Fußball bei Olympia Nur Gastgeber Brasilien protzt mit einem Weltstar

Rio de Janeiro · Kein Messi, kein Ronaldo, kein Ibrahimovic: Olympia bleibt bei den Männern das ungeliebte Kind der Fußball-Familie. Ihre Vereine sind den meisten Spielern wichtiger.

Olympia 2016: Auf diese 10 Fußballer sollten Sie achten
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Auf diese zehn Fußballer sollten Sie in Rio achten

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Foto: dpa, brv ks

Cristiano Ronaldo? Winkte frühzeitig ab. Zlatan Ibrahimovic? Konzentriert sich lieber auf Manchester United. Lionel Messi? Hat genug von Argentinien. Wenn am Donnerstag in Brasilien das olympische Fußball-Turnier beginnt, fehlen zahlreiche Stars, auf die der Weltverband Fifa insgeheim gehofft hatte. Mehr denn je gilt: Olympia bleibt das ungeliebte Kind der so oft zitierten Fußball-Familie. Bei den Männern jedenfalls.

Kaum zu glauben: Noch 2008 hatte Messi sogar vehement auf eine Olympia-Teilnahme gedrängt. Erst nach einem Rechtsstreit zwischen dem FC Barcelona und der Fifa wegen der inzwischen aufgehobenen Abstellungspflicht durfte er fahren — und holte prompt Gold. Auch Cristiano Ronaldo (Portugal), der Italiener Andrea Pirlo oder Brasiliens Weltstar Ronaldinho nahmen einst an Olympia teil.

Überschaubarer Promi-Faktor

Und heute? Abgesehen vom Gastgeber, der mit Neymar und Rafinha (Bruder von Thiago vom FC Bayern) protzt, ist der Promi-Faktor bei den 16 Teilnehmern überschaubar. Zwar durfte jeder Trainer für sein U23-Team auch drei ältere Profis nominieren, die von der Fifa erhofften Weltstars sind aber nicht darunter. Wer kennt schon Oribe Peralta? Oder weiß, dass der 32-Jährige vor vier Jahren Mexiko zum Olympiasieg geschossen hat?

"Wenn man professionell Fußball spielt, gibt es größere Events als Olympia", sagte unlängst BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. Er ist mit seiner Meinung nicht allein. Auf die Spitze trieb es Yussuf Poulsen von Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig. Der Däne stand schon auf der offiziellen Fifa-Liste, als er kurz vor dem Abflug nach Rio einen Rückzieher machte. Der Klub sei wichtiger, teilte Poulsen mit.

Ähnliches bekam auch Horst Hrubesch bei seiner Suche nach 18 Rio-Fahrern zu hören. Die Eingewöhnung bei einem neuen Verein - wie beim Neu-Leverkusener Kevin Volland oder dem nach Leipzig gewechselten Timo Werner - hatte Vorrang. Gleiches galt für Qualifikationsspiele für den Europapokal, wie beim Gladbacher Mahmoud Dahoud oder den Berlinern Niklas Stark und Mitchell Weiser.

"Andere Nationen hatten viel mehr Probleme als wir", sagt DFB-Sportdirektor Hansi Flick. In der Tat: Während der Bundesliga-Start extra um eine Woche verschoben wurde, beginnt die Saison in England schon am 13. August. Klubs wie Arsenal und Tottenham verweigerten prompt zahlreichen Spielern die Freigabe.

Argentinien muss zum Start überredet werden

Argentinien hätte beinahe sogar seine Olympia-Teilnahme komplett abgesagt. Noch Anfang Juli hieß es, die Chancen auf einen Start stünden bei 50 Prozent. Nach zähen Verhandlungen bekam der Olympiasieger von 2004 und 2008 dann doch noch 18 Spieler zusammen. Lionel Messi fehlte wie erwartet, auch wenn viele Fans auf eine Überraschung gehofft hatten.

Am Ende könnte sich der deutsche Weg somit als goldrichtig erweisen. Zwar fehlen auch im DFB-Team große Namen wie Leroy Sané oder gar der kurzzeitig gehandelte Philipp Lahm. Unter dem Strich aber kann sich dank der frühen Absprache zwischen Verband und Klubs zumindest die erste Elf im Vergleich sehen lassen. Und mit Matthias Ginter hat Deutschland auch den einzigen Weltmeister im Olympia-Turnier vorzuweisen, auch wenn der Dortmunder vor zwei Jahren in Brasilien nicht zum Einsatz kam. Die Belohnung könnte am 19. August in Rio folgen. Im Endspiel.

(sid)
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