Rio De Janeiro Nach dem Sieg direkt zum Training

Rio De Janeiro · Kanu-Olympiasieger Rendschmidt/Groß müssen heute noch im Vierer ran.

Hand in Hand sprangen Max Rendschmidt und Marcus Groß nach ihrem Goldcoup mit einem mächtigen Satz aufs Siegerpodest. Die Nationalhymne sangen die Olympiasieger im Kajak-Zweier zwar ein bisschen verhalten mit, doch ein spitzbübisches Dauergrinsen bekamen sie nicht mehr aus dem Gesicht. Mit einer kurzfristigen Taktikänderung hatten die Weltmeister die Konkurrenten im Finale düpiert, eine rauschende Siegesfeier gab es aber nicht mehr.

"Die Medaille kommt zwar auf meinen Nachttisch. Aber ansonsten werden wir Pizza essen und mit Wasser anstoßen", sagte Groß. Hintergrund der Zurückhaltung trotz ihres größten Erfolges: Beide sitzen noch im Kajak-Vierer und wollen morgen eine weitere Medaille gewinnen. Nur zwei Stunden nach ihrer grandiosen Goldfahrt trainierte das Duo aus Essen und Berlin auf der Lagoa Rodrigo de Freitas schon wieder gemeinsam mit Max Hoff (Essen) und Tom Liebscher (Dresden), mit denen sie heute den Vorlauf bestreiten werden. "Sie haben ja erst Teil eins ihrer Mission erfüllt", sagte Verbandspräsident Thomas Konietzko, Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV).

Dies gelang ihnen aber mit Bravour. Nach einem verhaltenen Start zogen sie der versammelten Weltelite unwiderstehlich davon. 250 Meter vor dem Ziel betrug ihr Vorsprung scheinbar beruhigende 2,03 Sekunden, doch dann kam das serbische Boot mit Marko Tomicevic/Milenko Zoric förmlich angeflogen. Die Deutschen retteten nach 1000 Metern aber 0,188 Sekunden ihres Vorsprungs ins Ziel. Ein banger Blick auf die Anzeigetafel brachte Gewissheit: Olympiasieger.

"Bevor ich gejubelt habe, musste ich mich erst vergewissern, für welchen Platz", sagte Groß. "Es war unser Plan, in der Mitte wegzufahren. Das haben wir am Abend vor dem Rennen festgelegt. Damit haben wir den Rest überrascht", sagte der 26 Jahre alte Bundespolizist. Der vier Jahre jüngere Rendschmidt räumte allerdings ein, dass das Rennen "keinen Meter länger sein durfte". Und so gab es ein Selfie mit den anderen Medaillengewinnern und ein Sonderlob von Konietzko. "Sie sind noch sehr jung. Als Favoriten so eine Leistung abzurufen, ist aller Ehren wert", sagte der DKV-Präsident.

Weiteren Grund zum Jubeln gab es für die deutsche Flotte am zweiten Finaltag nicht. Franziska Weber (Potsdam) wurde im Kajak-Finale über 500 Meter ebenso Fünfte wie Ronald Rauhe (Potsdam) mit Liebscher im Kajak-Zweier über die 200-m-Sprintdistanz.

"Wir sind aber voll im Plan", sagte Konietzko, der vor den Wettbewerben sechs Medaillen als Ziel ausgegeben hatte. Sebastian Brendel (Potsdam) hatte Gold im Canadier-Einer über 1000 Meter geholt, Silber gab es für Weber mit Tina Dietze (Leipzig) im K2 über 500 Meter. Größte Medaillenhoffnungen in den noch ausstehenden vier Entscheidungen sind die Kajak-Vierer der Männer und Frauen sowie das Duo Brendel/Jan Vandrey (Potsdam) im Canadier über 1000 Meter.

"Wenn es am Ende nur fünf Medaillen werden, und dabei sind drei in Gold, dann ist das auch in Ordnung", sagte Konietzko. Rendschmidt/Groß wollen dazu beitragen, die Bilanz weiter aufzupolieren. "Jetzt kommt für uns die Zugabe", sagte Groß. Am Samstagabend soll dann auch richtig gefeiert werden. Ohne Wasser.

(SID)
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