22. Goldmedaille und kurioser Rekord Es gibt keine Superlative mehr für Michael Phelps

Rio de Janeiro · Das Zählen von Goldmedaillen nimmt kein Ende. Aber zur Gewohnheit sind Siegerehrungen für Michael Phelps trotzdem noch nicht geworden. Der 31-Jährige genießt zum Karriereausklang "eine sehr spezielle Woche". Er holt das 22. Gold - und einen kuriosen Rekord.

Michael Phelps holt 22. Goldmedaille bei den olympischen Spielen 2016
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Phelps schraubt Gold-Rekord auf 22 hoch

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Michael Phelps kämpfte gegen die Tränen. Ergriffen lauschte der Rekord-Olympiasieger der amerikanischen Hymne, musste wiederholt tief durchatmen. Auch für den unerreichbaren Dauergewinner sind Goldmedaillen noch lange keine Selbstverständlichkeit, wenngleich es schon Nummer 22 war. "Aus dem Becken zu kommen, ist mittlerweile schmerzhafter, aber auf dem Podium zu stehen und die Nationalhymne zu hören, ist süß wie eh und je", erklärte der 31-Jährige. Phelps hatte am drittletzten Olympia-Tag seiner glorreichen Karriere feuchte Augen.

Seine Verlobte Nicole Johnson und Mama Debbie jubelten auf der Tribüne wieder ausgelassen mit. Baby Boomer, im Internet längst ein Star und gern mit goldenen Schuhen abgebildet, schlief friedlich. Die Ohren waren mit einem Gehörschutz abgedeckt.

"Das war bis jetzt eine sehr spezielle Woche für mich zum Karriereschluss", schilderte Phelps. "Ich weiß gerade nicht, wo mir der Kopf steht." An diesem Samstag klettert der Megastar zum letzten Mal auf den Startblock. "Es ist verrückt, dass ich vor über 20 Jahren begonnen habe, Wettkämpfe zu schwimmen - und in wenigen Stunden ist es vorbei."

22 Mal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze: So lautete am Donnerstag (Ortszeit) die immer wieder unglaubliche Gesamtausbeute bei Sommerspielen. Phelps gewann als erster Schwimmer zum vierten Mal Olympia-Gold nacheinander über die gleiche Strecke: die 200 Meter Lagen.

Silber ging mit rund zwei Sekunden Rückstand an Kosuke Hagino aus Japan, Bronze an den Chinesen Shun Wang. Phelps' langjähriger und von ihm fast immer besiegter US-Rivale Ryan Lochte ging als Fünfter ebenso leer aus wie der starke Heidelberger Philip Heintz in der deutschen Rekordzeit von 1:57,48. "Ich bin seit vier Jahren jeden Abend mit dem Ziel eingeschlafen, hier eine Medaille zu holen", sagte Heintz. Er vergoss viele Tränen: "Jetzt haben vier Zehntel gefehlt, das ist scheiße."

Chefbundestrainer Henning Lambertz lobte Heintz für den starken Auftritt und staunte wie alle einmal mehr über den größten Olympioniken. "Das ist natürlich Wahnsinn, wenn Michael Phelps die Konkurrenz scheinbar nach Belieben dominiert", sagte der 45-Jährige.

Für Lochte, immerhin sechsfacher Olympiasieger, nichts Neues. Seine Karriere wäre sicher anders verlaufen, wenn er nicht immer wieder gegen Michael Fred Phelps II hätte schwimmen müssen. "Bei Michael wundert mich nichts", sagte Lochte. "Alles, was er im Schwimmen erreicht hat, hat er sich verdient. Ich weiß, dass er unglaublich hart arbeitet."

Gerade für sein Comeback nach dem Karriereende 2012 schuftete Phelps besonders hart. Zwischendurch habe er gedacht, was zum Teufel er da eigentlich mache, berichtete der Superstar. Und dankte einmal mehr seinem Trainer Bob Bowman: "Ich habe einfach Bob vertraut. Ich habe ihm vertraut, seitdem ich elf Jahre alt war, und er hat mich niemals enttäuscht."

Die Superlative für Phelps sind längst ausgegangen - und auf der Suche nach vermeintlich neuen Bestleistungen werden nun schon Kuriositäten herausgekramt. Phelps soll nun nämlich Inhaber einer über 2000 Jahre alten Bestmarke sein. Historiker haben herausgefunden, dass der Läufer Leonidas von Rhodos in der Antike in drei verschiedenen Disziplinen bei vier Sommerspielen nacheinander (164 bis 152 v. Chr.) immer den ersten Platz belegt hat. Phelps hat nun 13 Einzelerfolge.

(ems/dpa)
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