Sao Rosberg erneut vor Weltmeister Hamilton

Sao · Nach dem Großen Preis von Mexiko gewann der deutsche Mercedes-Pilot auch das Formel-1-Rennen in Brasilien vor seinem Teamrivalen. Ferrari-Fahrer Vettel wird Dritter. Damit steht Rosberg erneut als WM-Zweiter fest.

Paulo (sid) In aller Ruhe gönnte sich Mercedes-Fahrer Nico Rosberg einen Schluck aus der riesigen Champagnerflasche, dann streckte er den Daumen in die Luft und ließ sich von den singenden Fans in Sao Paulo feiern. Der neue und alte Vizeweltmeister sicherte sich mit seinem Sieg beim Großen Preis von Brasilien vor Champion Lewis Hamilton immerhin den Trostpreis - für Euphorie sorgte WM-Rang zwei kurz vor Ende einer enttäuschenden Saison aber nicht.

"Es fühlt sich super an, Rennen zu gewinnen", sagte Rosberg nach seinem zweiten Sieg in Folge mit müdem Lächeln. Doch die Vize-WM war nicht mehr als ein schöner Nebenaspekt, zu sehr schmerzt die schon seit drei Wochen feststehende Niederlage im Titelduell mit Stallrivale Hamilton: "Ich habe keine Erklärung, warum es jetzt auf einmal so gut läuft. Wenn ich es wüsste, wäre alles etwas einfacher." Zudem bestehe angesichts der verheerenden Attentate am Freitag in Paris ohnehin kein Grund zu ausgelassener Freude. "Es ist alles relativ heute", sagte der 30-Jährige, für den es der 13. Sieg war.

Aggressiv und nervenstark hatte er Hamilton zuvor über 71 schweißtreibende Runden in Interlagos in Schach gehalten - und dabei all die Eigenschaften gezeigt, die in den vergangenen Monaten zu oft gefehlt hatten. Ferrari-Pilot Sebastian Vettel kann nun trotz Rang drei hinter den Silberpfeilen beim Saisonfinale in Abu Dhabi (29. November) im WM-Klassement nicht mehr an Rosberg vorbeiziehen. "Wir waren näher dran als in vielen anderen Rennen, aber trotzdem irgendwie im Niemandsland", sagte Vettel.

Pole-Setter Rosberg schwärmte derweil von einem "perfekten Wochenende, ich wurde herausgefordert, habe aber alles kontrolliert und Lewis keine Chance gegeben". Auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sprach von einem souveränen Auftritt: "Nico hat sich keine Blöße gegeben. Bei Lewis sind vielleicht der Druck und das Adrenalin abgefallen. Lewis hat den Titel gewonnen, aber Nico zeigt seine ganze Klasse." Auch Mercedes-Teamaufseher Niki Lauda, selbst dreimal Formel-1-Weltmeister, war begeistert: "Besser als jetzt kann es gar nicht gehen", sagte der Österreicher nach dem elften Doppelerfolg. Damit haben Hamilton und Rosberg ihre Marke aus dem Vorjahr schon vor dem Saisonfinale in zwei Wochen eingestellt.

Auf der 4,309 km langen Berg- und Talbahn in Interlagos durfte auch Force-India-Pilot Nico Hülkenberg zufrieden sein. Der Emmericher, den der ADAC am Vorabend in Ismaning in Abwesenheit feierlich zu Deutschlands Motorsportler des Jahres gekürt hatte, fuhr auf den starken sechsten Rang. "Wir haben heute den fünften Platz in der Konstrukteurs-WM gesichert, das beste Ergebnis in der Geschichte von Force India", sagte Hülkenberg: "Damit kommen auch ein paar Euros mehr in die Kasse."

Angesichts der Startaufstellung mit Rosberg, der zum fünften Mal in Folge das Qualifying gewonnen hatte (insgesamt zum sechsten Mal), vor Hamilton und Vettel konnte der Engländer seinem ungeliebten Teamkollegen theoretisch als Puffer dienen. Doch der Titelverteidiger hatte andere Pläne. "So weit ich weiß, fahren wir hier immer noch Autorennen", hatte Hamilton im Vorfeld gesagt, und er ließ seinen Worten auch Taten folgen.

In der ersten Kurve attackierte er Rosberg hart, doch der in Monte Carlo lebende Wiesbadener steckte nicht zurück. Anders als noch vor drei Wochen in Austin (USA), als er sich in der ersten Kurve von der Piste drängen ließ, machte Rosberg diesmal "die Tür zu". In der Folge entwickelte sich ein enges, spannendes Duell an der Spitze. Hamilton knabberte im Windschatten immer mehr von Rosbergs Vorsprung ab, lag nach einem Drittel des Rennens nur 0,4 Sekunden zurück - doch Rosberg blieb Herr der Lage und bot keine Angriffspunkte. In der Folge fiel Hamilton, der seine Reifen schonen musste, zunächst zurück. Erst in der Schlussphase wurde das Duell aufs Neue eröffnet. Hamilton war plötzlich wieder in Schlagdistanz - doch Rosberg fuhr abgeklärt zum Trostpreis.

Wie 2014 blieb Hamilton nur der zweite Platz. In Sao Paulo konnte der Brite noch nie gewinnen. Auch auf dem Red Bull Ring in Spielberg und dem Kurs von Mexiko-Stadt war er noch nicht erfolgreich - doch die gehören erst seit 2014 (Österreich) und 2015 zum Programm.

(RP)
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