Formel 1 Nico Rosberg siegt in Suzuka und greift nach dem WM-Titel

Suzuka · Im Duell mit seinem Teamrivalen Hamilton, der nur Dritter wird, hat der Mercedes-Pilot nun 33 Punkte Vorsprung.

Nico Rosberg gewinnt Großen Preis von Japan – Lewis Hamilton nur Dritter
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Großer Preis von Japan 2016: das Rennen

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Im Gefühl des nahen WM-Triumphs kletterte Nico Rosberg im Dämmerlicht von Suzuka noch einmal auf die Boxenmauer und riss den riesigen Siegerpokal in die Höhe. Der nach seinem dicken Startpatzer erneut geschlagene Lewis Hamilton hatte die wilde Garagenparty von Mercedes längst verlassen, als Rosberg vor der Haupttribüne in den Jubel der ausharrenden Fans eintauchte. Neben seiner Siegpremiere in Suzuka durfte der Formel-1-Spitzenreiter auch den dritten Team-Titel der Silberpfeile in Serie feiern und machte einen vielleicht vorentscheidenden Schritt zum ersten Gewinn der Fahrer-WM-Wertung.

Durchtränkt vom Champagner, geherzt von seiner Crew und beseelt vom Glück des Augenblicks schwärmte Rosberg nach dem neunten Sieg im 17. Saisonrennen: "Ein Riesen-Wochenende für mich, es ist super gelaufen von A bis Z." 33 Punkte Vorsprung auf Titelverteidiger Hamilton nimmt er mit in die verbleibenden vier Saisonläufe. Hamilton musste sich mit Platz drei begnügen, weil ihm zunächst der Start völlig misslang und er nach seiner Aufholjagd zwar noch an Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel, aber nicht mehr an Red-Bull-Pilot Max Verstappen vorbeikam.

Einen Protest gegen Verstappens harte Verteidigung zog Mercedes schnell wieder zurück, wohl auch auf Hamiltons Drängen. "Ich habe ihnen gesagt, so etwas tun wir nicht. Wir sind Champions, wir machen weiter", twitterte der Engländer. Hamilton wusste wohl, dass die Chancen auf einen Erfolg des Protests ähnlich gering waren wie seine verbliebenen Hoffnungen auf den vierten Titel. Rosberg bliebe selbst bei vier Hamilton-Siegen in den USA, Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi vorn, wenn er jeweils Zweiter würde. "33 Punkte sind schwer aufzuholen. Es läuft sehr gut für Nico", sagte Hamilton, den sein 100. Podiumsplatz nicht trösten konnte. Rechnerisch ist er der einzige Fahrer, der Rosberg im WM-Rennen noch abfangen kann.

Hamilton wollte nach den zwei verkorksten Asien-Wochen in Malaysia und Japan einfach nur noch schnell nach Hause. Der Motorschaden in Sepang hatte ihn den sicheren Sieg gekostet, sein Ärger darüber überlagerte auch die Tage von Suzuka. Hamilton benahm sich bei der Fragestunde des Weltverbands daneben, als er die ganze Zeit mit seinem Handy spielte. Am Vorabend des Rennens verweigerte er dann bei einer weiteren Medienrunde die Antworten.

Rosberg dominierte. Er war in allen drei Trainingseinheiten und in der Qualifikation der Schnellste und blieb auch im Rennen fehlerlos. "Ich bin super happy. Es ist etwas Besonderes, auf dieser legendären Strecke zu gewinnen", sagte Rosberg, der mit nun 23 Grand-Prix-Siegen mit dem dreimaligen Weltmeister Nelson Piquet (Brasilien) gleichzog. Vettel, zuletzt sieben Mal in Japan auf dem Podium, verzockte sich mit Ferrari im Reifenpoker und wurde Vierter. Nico Hülkenberg wurde im Force India Achter, Pascal Wehrlein im Manor 22. und damit Letzter.

Abschreiben will Mercedes-Teamchef Toto Wolff seinen Superstar auch jetzt noch nicht, obwohl Rosberg vier der fünf Grand Prix seit der Sommerpause gewann und 52 Punkte mehr eroberte als Hamilton. "Lewis funktioniert am besten, wenn er unter Druck ist und ein Ziel hat. Es bleibt ein intensiver Zweikampf", sagte Teamchef Wolff. Davon geht auch Rosberg aus. "Es ist immer noch ein weiter Weg", sagte der 31-Jährige. Und doch weiß auch er: Der Triumph ist so nah wie nie.

(dpa)
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