US-Schwimmstar holt 22. Olympiasieg Phelps schreibt wieder Geschichte — Heintz weint nach Rekord

Rio de Janeiro · Als Michael Phelps ein neues Kapitel Sportgeschichte schrieb, sorgte Philip Heintz mit seinem zweiten deutschen Rekord in Rio de Janeiro für einen Lichtblick bei den gebeutelten DSV-Schwimmern.

Michael Phelps holt 22. Goldmedaille bei den olympischen Spielen 2016
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Phelps schraubt Gold-Rekord auf 22 hoch

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Der Vize-Europameister von 2014 verbesserte als Sechster im Finale über 200 m Lagen in 1:57,48 Minuten seine eigene Bestmarke aus dem Vorlauf um elf Hundertstelsekunden und verpasste nur um 43 Hundertstelsekunden Bronze. Und doch weinte Heintz bittere Tränen der Enttäuschung.

Vierter Sieg in Folge in der gleichen Disziplin

Fast drei Sekunden schneller als der Deutsche war Rekord-Olympiasieger Phelps, der nicht nur seine Goldsammlung auf 22 Exemplare aufstockte, sondern auch mit seinen US-Landsleuten Al Oerter und Carl Lewis gleichzog. Wie die beiden Leichtathletik-Legenden triumphierte der 31-Jährige zum vierten Mal in Folge bei Olympischen Spielen in derselben Disziplin. "Das zu schaffen ist echt ein Hammer", sagte Phelps, "etwas ganz Besonderes."

Phelps knackte mit seinem vierten Sieg in Rio zudem einen über 2000 Jahre alten Rekord. Mit 13 Einzelsiegen bei Olympischen Spielen ist der Superstar nun besser als Leonidas von Rhodos. Der Läufer soll bei vier Sommerspielen von 164 bis 152 vor Christus zwölf Olympiasiege gefeiert haben.

Am Freitag kann Phelps dieses Kunststück über 100 m Schmetterling wiederholen, im Halbfinale war er der Fünftschnellste - nur acht Minuten nach der Siegerehrung. "Ich wusste, das würde weh tun", sagte er, "aber ich bin bereit für mehr."

Heintz dagegen schluchzte und heulte. "Ich bin seit vier Jahren jeden Abend eingeschlafen mit dem Ziel, hier eine Medaille zu holen. Ich wusste, dass ich es kann", sagte der 25-Jährige aus Heidelberg: "Jetzt haben mir vier Zehntel gefehlt, das ist scheiße. Da hilft mir auch nicht, dass ich Bestzeit geschwommen bin. Es tut einfach weh."

Als Siebter schlug Christian Diener beim Sieg des Amerikaners Ryan Murphy über 200 m Rücken an - in persönlicher Bestzeit von 1:56,27 Minuten. "Ich bin über die Kotzgrenze hinausgegangen", sagte der Vize-Europameister von 2014: "Ich wollte einfach alles geben, scheiß auf die Taktik, und nicht Letzter werden."

Graf und Mensing verpassen Rücken-Finale

Das Halbfinale über 200 m Rücken verpassten die deutsche Meisterin Lisa Graf (Berlin) und die deutsche Rekordhalterin Jenny Mensing (Wiesbaden) als 13. und 16. deutlich. Bereits am frühen Nachmittag hatte sich Kurzbahn-Weltrekordler Steffen Deibler in die lange Liste der deutschen Enttäuschungen eingereiht. Der 29-Jährige aus Hamburg, der 2012 in London als Vierter und damit bester DSV-Einzelstarter noch hauchdünn eine Medaille verpasst hatte, schied im Vorlauf über 100 m Schmetterling auf Platz 18 aus.

"Ich habe alles gegeben und muss jetzt leider von der Tribüne aus zugucken", sagte der WM-Vierte von 2013: "Hinten raus haben mir die Körner gefehlt, die ich vor ein paar Wochen noch gehabt hatte." Bei den German Open im Juli war der deutsche Rekordhalter sechs Zehntelsekunden schneller gewesen und hatte sich durch eine Ausnahmeregelung seitens des Verbandes doch noch das Olympia-Ticket gesichert.

Ob der sechsmalige Kurzbahn-Europameister seine Karriere nach Olympia fortsetzt, ist ungewiss. "Ich habe mich noch nicht entschieden. Ich bin aber froh, dass ich nach den Spielen eine Pause machen kann", sagte Deibler. Vorher tritt er in Rio am Freitag noch mit der 4x100-m-Lagenstaffel an, die nach den bisherigen Eindrücken stark um einen Finalplatz kämpfen muss.

Ihre zweite Silbermedaille in Rio gewann die umstrittene Russin Julia Jefimowa. Die überführte Dopingsünderin, die ihren Olympiastart eingeklagt hatte, musste sich über 200 m Brust der Japanerin Rie Kaneto geschlagen geben. Gleich zweimal Gold gab es über 100 m Freistil: Simone Manuel (USA) und Penny Oleksiak (Kanada) schlugen zeitgleich an.

(sid)
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