Handball-Männer Sigurdsson-Team schlägt auch WM-Dritten Polen

Rio de Janeiro · Die Bad Boys lagen sich in den Armen und jubelten dann ausgelassen mit den Fans: Mit ihrem zweiten Sieg im zweiten Spiel haben die deutschen Handballer das Tor zum olympischen Viertelfinale weit aufgestoßen. Die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson bezwang den WM-Dritten Polen nach einer beherzten Vorstellung mit 32:29 (16:14) und kann fast schon für die K.o.-Phase planen.

 Patrick Wiencek (r.) im Duell mit Polens Karol Bielecki.

Patrick Wiencek (r.) im Duell mit Polens Karol Bielecki.

Foto: dpa, mr

"Es ist ganz wichtig, dass wir so gut ins Turnier gekommen sind", sagte Sportchef Bob Hanning, sieht aber noch Luft nach oben: "Wir haben immer noch schlechte Phasen und machen insgesamt noch viel Unsinn, aber es wird besser. Gott sei Dank haben wir noch viel Potenzial, das werden wir im Turnier auch noch brauchen."

Beste Werfer des deutschen Teams waren Kapitän Uwe Gensheimer, Fabian Wiede und Julius Kühn mit je fünf Treffern. Der Kieler Christian Dissinger sah in der kampfbetonten Partie nach einem groben Foul schon früh die Rote Karte (24.), ist für das nächste Spiel gegen Gastgeber Brasilien am Donnerstag aber nicht gesperrt. Für die Polen traf Karol Bielecki am häufigsten (10 Tore).

Nur noch ein Sieg nötig fürs Viertelfinale

Jungstar Paul Drux sprach von einem "harten Kampf": "Zum Schluss hatten wir den kühleren Kopf. Das ist ein guter Turnierstart gegen zwei gute Mannschaften. Das ist nicht selbstverständlich", sagte der Berliner. Julius Kühn ergänzte: "Wir hätten das noch cooler runterspielen können, das ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass wir noch eine junge Mannschaft sind. Daran kann man arbeiten."

Für den Einzug in die Runde der letzten acht Teams benötigt der Europameister nur noch einen Sieg aus den verbleibenden drei Vorrundenspielen.

Die Bad Boys, die zum Auftakt schon Rekord-Europameister Schweden mit demselben Ergebnis bezwungen hatten, zeigten bei ihrem zweiten Auftritt eine engagierte Vorstellung. Vor allem die Abwehr um den starken Torhüter Andreas Wolff steigerte sich im Laufe der Partie.

Luft nach oben offenbarte der Europameister allerdings im Angriff. Technische Fehler und Fehlwürfe verhinderten, dass sich Gensheimer und Co. noch früher absetzen konnten. So dauerte es bis kurz vor Schluss, ehe Coach Sigurdsson beim Stand von 28:23 an der Seitenlinie durchschnaufen durfte. Weiter geht es für die Europameister schon am Donnerstag gegen Brasilien. Danach sind in der Vorrunde noch Slowenien (Samstag) und Ägypten (Montag) die Gegner.

Andreas Wolff trifft erneut

Sigurdsson hatte schon vor der Partie ein "körperbetontes" Spiel prognostiziert. Und genau so kam es. Von Beginn an hagelte es Zeitstrafen – schon zur Pause hatten die Schiedsrichter neun Spieler hinausgestellt, Dissinger erhielt nach einer Abwehraktion sogar direkt Rot.

Handball gespielt wurde trotz der vielen Unterbrechungen natürlich auch. Das deutsche Team erwischte den besseren Start, führte nach einem Treffer von Keeper Wolff, schon sein zweiter im Turnier, schnell mit 6:4 (11.), verpasste es aber durch einige überhastete Abschlüsse, sich weiter abzusetzen. Vor allem Linkshänder Wiede sorgte in dieser Phase dafür, dass die DHB-Auswahl trotz einiger Unkonzentriertheiten mit einer einer Führung in die Halbzeit ging.

Im zweiten Abschnitt setzte sich Deutschland schnell auf 20:15 (35.) ab. Doch Polen, das schon das erste Spiel gegen Brasilien verloren hatte (32:34), kämpfte sich zurück, scheiterte in Person von Michal Jurecki beim Stand von 21:22 allerdings freistehend an DHB-Keeper Wolff - eine Szene mit vorentscheidendem Charakter.

(sb/sid)
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