2:0-Sieg gegen Kanada Revanche geglückt – DFB-Frauen spielen erstmals um Gold

Belo Horizonte · Sie rissen die Arme hoch, hüpften im Kreis auf und ab und umarmten sich freudestrahlend. Die großen Gefühlsausbrüche aber haben sich die deutschen Fußballerinnen offenbar für den Freitag aufgehoben: Dann spielt die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im legendären Maracana von Rio de Janeiro gegen Schweden erstmals um den Olympiasieg. Und um einen goldenen Abschied für die glückliche Bundestrainerin Silvia Neid.

DFB-Frauen gelingt Revanche und Finaleinzug
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"Das ist der Wahnsinn. Wir sind so froh. Das Maracana war immer unser Ziel. Es ist ein tolles Gefühl", sagte die aufgewühlte Neid, die beim Jubel über den Endspieleinzug durch das 2:0 (0:0 gegen Kanada einen Ohrring verlor. "Die Spielerinnen haben alles gegeben. Der Sieg war total verdient, und wie freuen uns, dass wir jetzt nach Rio dürfen", ergänzte sie glücklich.

Beim bislang besten Turnierauftritt der deutschen Mannschaft trafen die erneut bärenstarke Melanie Behringer (21.) sowie Sara Däbritz (59.). Behringers verwandelter Foulelfmeter war schon der fünfte Treffer der Mittelfeldspielerin von Meister Bayern München in Brasilien. Im Stadion Mineirao gelang den Deutschen damit die Revanche für die 1:2-Vorrunden-Niederlage eine Woche zuvor. In der Arena hatte das Männer-Team 2014 auf dem Weg zum WM-Triumph den 7:1-Halbfinalsieg gegen Brasilien gefeiert.

Tatsächlich hatten die Europameisterinnen von Beginn an Gold fest im Blick gehabt, nun sind sie fast am Ziel ihrer Träume. Nach einem überzeugenden Sieg im Halbfinale gegen Kanada in Belo Horizonte steht nur noch Schweden zwischen den DFB-Frauen und dem Olympiasieg. Die Skandinavierinnen hatten zuvor Gastgeber Brasilien nach torlosen 120 Minuten mit 4:3 im Elfmeterschießen besiegt. Das Endspiel am Freitag beginnt um 17.30 Uhr Ortszeit (23.30 Uhr MESZ).

In ihrem 179. und vorletzten Auftritt nach elf Jahren als Bundestrainerin hatte Neid auf dieselbe Anfangsformation wie beim 1:0 im Viertelfinale gegen China gesetzt. Ihr Team zeigte sich gegen den Olympiadritten von 2012 stark verbessert und weniger ängstlich, trotzdem wäre Deutschland nach vier Minuten fast in Rückstand geraten: Nach einem Konter setzte Janine Beckie den Ball ans Außennetz.

Die Partie nahm Fahrt auf, die Zweikämpfe wurden auf dem erschreckend unebenen Rasen zunehmend robuster geführt - vor allem von Kanada. Dies führte auch zum 1:0. Kadeisha Buchanan hatte die frisch gekürte Fußballerin des Jahres Alexandra Popp im Strafraum rüde zu Fall gebracht. Schiedsrichterin Ri Hyang Ok (Nordkorea) entschied sofort korrekt auf Elfmeter. Unter den Pfiffen des Publikums hämmerte Behringer den Ball unter die Latte.

Am Vortag hatte Neid ihr Team auf genau diese Situation vorbereitet. Beim Elfermeter-Training buhten und pfiffen die Betreuer, um eine feindselige Atmosphäre zu simulieren. Der Kniff machte sich bezahlt, auch wenn die spärlich besetzten Ränge leiser waren als befürchtet.

Kanada drängte auf den Anschlusstreffer und brachte die deutsche Abwehr um Jubilarin Saskia Bartusiak in deren 100. Länderspiel arg in Bedrängnis. Tabea Kemme klärte einen Kopfball auf der Linie (45.). Auch nach dem Tor durch Däbritz, die nach schöner Vorarbeit von Anja Mittag von der Strafraumgrenze abgezogen hatte, blieb Kanada gefährlich. Torhüterin Almuth Schult verhinderte gegen Superstar Christine Sinclair (67.) und Diana Matheson (68. und 77.) ein Gegentor.

(dpa)
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