Olympia Bronze-Wunder Kudla wollte als Kind schon Geschichte schreiben

Rio de Janeiro · Denis Kudla ist verrückt nach Ringen. Die Liebe zu seinem Sport hat ihn in Rio zu Bronze geführt. "Ein Wunder", sagt sein Trainer.

Olympia 2016: Denis Kudla feiert Sensations-Bronze beim Ringen
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Kudla feiert Sensations-Bronze

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Als Denis Kudla im Alter von bereits elf Jahren nach Schifferstadt zog, um ein großer Ringer zu werden, da brach das seiner Mutter fast das Herz. "Es flossen viele Tränen", erinnert er sich, und vor allem flossen sie eben bei seiner Mutter. Noch immer sehen sie sich selten, "sechsmal im Jahr" vielleicht, das Training geht vor, denn schließlich "steckt man da so viel Blut, Schweiß und Tränen rein." Seit Montagabend kann Denis Kudla nun sagen: "Es hat sich gelohnt."

Am Montagabend flossen wieder Tränen. Tränen des Glücks. Die Freundin, der Onkel und auch die Mutter, sie alle waren da, als Denis Kudla eine Sensation gelang. Bronze hatte er gewonnen in der Klasse bis 85 Kilogramm, griechisch-römisch, es schien beinahe unbegreiflich. Vor allem für Kudla selbst, der sich nochmal die Augen rieb, als er vor der Siegerehrung das Resultat auf der großen Anzeigetafel sah. "Es ist unglaublich, unfassbar", stammelte er.

Bronze. Für Denis Kudla, gerade mal 21 Jahre alt. Selbst für Bundestrainer Michael Carl war das nicht von dieser Welt. "Wenn man sieht, wen Denis heute alles aus dem Weg geräumt hat, grenzt das an ein Wunder", sagte er. Kudla galt als Juwel, das schon. Er war EM-Dritter. Aber Olympia? Bei der Auslosung dachten alle, Kudla werde keine Chance haben. "Ich habe schlecht geschlafen", sagte er, "ich dachte, es wird ein harter Tag." Wurde es - mit Happy End.

Und es war ein harter Weg bis zu diesem Tag. Eine Medaille bei Olympia war sein Traum. "Ich wollte als Kind schon Geschichte schreiben", sagte Kudla. Seitdem er elf ist, trainiert der gebürtige Pole zweimal täglich. "Mein Sport ist mein Leben. Ich denke noch beim Arzt im Wartezimmer an Ringen", sagte er.

Trainer Carl staunt oft über die Einstellung seines Schützlings. "Es ist mir manchmal schon zu viel. Er beschäftigt sich den ganzen Tag mit Ringen", sagte er. Kudla weiß, dass er seinen Mitmenschen ein Rätsel sein kann. "Gut, dass meine Freundin viel Verständnis hat", meinte der neue Ringer-Held, der mit einer Gewichtheberin liiert ist.

Seinem Teamkollegen Eduard Popp drückte Kudla nach den Kämpfen einen Kuss aufs Ohr. Popp hatte selbst die Chance auf Bronze und wurde Fünfter. Sein Vater, ein Ringer-Trainer, war 2003 bei einem Unfall ums Leben gekommen. "Er wäre stolz auf mich", sagte Popp. Und alle waren stolz auf Kudla.

(sid)
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