Premiere an der Copacabana Ägyptens Beachvolleyballerin ist stolz auf ihr Kopftuch

Rio de Janeiro · Die strengen Bekleidungsvorschriften beim Beachvolleyball sind längst abgeschafft. Das zeigte niemand besser als die Ägypterinnen Doaa Elghobashy und Nada Meawad.

Beachvolleyball bei Olympia 2016: Doaa Elghobashy spielt mit Kopftuch
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Ägyptische Beachvolleyballerin spielt mit Kopftuch

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Für Doaa Elghobashy war ihr erster Auftritt an der Copacabana etwas ganz Besonderes: Mit ihrer Partnerin Nada Meawad pritschte, baggerte und schmetterte die 19-Jährige als erstes ägyptisches Duo überhaupt bei Olympischen Spielen. Dass sie mit ihrem Kopftuch und der langen Bekleidung so ganz anders aussah als die meisten anderen an der Copacabana, störte Elghobashy dabei nicht im Geringsten.

"Ich bin stolz auf mein Kopftuch", sagte sie nach der 0:2-Auftaktniederlage gegen die deutschen Europameisterinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst: "Der Weltverband hat es erlaubt. Und ich freue mich darüber. Es hält mich nicht davon ab, das zu tun, was ich liebe. Und Beachvolleyball ist eines der besten Dinge, die mir je passiert sind."

2012 kippte der Weltverband FIVB die Regel, die das Aussehen der Bikinis vorschrieb - auch aus kulturellen und religiösen Gründen. Erst dadurch ist es Spielerinnen wie Elghobashy und Meawad möglich, in Kleidung, die Arme und Beine bedeckt, bei offiziellen Turnieren aufzulaufen.

Das Ziel des Verbands: Mehr Menschen zum Beachvolleyball zu bringen. Mit Erfolg: Athleten aus 169 unterschiedlichen Ländern versuchten sich für die Spiele in Rio zu qualifizieren - fast 30 mehr als für die Spiele 2012.

Nachwuchsarbeit wichtiger als Bikini-Frage

"Für Frauen, die das aus religiösen Gründen nicht wollen oder nicht dürfen, war es bisher schwer, Beachvolleyball zu spielen", sagte Ludwig unlängst der "Süddeutschen Zeitung". Nur mit Kleiderregeln ließe sich die Situation betroffener Spielerinnen aber nicht ändern. "Wichtiger als die Bikini-Frage sind die Strukturen und die Nachwuchsarbeit."

Die FIVB hatte kürzlich noch ein ganz anderes Problem. Eigentlich wollte sie keine Turnier mehr nach Iran vergeben, weil es Frauen dort verboten ist, Volleyball zu schauen. Das erste Turnier der World Tour der Männer in diesem Jahr fand dann aber plötzlich auf der iranischen Insel Kish statt.

Der Weltverband vertraute auf Zusagen der Regierung, dass Frauen zuschauen dürften - und erntete Kritik, als diese an den Einlasskontrollen abgewiesen wurden. Die FIVB sprach von einem Missverständnis, wurde aber letztlich nur von den Machthabern in Teheran vorgeführt. Die hatten im Juni 2014 die Studentin Goncheh Ghavami verhaftet und verurteilt, weil sie versucht hatte, sich ein Spiel anzuschauen.

Dabei ist das Live-Erlebnis noch immer der beste Weg, um Menschen einen Sport näherzubringen. Oder, wie es Ludwig ausdrückte: "Wenn man sich Beachvolleyball anschaut, sieht man, wie genial diese Sportart ist und dass das, was wir tun, von dem ablenkt, was wir anhaben." Egal ob Kopftuch oder Bikini.

(sid)
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