Schumacher-Managerin im Interview "Die Formel 1 ist für Mick noch weit weg"

Misano Adriatico · Mick Schumacher ist mit viel Schwung in die italienische Formel 4 gestartet, die Erfolge von Misano verstärken das ohnehin schon große Interesse an den Leistungen des Sohnes von Michael Schumacher.

Mick Schumacher glänzt beim Saisonauftakt der Formel 4
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Mick Schumacher glänzt zum Saisonauftakt

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Foto: dpa, nic hpl

Seine Managerin Sabine Kehm spricht im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst über die sportliche und persönliche Entwicklung des 17-Jährigen, über die erste Saison in Italien und über die Gründe für dosierte Öffentlichkeitsarbeit.

Frau Kehm, mit zwei Siegen in den ersten beiden Rennen ist Mick Schumacher perfekt in die italienische Formel 4 gestartet. War das eine Überraschung, auch für ihn selbst?

Sabine Kehm "Mick ist natürlich mit den Erwartungen ins Wochenende gegangen, hier eine gute Leistung abzuliefern. Jeder von den Jungs will hier gewinnen. Aber dass es so gut läuft, war für uns alle überraschend und total klasse."

Mick ist ja noch immer relativ frisch im Formel-Sport. Inwieweit hat ihm das vergangene Jahr in der ADAC Formel 4 in seiner Entwicklung geholfen?

Kehm "Man merkt Mick schon an, dass er ein ganzes Jahr gefahren ist. Es war ein großer Schritt vom Kart in den Formel-Sport, nicht nur sportlich, sondern auch für seine Persönlichkeit. Jahrelang außerhalb der Öffentlichkeit zu sein und dann plötzlich den Schritt in die Öffentlichkeit zu machen, ist nicht so einfach. Er hatte ein sehr interessantes und lehrreiches Jahr. Man hat schon im Laufe der Saison gemerkt, dass er die Sachen für sich viel besser zusammenkriegt. Jetzt ist er natürlich ein Jahr älter, ein ganzes Jahr erfahrener, konzentrierter und hat sich mental einfach stark weiterentwickelt."

Es wurde vor dieser Saison bereits über einen schnellen Aufstieg in die Formel 3 spekuliert. War das tatsächlich eine Option?

Kehm "Das haben wir uns kurz überlegt, sind dann aber relativ schnell davon abgekommen; und wenn ich wir sage, spielt Peter Kaiser mit seinem Wissen und seiner Erfahrung eine sehr wichtige Rolle. Wir glauben, es ist eine sehr gute Entscheidung, noch ein Jahr Formel 4 zu fahren. Wir möchten, dass Mick in diesen zwei Jahren die breitestmögliche Ausbildung als Rennfahrer bekommt, die er dann später hoffentlich sehr gut nutzen wird."

Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang der Wechsel zu Prema?

Kehm "Das ist ein Schritt zu einem extrem erfahrenen und professionellen Team, es bringt neue Erfahrungen, neue Arbeitsweisen. Dazu kommt die internationale Komponente, die im Motorsport ebenfalls sehr wichtig ist. Für uns war das eine sehr gute Entscheidung, Mick fühlt sich hier sehr wohl und ist mit offenen Armen empfangen worden."

Ist es für ihn auch ein besonderer Reiz, auf diesen berühmten italienischen Strecken um Meisterschaftspunkte zu fahren?

Kehm "Es ist grundsätzlich toll für ihn, neue Strecken kennenzulernen. Auch das war ein Grund, warum wir zunächst in der deutschen und in der italienischen Formel 4 antreten. Und natürlich ist das Land Italien besonders, natürlich haben Strecken wie Monza und Mugello für Mick klangvolle Namen."

Einige erwarten, dass Mick mit seinen 17 Jahren regelmäßig Interviews gibt, in Kameras spricht. Warum setzen Sie aktuell lieber auf eine dosierte Öffentlichkeitsarbeit?

Kehm "Für uns soll zunächst beim Aspekt Ausbildung Vorrang haben, dass Mick sportlich möglichst breit aufgestellt ist. Und wir wollen das Gefühl haben, dass er alles möglichst in Ruhe und konzentriert lernen kann. Alles andere kommt dann später, und alles andere ist momentan auch nicht so wichtig. Das Thema Medien ist in unseren Augen noch nicht ganz so entscheidend. Man darf nicht vergessen, dass er einfach noch sehr jung ist. Andere Jungs in dem Alter stehen auch nicht ständig vor der Kamera."

Der Name Schumacher weckt natürlich Erwartungen, eine Zukunft in der Formel 1 spielt dabei eine große Rolle. Dreht sich für Mick auch alles um dieses eine Ziel?

Kehm "Die Formel 1 ist natürlich im Hintergrund ein Thema, für jeden dieser Jungs. Aber es spielt im täglichen Arbeiten und Denken keine Rolle. Mick ist momentan darauf fokussiert, mit dem Team gut zusammenzuarbeiten und anständige Leistungen zu liefern. Bis jetzt war es super. Aber man darf auch nicht erwarten, dass es automatisch so weitergeht. Wir werden jetzt das erste Rennen in Deutschland fahren, wir erwarten, dass die Wettbewerbsfähigkeit dort höher ist. Man muss jetzt Schritt für Schritt gehen. Das Thema Formel 1 ist wirklich noch weit weg."

(sid)
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