Nürburgring wird 90 Triumphe und Tragödien in der "Grünen Hölle"

Köln · Am Sonntag wird der Nürburgring 90 Jahre alt. Er blickt zurück auf Triumphe und Dramen - und hofft auf eine Rückkehr der Formel 1.

 Nach einem Zusammenstoß auf dem Nürburgring brennt der Ferrari des Formel-1-Piloten Niki Lauda.

Nach einem Zusammenstoß auf dem Nürburgring brennt der Ferrari des Formel-1-Piloten Niki Lauda.

Foto: dpa

In 90 Jahren "Grüne Hölle" war auch dieser Sommertag im Jahr 1976 nicht viel mehr als ein Wimpernschlag. Doch wie so viele Nürburgring-Momente bleibt er in Erinnerung, eingebrannt in die Geschichte des Motorsports. Niki Laudas Ferrari schießt über die Nordschleife, kracht in eine Felswand und geht in Flammen auf. 55 endlose Sekunden ist der Österreicher gefangen in seinem schmelzenden Boliden - er überlebt wie durch ein Wunder.

Laudas Feuerunfall war eines von unzähligen erinnerungswürdigen Ereignissen auf dem Nürburgring, der an diesem Sonntag runden Geburtstag feiert. Seit der Eröffnung im Jahr 1927 wurden in der Eifel Legenden geboren, Triumphe gefeiert, Tragödien beweint. Und nach schwierigen Jahren hofft der Kurs rund um das Jubiläum wieder auf eine Rückkehr der Formel 1.

Mit Liberty Media, den neuen Eigentümern der Königsklasse, stehe man in Kontakt, sagte Geschäftsführer Mirco Markfort dem SID: "Wir sind nach wie vor daran interessiert, einen Großen Preis von Deutschland durchzuführen." Man freue sich, mit Liberty "zukunftsorientierte Veranstaltungsformate" besprechen zu können.

Legendäre Nordschleife

Der Grand-Prix-Kurs erfüllt weiterhin alle Voraussetzungen für die Formel 1 - berühmt und berüchtigt ist der Nürburgring freilich für seine Nordschleife. Ganze Fahrergenerationen hatten ein widersprüchliches Verhältnis zu ihr.

"Wer sagt, dass er sie liebt, der lügt dich an", erzählte Jackie Stewart einst. Der dreimalige Weltmeister ist eng mit dem Ring verbunden, er selbst gab ihm den weltberühmten Beinamen. Von einer "schönen, grünen Hölle" sprach er Ende der 1960er Jahre. Da schwang vor allem Ehrfurcht mit vor einer viel zu oft todbringenden Herausforderung - "schwierig zu fahren, leicht zu sterben", so fasste es Jochen Rindt einmal zusammen.

Auf mehr als 20 Kilometern sind über 170 Kurven zu absolvieren, die Boliden rasen Steigungen von bis zu 17 Prozent hinauf. Eingerahmt ist das Asphaltband von Felsen, Bäumen und Gräben. Mit den hochgezüchteten Formel-1-Boliden der 1970er-Jahre wurde das irgendwann so gefährlich, dass die Fahrer die Reißleine zogen.

Angeführt von Stewart erhoben sich die Piloten im Jahr 1970, sie boykottierten den Großen Preis von Deutschland in der Eifel und machten sich damit ziemlich unbeliebt. Der Brite erhielt sogar Morddrohungen. Doch das kümmerte ihn nicht. "Wer einmal mit einem Formel-1-Auto über den Nürburgring gerast ist", sagt er, "für den ist Todesangst sowieso nichts Neues."

Nach dem Eklat kam die Königsklasse noch einmal für sechs Jahre zurück, doch ihr Ende auf der Nordschleife war eingeleitet - und ausgerechnet mit Laudas fatalem Unfall nahm sie 1976 Abschied. Der Crash steht seither wie ein Mahnmal für die Gefahren der Grünen Hölle.

Boom und Millionengrab

Doch auch zahlreiche große Tage des Rennsports sind untrennbar mit ihr verbunden, seit Rudolf Caracciola vor 90 Jahren das Eröffnungsrennen gewann. In der Eifel wurden die Silberpfeile geboren, als Mercedes-Sportchef Alfred Neubauer im Jahr 1934 die weiße Farbe von seinen Autos schleifen ließ. 20 Jahre später lockten die Mercedes-Boliden mehr als 300.000 Zuschauer zum Grand Prix.

Und ab Mitte der 90er Jahre, als die Formel 1 an die Nürburg zurückkehrte, erlebte die Eifelregion den Boom um Michael Schumacher in vollem Umfang. Bald sollten allerdings die unrühmlichsten Kapitel folgen. Mit dem "Projekt Nürburgring 2009" wurde die stolze Rennstrecke zum Millionengrab für Steuergelder und beschäftigte jahrelang die Gerichte. 2012 folgte die Insolvenz, 2014 der Verkauf.

Mittlerweile gehört der Ring der NR Holding AG um den russischen Milliardär Wiktor Charitonin. Dieser halte sich im Hintergrund, sagt Geschäftsführer Markfort. Man sei nun ein "normales mittelständisches Unternehmen mit einer gewissen Ausstrahlung". Und mit der Hoffnung auf eine Rückkehr der Formel 1.

(sid)
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