Dressur Deutsches Team nach starken Vorstellungen auf Goldkurs

Rio de Janeiro · Sönke Rothenberger stand im strömenden Regen von Deodoro und strahlte mit seiner Teamkollegin Dorothee Schneider um die Wette: Mit zwei blitzsauberen Leistungen im Grand Prix hatten die beiden ersten Starter der deutschen Dressur-Equipe in Rio die Führung in der Teamwertung übernommen – und damit die Spur zum vermeintlich sichersten deutschen Gold gelegt. Rothenberger mahnte allerdings zur Vorsicht: "Das sieht jetzt schon super deutlich aus, aber die Briten sind sehr, sehr stark, und das wissen wir auch."

 Dorothee Schneider hat im Grand Prix eine fehlerfreie Leistung gezeigt.

Dorothee Schneider hat im Grand Prix eine fehlerfreie Leistung gezeigt.

Foto: dpa, jwh jgm

So abgeklärt und unaufgeregt wie seine Einschätzung der Lage war zuvor auch Rothenbergers Olympia-Debüt im Viereck gewesen. Mit seinem erst neunjährigen Wallach Cosmo hatte der Sohn der früheren Weltklasse-Reiter Sven und Gonnelien Rothenberger seinen Auftrag hundertprozentig erfüllt: "Die Order war, eine Sicherheitsrunde zu gehen, damit die anderen dann in Ruhe den Karren weiterziehen können."

Und das tat Dorothee Schneider. Mit ihrem eher schüchternen Wallach Showtime zeigte die deutsche Kür-Meisterin eine tolle Leistung, die nur durch einen kleinen Fehler bei der Linkspirouette ein bisschen getrübt wurde. Dennoch war Schneider überglücklich mit ihrem Pferd: "Er war so toll, so aufmerksam, so bei mir. Seine Ohren standen immer nach vorne, ich musste in keinem Element einen Knoten lösen."

Auch Rothenberger war rundherum mit sich und der Welt und vor allem seinem Pferd zufrieden. Er hatte sich überraschend von seinem Vater Sven zur Startlinie führen lassen. "Die Regeln lassen das zu, deshalb haben wir sie genutzt", erklärte Rothenberger junior. Schließlich sei der Weg vom Stadioneingang bis zum Viereck ziemlich weit, "und wir wollten Cosmo nicht mit Sachen ablenken, die er nicht kennt und auf die er dann vielleicht schreckhaft reagiert".

Ein sagenhaftes Gefühl sei es gewesen, in das olympische Reiterstadion einzureiten, erzählte Rothenberger. Sein Cosmo liebe große Stadien: "Er ist ja ein sehr großes, ausdrucksstarkes Pferd, das die große Bühne liebt und sich gerne präsentiert."

"Der erste Schritt ist getan"

Das tat der Wallach mit Bravour. Lediglich bei der Trabverstärkung sah der Reiter "Luft nach oben, und die beiden ersten Piaffen hätten etwas spritziger sein können". Grundsätzlich aber sei der Druck jetzt erstmal etwas raus: "Der erste Schritt ist getan."

In der Teamwertung liegt Deutschland mit einem Schnitt von 79,157 vor den Niederlanden (75,271) und Großbritannien (74,921). Für Oranje konnte nur der ehemalige Totilas-Reiter Edward Gal seine Prüfung zu Ende bringen. Adelinde Cornelissen musste ihr Pferd Parzival wegen eines Insektenstichs und einer geschwollenen Lippe mitten während einer Übung zurückziehen. Im Einzel führt Schneider (80,986) vor Rothenberger (77,329).

Am Donnerstag sind zum Abschluss des Grand Prix die Weltranglistenerste Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage) mit Desperados und die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth (Rheinberg) mit Weihegold dran. Ebenfalls erst am Donnerstag reiten die beiden anderen Briten: London-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin (Großbritannien) mit ihrem Wunderpferd Valegro und Carl Hester mit Nip Tuck. "Beide bärenstark", sagte Rothenberger.

Der Grand Prix ist in Rio die erste Qualifikation für die Team- und die Einzelwertung. Die besten sechs Vierer-Mannschaften sowie die besten acht Einzelstarter erreichen den Grand Prix Special, in dem am Freitag die Mannschaftsmedaillen vergeben werden. Die Einzel-Entscheidung fällt am Sonntag in der Grand Prix Kür.

(sid)
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