"Ich habe verkackt" Schwanitz geht leer aus - Kugel-Gold für Carter

Rio de Janeiro · Nur Rang sechs statt Gold, Silber oder Bronze: Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz hat wenige Stunden nach dem bitteren Quali-Aus von Robert Harting für die zweite Riesen-Enttäuschung der deutschen Leichtathleten bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro gesorgt.

Olympia 2016: Christina Schwanitz verpasst Medaille im Kugelstoßen
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Christina Schwanitz verpasst Medaille

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Beim etwas überraschenden Sieg der Amerikanerin Michelle Carter, WM-Dritte 2015 in Peking, blieb die 30 Jahre alte Sächsin deutlich unter ihren Möglichkeiten.

Schwanitz, trotz Verletzungssorgen und Trainingsrückstand im Juli auch Europameisterin geworden, wirkte nach dem Wettkampf etwas ratlos. "Ich weiß auch nicht, ich glaube ich habe mich selbst unter Druck gesetzt, ich bin überhaupt nicht reingekommen in den Wettkampf. Ich habe einfach verkackt", sagte die Weltmeisterin in der ARD mit einem Lächeln und behauptete: "Platz sechs ist nicht grottenschlecht. Die Weite hat halt nicht gestimmt."

Die völlig verkrampfte Schwanitz kam im nicht einmal halb besetzten Olympiastadion nicht über 19,03 m hinaus und zeigte einen ihrer schwächsten Wettkämpfe seit Jahren. "Ich behaupte, dass mir die vielen Wettkämpfe fehlen, die Routine war nicht da", sagte sie angesichts ihrer gesundheitlichen Probleme seit dem vergangenen Herbst. Jetzt gelte es, die Sache abzuhaken "und nächstes Jahr neu anzugreifen".

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Harting erlebt Debakel in der Qualifikation

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Carter dagegen steigerte sich im letzten Versuch auf den neuen US-Rekord von 20,63 m, und verhinderte den historischen dritten Gold-Triumph in Serie der Neuseeländerin Valerie Adams (20,42). Bronze ging an die Ungarin Anita Marton (19,87). Vizeweltmeisterin Gong Lijiao aus China (19,39) wurde Vierte.

Schwanitz hatte nur schwer in den Wettkampf gefunden, startete mit den schwachen 19,03 m und konnte sich nicht mehr steigern. Die Versuche zwei bis vier machte sie frustriert ungültig, ihre Körpersprache verriet ihre Ratlosigkeit - im letzten Versuch gelangen ihr nur indiskutatble 18,92 m.

Die gebürtige Dresdnerin verpasste damit das Happy End einer schwierigen Saison. Im vergangenen Herbst hatte sich Schwanitz am chronisch schmerzenden Knie operieren lassen, danach verhinderten hartnäckige Schulterschmerzen einen frühzeitigen Saisoneinstieg. Zwischen den ersten Wettkampfstößen und dem Erfolg in Rio lagen gerade einmal zwei Monate.

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"Das dürfte ein klarer Dreikampf werden. Und dann werden Kleinigkeiten entscheiden", hatte Schwanitz noch nach der Qualifikation am Morgen gesagt, als sie mit 19,18 m bei strömendem Regen die zweitbeste Weite hinter Adams (19,74) erzielt hatte. Im Finale funkte dann aber noch die wuchtige Carter dazwischen - und Schwanitz schaute in die Röhre.

Während ihrer Leidenszeit im Frühjahr hatte das Energiebündel aber das sonst so sonnige Gemüt verloren, schob wochenlang Frust - und ausbaden musste es Ehemann Tomas. "Er hat am meisten gelitten. Ich hatte oft schlechte Laune, war oft unzufrieden", sagte Schwanitz.

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Spätestens mit ihrem EM-Titel meldete sich die Weltmeisterin aber Anfang Juli zurück, die 20,17 m von Amsterdam waren ein echter Fingerzeig in Richtung Rio - der Traum von einer Olympia-Medaille war lebendiger denn je. Und platzte dann jäh. Mit der Weite von Amsterdam wäre sie in Rio Dritte geworden.Immerhin.

(sid)
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