Glänzendes Ende Fürste verabschiedet sich mit Bronze und lässt es krachen

Rio De Janeiro · Kapitän Moritz Fürste gewann mit seinem Team in seinem letzten Länderspiel Bronze. Der 31-Jährige beendete mit dem 4:3 im Penaltyschießen gegen die Niederlande und der Olympia-Bronzemedaille in Rio seine beeindruckende Hockey-Karriere.

Olympia 2016: Deutsche Hockey-Herren feiern Bronze mit Champagner
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Hockey-Herren feiern Bronze mit Champagner

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Foto: dpa, nic

Manchmal ist selbst auf den Sport kein Verlass mehr. Den Sport, der doch so gerne diese "Ausgerechnet"-Geschichten schreibt. Da hatte Deutschlands Hockey-Kapitän Moritz Fürste gestern kurz vor dem Spiel um die olympische Bronzemedaille von Rio seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündet, und nun wäre er im nervenaufreibenden Penaltyschießen gegen die Niederlande der letzte deutsche Schütze gewesen. Eigentlich ein perfektes Drehbuch. Und dann brauchte der 31-Jährige gar nicht mehr ran, weil Torhüter Nicolas Jacobi den vierten Penalty der Holländer abwehrte. Der Jubel seiner Teamkollegen nach dem 4:3-Sieg brach über Fürste also ohne das größtmögliche Drama hinein. "Ich bin einfach nur dankbar, dass die Jungs mir das heute möglich gemacht haben", sagte Fürste.

Ganz normaler Donnerstag... pic.twitter.com/MmP2CLL28l

— Mo Fürste (@MoritzFuerste) 18. August 2016Es war ein Drama, das sich die deutschen Herren gut und gerne hätten ersparen können, wenn sie in den 60 Spielminuten zuvor aus ihrer Überlegenheit und alleine sechs Strafecken mehr als nur das eine Tor gezogen hätten, das Martin Häner und der Mönchengladbacher Mats Grambusch in Gemeinschaftsarbeit erzielten. Und dieser Treffer war sogar nur der Ausgleich, nachdem die Niederländer nach einer Einzelaktion von Jorrit Croon wie aus dem Nichts in Führung gegangen waren. Das 1:1 nach regulärer Spielzeit, es musste die Mannschaft von Bundestrainer Valentin Altenburg einfach ärgern. Es musste sie ärgern, dem Penaltyschießen ausgeliefert zu sein, das neben aller Qualität von Schützen und Torhüter eben auch immer ein Stück weit Lotterie ist.

Doch diesmal wendete diese Lotterie das Blatt nicht zuungunsten von Fürste und Co., weil die Niederländer zwei Versuche nicht im Tor unterbringen konnten, die Deutschen dagegen endlich so treffsicher waren, wie sie es zuvor nicht gewesen waren. Und so holte sich die stark verjüngte DHB-Auswahl nach zuletzt Gold in Peking 2008 und London 2012 nun Bronze in Rio und tanzte in der sengenden Mittagshitze von Deodoro. Zum ersten Mal hatte eine deutsche Hockey-Auswahl den Nachbarn aus den Niederlanden in einem großen Turnier gleich zweimal geschlagen. Schon in der Vorrunde hatte es 2:1 für Altenburgs Team geheißen. "Ich kann mir gerade nicht Schöneres vorstellen, als genau mit diesem Team diese Medaille gewonnen zu haben. Das macht mich unglaublich stolz", sagte der gebürtige Düsseldorfer Christopher Rühr.

Rühr ist mit 22 Jahren ein Beispiel für die Verjüngung der Mannschaft, und genau die wird nun weitergehen, eben allein schon, weil Fürste aufhört. "In meinem letzten Spiel um eine olympische Medaille zu spielen, ist eine Ehre und ein unglaubliches Privileg", hatte der Welthockeyspieler von 2012 in seiner Rücktrittserklärung bei Facebook geschrieben. "Ich liebe Hockey, ich liebe den Sport, und ich habe und werde immer alles für den Sport geben. Ich verneige mich und sage: Tschüss, macht's gut und bitte, bitte liebes Deutschland: erfreut euch an einer der tollsten Dinge der Welt - dem Sport", schrieb er weiter. Stunden später umarmte er jeden, der ihm in den Weg kam und vergoss so manche Träne.

Fürste war über Jahre eines der prägenden Gesichter des deutschen Hockeysports und zuletzt auch in der engeren Auswahl für die Rolle des deutschen Fahnenträgers in Rio. Er hat viel getan für seine Sportart, sie gab ihm aber auch viel zurück, das betonte er noch mal an diesem Abschiedstag. "Ich habe viele Rückschläge in meiner Karriere und im Leben erleben dürfen, und jeder einzelne davon ist etwas wert gewesen", schrieb er. Als er neun Jahre alt war, starb sein Vater beim Untergang der Ostseefähre Estonia. Und so war es klar für den Spieler von Uhlenhorst Hamburg, bei wem er sich im Moment des Karriereendes zuallererst bedanken wollte. "Ich danke meiner Familie. Ohne euch wäre ich irgendwo, aber nicht hier."

Dieses "hier" fühlte sich als Bronzemedaillengewinner noch einmal richtig gut an.

(klü)
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