Kanu-Slalom Für Tasiadis reicht es nur zum enttäuschenden fünften Platz

Rio de Janeiro · Sideris Tasiadis stand ganz allein am Wildwasserkanal, das Paddel unter den Arm geklemmt, und schaute aus der Ferne der Siegerehrung zu. "So ist der Sport. Man kann gewinnen oder verlieren", sagte der enttäuschte Slalomkanute. Als Favorit war der Augsburger bei den Olympischen Spielen ins Finale im Canadier-Einer gegangen, doch es wurde nichts mit der erträumten Goldmedaille. Am Ende reichte es sogar nur zu Platz fünf.

Olympia 2016: Sideris Tasiadis nach Platz fünf im Kanu-Slalom enttäuscht
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Tasiadis nach Platz fünf im Kanu-Slalom enttäuscht

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"Ich habe leider Tor 9 ganz leicht berührt, das hat mich die Medaille gekostet", sagte der 26-Jährige, und ärgerte sich über den "Leichtsinnsfehler, der nicht sein musste." Ohne die fällige Zwei-Sekunden-Zeitstrafe hätte Tasiadis (97,90 Sekunden) wenigstens Bronze geholt, aber auch das sollte nicht sein. Zu einer Medaille fehlte nicht einmal eine halbe Sekunde.

"Mit Platz fünf, das kann man so sagen, bin ich zufrieden. Schlechter wäre es gewesen, wenn ich Vierter geworden wäre. Das ist noch demotivierender", meinte Tasiadis. Olympiasieger wurde der Franzose Denis Gargaud Chanut vor dem Slowaken Matej Benus (95,02) und dem Japaner Takuya Haneda (97,44).

Dabei war Tasiadis im Whitewater Stadium von Deodoro als Favorit in den Wildwasserkanal gegangen. Schnellster in der Qualifikation, Schnellster im Halbfinale - er war als Letzter dran und hatte Druck. Als Tasiadis die Torstange berührte, war die Goldchance praktisch schon dahin. "Ich habe aus dem Augenwinkel gesehen, dass der Kampfrichter seinen Finger gehoben hat", sagte der frühere Europameister: "Ich bin ein bisschen aus dem Takt gekommen."

In London hatte Tasiadis 2012 Silber geholt, es bleibt das Highlight seiner Karriere. Danach wurde der Starter des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) bei Europa- und Weltmeisterschaften gleich fünfmal Zweiter, beim größten Sportereignis der Welt wollte der Polizeioberwachtmeister den Silberfluch besiegen.

Den künstlich angelegten Kurs, eng und technisch anspruchsvoll mit 24 Toren - 18 abwärts und sechs aufwärts zu nehmen - kannte Tasiadis bestens. Er kam seit der Ankunft in Rio ausgezeichnet zurecht. Viermal war der DKV seit der nationalen Qualifikation zu Trainingslehrgängen auf der Anlage, der Aufwand schien sich gelohnt zu haben. Doch im entscheidenden Moment patzte Tasiadis und stellte geknickt fest: "Olympia hat eigene Gesetze."

Tasiadis wollte sich selbst mit einem Erfolg bei der Verarbeitung eines schweren Schicksalsschlags helfen: Vor knapp einem Jahr starb seine Freundin an Leukämie. Claudia Bär, wie Tasiadis im Kanusport aktiv und zweimalige Europameisterin, verlor den Kampf mit 35. Tasiadis stürzte sich ins Training, um Ablenkung zu finden, um mit der Situation klarzukommen. Er wurde sportlich wieder der Alte und richtete seine volle Konzentration auf Rio - sein Plan ist nicht aufgegangen.

Tasiadis will nun seine Teamkollegen unterstützen, dann lässt er Rio hinter sich. "Nächste Woche fliege ich in den Urlaub."

(seeg/sid)
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