Olympische Sommerspiele Gladbacher Brüderpaar will Hockey-Gold

Rio de Janeiro · Im Fußball hätte seine Aussage wohl zu größerem Unmut bei Anhängern am linken Niederrhein geführt. Aber Mats Grambusch ist eben kein Profikicker, sondern Hockey-Nationalspieler, und so kann er, ohne regionale Konflikte herbeizuführen, sagen: "Ich bin Gladbacher, aber ich spiele gerade für Köln. Ich werde bei den Olympischen Spielen als Kölner antreten, und trotzdem werde ich nicht vergessen, wo ich herkomme."

 Mats Grambusch (r.) kämpft bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro um die dritte deutsche Goldmedaille in Folge.

Mats Grambusch (r.) kämpft bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro um die dritte deutsche Goldmedaille in Folge.

Foto: dpa, roos pt

Mit der regionalen Rivalität ist das im Hockey keine große Sache, hier bildet die Vereins-Landkarte etwas ganz anderes ab. Ein Blick auf den 19er Kader des Herren-Nationalteams für Rio zeigt das: Bis auf einen Nürnberger und zwei Berliner kommen alle Spieler entweder von NRW-Vereinen (Crefelder HTC, Rot-Weiss Köln, Uhlenhorst Mülheim) oder aus Hamburg (UHC Hamburg, Harvestehuder THC). Gemeinsam hat diese Nord-West-Auswahl ein großes Ziel: die dritte Goldmedaille in Folge.

Das mit dem Olympiasieg ist jedenfalls eine durchaus verbreitete Erwartungshaltung in Deutschland, hat Mats Grambusch festgestellt, feststellen müssen. Neulich, beim Vorbereitungsturnier in Düsseldorf, traf der 23-Jährige, der 2013 vom Gladbacher HTC nach Köln gewechselt war, einen älteren Herrn im Aufzug des Teamhotels am Seestern. Man plauderte ein bisschen, Grambusch erzählte von der laufenden Olympia-Vorbereitung, und am Ende sagte der Mann: "Ja, und dann holt ihr wieder Gold, ne?" Grambusch war einigermaßen baff. "Die Öffentlichkeit denkt eben, weil die beiden letzten Olympischen Spiele so erfolgreich waren, dass wir jetzt wieder Gold holen, aber das wird verdammt schwierig", sagt der Mittelfeldspieler.

"Australien und Holland sind megastark"

In diesem Punkt pflichtet ihm sein Bruder Tom bei. Der ist am Donnerstag im Olympischen Dorf 21 Jahre alt geworden, er ist auch ein GHTC-Gewächs, inzwischen auch bei RW Köln, beide wohnen in Köln zusammen und studieren dort BWL. "Die Australier und die Holländer werden megastark sein, die Briten und die Belgier kommen dicht dahinter", sagt Tom. Irgendwo dazwischen dürfen sich indes auch die Deutschen nennen. Das Turnier in Düsseldorf gewann das Team von Trainer Valentin Altenburg immerhin - vor Holland, Großbritannien und Belgien. Und Altenburg hat generell großes Vertrauen in seine Spieler: "Gemeinsam haben sie die Möglichkeit, jede Mannschaft der Welt zu schlagen", sagt er. Im November war dieser Altenburg auf Erfolgstrainer Markus Weise gefolgt, der nun dem Deutschen Fußball-Bund beim Aufbau seiner Akademie hilft.

Deutschlands Hockey-Herren starten hier in Rio am Samstag (23 Uhr deutscher Zeit) auf einem Spielfeld, das in den brasilianischen Nationalfarben – blauer Untergrund, grüner Rand, weiße Linien und gelber Ball – gehalten ist, gegen Kanada ins Turnier. Dazu sind Irland sowie die drei Schwergewichte Indien, Argentinien und der Weltranglistenzweite Holland Gegner in der Gruppe B. Die ersten vier aus zwei Vorrundengruppen qualifizieren sich fürs Viertelfinale. "Wir müssen und werden als Weltranglistendritter unter die ersten vier unserer Gruppe kommen, das steht außer Frage", sagt Mats. Aber dann gehen die K.o.-Spiele los, und die seien unberechenbar. "Klar haben wir schon Szenarien durchgespielt, wie alles laufen könnte", sagt Tom und grinst.

Für die beiden Brüder sind es die ersten Olympischen Spiele, und so taugen sie zum Sinnbild für einen deutschen Kader, der im Schnitt zwei Jahre jünger ist als die Sieger von London 2012. Die Grambuschs fiebern ihrem Olympia-Debüt jedenfalls entgegen und auch der medialen Aufmerksamkeit, die ihrem Sport mal wieder durch Olympia zu Teil wird. Dass viele Ab-und-Zu-Hockey-Gucker vor dem Fernseher mit dem komplizierten Regelwerk hadern werden, sollte sie nicht abschrecken, findet Tom. "Meine Mutter guckt seit 20 Jahren Hockey, und sie fragt mich immer noch nach einem Spiel, was denn in dieser Szene nun los war", sagt er.

(klü)
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