Spitzensportförderung Reform gerät ins Stocken

Dortmund · Der Bund gibt dem DOSB weniger Geld für die geplante, neu sortierte Spitzensportförderung als gewünscht. Alfons Hörmann ist enttäuscht.

Die wichtigsten Punkte der Leistungssport-Reform
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Foto: afp, JOHN MACDOUGALL

Die Enttäuschung ist Alfons Hörmann anzusehen. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) hatte am Abend zuvor aus dem Deutschen Bundestag eine Hiobsbotschaft überbracht bekommen. Pro Jahr erhält der DOSB vom Bundesinnenminister 153 Millionen Euro für den Spitzensport. In einer Haushaltssitzung wurde nun entschieden, dass die geplante Reform der Spitzensportförderung 2017 einmalig mit 5,2 Millionen Euro zusätzlich bezuschusst wird. "Wir hatten um eine Anschubfinanzierung von 13 bis 15 Millionen Euro gebeten", erklärte Hörmann in Dortmund. Dort hatte der 56-Jährige an einer Konferenz mit den Sportministern aller Länder teilgenommen. Knapp zwei Tage wurde in den Räumlichkeiten des Dortmunder Westfalenstadions über die geplante neue Art der Spitzensportförderung diskutiert. Positives Ergebnis für Hörmann: Die Sportministerkonferenz unterstützt den Reformentwurf. Sie fordert aber auch Mitspracherecht bei Entscheidungen. Auch dürften geplante Stützpunktschließungen finanziell nicht den Ländern und Kommunen zur Last fallen.

Zusammen mit dem Sportausschuss hatte der DOSB zuvor einen Entwurf einer Reform des Spitzensports erarbeitet. Die Kernbotschaft: "Es ist Ziel der Neustrukturierung, den Spitzensport erfolgreicher zu machen und gezielter Erfolgspotenziale für Podiumsplätze zu fördern." Die Zeiten der Förderung nach dem Gießkannenprinzip will der Entwurf beenden. "Mehr Effizienz bedeutet, die vorhandenen Mittel auf die perspektivreichsten Athleten und Disziplinen mit einem Erfolgspotenzial vier bis acht Jahre zum Podium zu konzentrieren", heißt es. Das ist die endgültige Absage an das klassische Olympia-Motto "Dabeisein ist alles". Weil Gewinnen längst alles ist, sollen Strukturen professionalisiert, Talentsuche und die Entwicklung erfolgversprechender Sportler nach allen Regeln der Wissenschaft betrieben werden.

Die neue Förderstruktur sieht dabei eine Bewertung der Sportarten und Verbände durch ein Potenzialanalysesystem (Potas) vor. Dabei geht es um die aktuelle Leistungsfähigkeit, die künftigen Erfolgsaussichten sowie die Förderstruktur in den olympischen Verbänden.

Für die Einrichtung dieser Potas-Kommission hat der Bund 700.000 Euro bewilligt. Drei Millionen Euro werden für die fünf neuen olympischen Sportarten (Baseball bzw. Softball, Karate, Sportklettern, Skateboard und Surfen) bereitgestellt, 1,5 Millionen Euro für den Behindertensport. "Das ist ein Drittel von dem, was wir uns gewünscht hatten. Wir werden nun intensiv diskutieren müssen, wie wir das Konzept zum Laufen bringen wollen und werden", sagte Hörmann. Dazu treffen sich die DOSB-Verantwortlichen mit dem Sportausschuss am kommenden Dienstag. "Nach dem Treffen wird sich zeigen, wie wir es anpacken", kündigte Hörmann an. Die Ergebnisse werden den DOSB-Mitgliedern auf der Hauptversammlung in Magdeburg am 3. Dezember präsentiert.

Zentraler Punkt des Konzeptentwurfs ist es, die bundesweit bisher über 200 Leistungsstützpunkte auf 160 bis 165 zu reduzieren. "Ein zentralisiertes Stützpunktsystem kann eher Vorteile haben. Wenn wir das gut und professionell umsetzen, kann das ein echter Fortschritt sein", sagte Hörmann. Der DOSB-Chef plädiert generell für eine Konzentration der deutschen Topathleten auf weniger Standorte als bisher. Er sagte angesichts der erwarteten Reduzierung aber auch, es solle "keine verbrannte Erde zurückbleiben". Das fürchtet unter anderem die Sportministerkonferenz. Denn die geschlossenen Stützpunkte sollen - größtenteils - weiter als regionale Anlaufstation für Talente fortgeführt werden. Wenn dann aber kein Geld vom Bund mehr fließt, befürchten Länder und Kommunen auf diesen Kosten sitzen zu bleiben.

(erer)
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