiert. Die fünfmalige Weltfußballerin hatte die brasilianischen Frauen parallel zu Auftakterfolgen bei den Spielen geführt, bei den Männern konzentrierte sich die Kritik dagegen auf den vermeintlichen Führungsspieler.

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Brasiliens Fußball-Ikone Zico etwa sprach dem Techniker die Leader-Qualitäten ab. "Der Kapitän ist dieser Verantwortung nicht gewachsen. Er sollte sich auf den Fußball konzentrieren, stattdessen wird ständig lamentiert", ätzte der 63-Jährige kurz vor dem "Endspiel" gegen Dänemark und beschwor schon das Vorrunden-Aus herauf: "Solche Blamagen sind wir im brasilianischen Fußball mittlerweile ja gewohnt."

Zumindest dieses Szenario haben Neymar und seine Teamkollegen nun ziemlich souverän abgewendet, vor der nächsten Aufgabe in Sao Paulo bleibt allerdings keine Zeit zum Durchschnaufen. "Wir haben ein erstes Ziel erreicht", sagte Verteidiger Marquinhos, "wenn wir so auftreten, wie gegen die Dänen, dann können wir weit kommen".

Doch das Spiel gegen Kolumbien weckt bittere Erinnerungen an die Heim-WM, vor allem für Neymar. Zwar siegte Brasilien vor zwei Jahren im Viertelfinale mit 2:1. Doch der Ausnahmespieler erlitt kurz vor Schluss eine Lendenwirbelfraktur. Er fiel für das Halbfinale aus - und musste das dramatische 1:7 gegen Deutschland machtlos mitansehen.

(sid)
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