Mann stand am Streckenrand Zuschauer stirbt nach Unfall bei der Rallye Dakar

Salta · Die berüchtigte Rallye Dakar hat erneut ein Todesopfer gefordert. Am Samstag starb ein 63 Jahre alter Zuschauer bei einer Kollision mit einem Rallye-Wagen.

Die Todesopfer der Rallye Dakar
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Foto: dpa

Der tragische Unfalltod eines Zuschauers, mangelhafte Sicherheit an den Rennstrecken und völlig überforderte Organisatoren: Die 38. Rallye Dakar versinkt kurz vor dem Ruhetag im Chaos. Am Samstag wurde ein 63 Jahre alter Fan bei Kilometer 82 der Wertungsprüfung zwischen Uyuni/Bolivien und Salta/Argentinien vom heranrasenden Franzosen Lionel Baud erfasst. Für den Zuschauer kam jede Hilfe zu spät, die anrückenden Rettungskräfte konnten nur noch seinen Tod feststellen.

Wieder einmal beherrscht die Sicherheits-Debatte die Schlagzeilen und drängt den Sport in den Hintergrund. Der verstorbene Zuschauer ist das 67. Todesopfer in der Geschichte der Marathon-Rallye. Der Veranstalter ASO äußerte sich zum Vorfall bislang nur sporadisch - eine kurze Pressemitteilung mit Trauerbekundungen - und dann kehrte man wieder zum Alltag zurück. Die Etappe wurde normal beendet, nur bei den Motorrädern war nach dem ersten Teil der Wertungsprüfung aufgrund eines Unwetters vorzeitig Schluss.

Die ASO nannte weder Details zum Unfall noch Informationen, wie derartige Zwischenfälle künftig vermieden werden sollen. Klar ist derzeit nur, dass der Zuschauer alleine unterwegs war. Ob er sich zum Zeitpunkt des Unfalls auf der Rennstrecke befand, oder ob Lionel Baud im erneut schweren und nassen Terrain die Kontrolle über seinen Mitsubishi verlor und von der Piste abkam, sollen die bolivianischen Behörden klären.

Die ASO hält sich in typischer Manier aus den Ermittlungen zurück, dabei ist es die dringende Aufgabe der Franzosen, endlich ein besseres Sicherheitskonzept auszuarbeiten. Schon beim Prolog am vergangenen Samstag war es zu einem Zwischenfall gekommen, als die Chinesin Guo Meiling im Mini von der Strecke abkam und mehrere Zuschauer verletzte - drei von ihnen schwer. Trotz dieser drastischen Warnung lernte die ASO offensichtlich nicht dazu.

Zu chaotisch waren die Zustände bei der siebten Etappe am Samstag. Bei der Zielankunft fanden sich die Piloten nach kräftezehrenden 336 km gegen die Uhr und vielen weiteren auf der Straße plötzlich in einer Menschenmenge wieder. Die Fahrer wurden von Fans, unter ihnen zahlreiche Kinder, umzingelt, fotografiert und steckten teils minutenlang fest. Sicherheitskräfte suchte man zu diesem Zeitpunkt vergebens. Die ersten Kilometer der Wertungsprüfung am Morgen führten zudem über eine öffentliche Schotterstraße, die vom Gegenverkehr frei befahrbar war.

Es wäre allerdings zu einfach, die Schuld nur bei der ASO zu suchen. Mehrere hundert Kilometer lange Pisten ganz abzusichern, ist logistisch kaum möglich. Es sind auch die Fans, die die schnellen Autos, Motorräder, Trucks und Quads nicht einschätzen können und sich dadurch leichtsinnig in Lebensgefahr bringen.

"Die Zuschauer tauchen an den ungewöhnlichsten Stellen auf und feuern uns an, dabei ist das extrem gefährlich", sagte der spanische Mini-Pilot Nani Roma dem SID in Argentinien.

Für die sportbegeisterte Bevölkerung in Südamerika ist die Dakar vor allem ein riesiges Spektakel, ein Einblick in eine für viele völlig fremde Welt aus PS, Geld und dröhnenden Motoren. Dass dabei eine ganz reelle Gefahr durch die heimischen Straßen und Felder rast, begreifen jedoch nur die Wenigsten.

(can/ems/sid)
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