Doping-Skandal IWF schließt alle russische Gewichtheber von Olympia aus

Lausanne · Rote Karte für Russlands Gewichtheber: Sieben Tage vor dem Start der Olympischen Spiele in Rio hat der Weltverband IWF die russischen Gewichtheber wegen dauerhafter Verstöße gegen die Doping-Richtlinien für die Spiele in Brasilien gesperrt - und damit erheblich strikter gehandelt als das zögerliche Internationale Olympische Komitee (IOC).

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Nach den Leichtathleten wurde damit ein zweiter kompletter Verband von Rio ausgeschlossen.

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"Wir haben laut Paragraph 12.4 in unseren Richtlinien die Chance, ein Land zu sperren, wenn es unsere Sportart in Misskredit gebracht hat. Das haben wir bei Russland getan", sagte der deutsche Gewichtheber-Präsident Christian Baumgartner dem SID. Baumgartner ist Exekutiv-Mitglied der IWF und war an der entscheidenden Telefonkonferenz des Verbandes am Freitagnachmittag beteiligt.

Als Ohrfeige gegen das IOC wollte Baumgartner die Entscheidung nicht verstanden wissen. "Das würde zu weit gehen", sagte er, betonte aber auch: "Ich bleibe dabei, dass ich mit der Entscheidung des IOC nicht glücklich bin. Das hat den Fachverbänden viele Probleme bereitet." Unter anderem hatte die IWF "Unklarheiten innerhalb der Vorgaben zu möglichen Nominierungen" beklagt.

Nach Einschätzung der IWF haben es die Russen in Sachen Doping eindeutig übertrieben. "Bei den Olympischen Spielen in London waren wohl alle russischen Gewichtheber gedopt", sagte Baumgartner. Außerdem habe der McLaren-Report 117 Fälle von Vertuschung russischer Doping-Proben nachgewiesen. "Damit war das Maß voll", sagte Baumgartner.

Insgesamt hatten sich sechs Gewichtheber und vier Gewichtheberinnen aus Russland für Rio qualifiziert. Jeweils einen Quotenplatz bei den Männern und Frauen verlor das größte Land der Erde schon durch frühere Doping-Delikte, so dass jetzt noch einmal fünf Gewichtheber und drei Gewichtheberinnen gestrichen wurden. Insgesamt stieg die Anzahl der gesperrten Russen für Rio damit auf 117.

Wie Baumgartner fand auch der Weltverband in einer Mitteilung klare Worte. Die IWF sprach von "extrem schockierenden und enttäuschenden Statistiken in Bezug auf die russischen Gewichtheber". Man habe keine andere Möglichkeit gehabt. "Die Integrität des Gewichthebens ist zahlreiche Male und auf mehreren Ebenen von den Russen beschädigt worden. Aus diesem Grund wurde eine angemessene Sanktion ausgesprochen, um den Status des Sports zu schützen", hieß es.

Die Quotenplätze wurden neu vergeben. Deutschland profitiert allerdings nicht von dem Ausschluss. Lange hatten der deutsche Verband auf einen Nachrücker gehofft. "Wir haben mit Max Lang einen Athleten, der die Olympianorm geschafft hat und unser offizieller Ersatzmann ist. Er erfüllt alle Kriterien für einen Start", hatte Baumgartner noch vor zwei Wochen gemeint. Doch am Ende kam Lang als Nachrücker nicht in Frage.

(sid)
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