Kanute übt Kritk Tasiadis: "Das ist zu viel Druck vom Verband"

Rio de Janeiro · Im Halbfinale ist Tasiadis noch der überragende Mann im Wildwasser-Kanal, im Finale läuft's nicht mehr. Mit Platz fünf verpasst er eine Medaille. Für Tasiadis, der vor gut elf Monaten den Tod seiner Freundin verkraften musste, eine Enttäuschung.

Olympia 2016: Sideris Tasiadis nach Platz fünf im Kanu-Slalom enttäuscht
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Tasiadis nach Platz fünf im Kanu-Slalom enttäuscht

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Mit trauriger Miene beobachtete Sideris Tasiadis von der Mixed-Zone aus die Medaillenzeremonie. So gern hätte der Slalom-Kanute selbst daran teilgenommen. Doch ein kleiner Fehler kostete ihm am Dienstag im Canadier-Einer die ersehnte Olympia-Plakette, nachdem sich der 26-Jährige zuvor mit starken Läufen in Rio de Janeiro sogar als Gold-Anwärter in Stellung gebracht hatte. "Es war ein Leichtsinnsfehler", kommentierte der Augsburger, der wegen dieser Torstabberührung zwei Strafsekunden aufgebrummt bekam und im Abschlussranking nur Platz fünf belegte.

3,7 Sekunden fehlten dem Schwaben, der vor elf Monaten mit dem Tod seiner Freundin einen schlimmen Schicksalsschlag erlebt hatte, im Endlauf auf den französischen Olympiasieger Denis Gargaud Chanut. Der Slowake Matej Benus und der Japaner Takuya Haneda paddelten im Whitewater Stadium auf die Plätze zwei und drei. "Ich bin schon enttäuscht", räumte Tasiadis nach seinem Malheur ein.

Sideris Tasiadis mit Zielvorgaben nicht einverstanden

Die deutschen Slalom-Kanuten erlebten damit einen Fehlstart ins olympische Turnier, die erste von vier Medaillenchancen ist dahin. Offizielle Zielvorgabe sind zwei Plaketten in den vier Disziplinen - was auch für die Fördergelder in den kommenden vier Jahren wichtig ist. Tasiadis kritisierte die harten Vorgaben: "Die sagen uns auch, dass sie von 50 Prozent der Boote hier Medaillen haben wollen, von vier Booten müssen zwei aufs Treppchen. Dann denken wir, man kann uns auch ein bisschen anders motivieren", bemängelte der Slalom-Kanute. "Das ist zu viel Druck auf einem", meinte er. Die Ziele hätte man "ein bisschen anders" in Worte packen sollen, befand der Schwabe.

Auf dem anspruchsvollen Parcours konnte Tasiadis nicht an seine starken Vorleistungen anknüpfen. Der Olympia-Zweite von London touchierte ein Tor, was ihn aus dem Konzept brachte. Damit muss Deutschland auch weiter auf den ersten Olympiasieg im Canadier-Einer seit dem Triumph von DDR-Athlet Reinhard Eiben 1972 in München warten. "Sideris hatte das Zeug zu einer Medaille, aber so ist halt unser Sport", kommentierte Bundestrainer Michael Trummer. "Es ist trotzdem beeindruckend, wie er mit dem Gesamtdruck umgegangen ist.
Die ganze Nation hat heute auf ihn geschaut."

Mit der Goldmedaille wollte sich Tasiadis belohnen, nachdem er ein schweres Jahr zu bewältigen hatte. Im Herbst war seine Freundin Claudia Bär, ebenfalls eine Slalom-Kanutin, an Krebs gestorben. Danach hatte sich Tasiadis Ablenkung durch noch größeren Trainingseifer verschafft, schon die national umkämpfte Rio-Qualifikation packte er im Frühjahr mühelos. "Vielleicht hat Sideris gerade durch diesen Schicksalsschlag einiges zulernen können in der Hinsicht, was ein Leistungssportler braucht, um erfolgreich zu sein", sagte Verbandspräsident Thomas Konietzko.

Es sollte nicht reichen. Dabei hatte sich Tasiadis fokussiert und zugleich locker im Auftreten die gesamte Zeit in Rio präsentiert. Eine Kostprobe hatte es im Halbfinale gegeben, als er bei besten Bedingungen die Konkurrenz weit hinter sich gelassen hatte. Doch im Finale lief bei ihm nicht mehr viel zusammen.

Bereits am Mittwoch will es Hannes Aigner (Augsburg) im Kajak-Einer der Männer besser machen. Auch die weiteren Schützlinge von Bundestrainer Trummer haben den Sprung in die nächste Runde geschafft. Europameisterin Melanie Pfeifer hatte allerdings am Montag als Vorlauf-14. im Kajak-Einer mehr Mühe als erwartet. Die Weltmeister Franz Anton und Jan Benzien schafften es im Canadier-Zweier zur viertbesten Vorlaufzeit.

(dpa)
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