Nach Aus bei Aprilia Bradl: "Weiß nicht, wie es weitergeht"

Assen/Köln · Stefan Bradl droht nach fünf Jahren das Aus in der Königsklasse MotoGP. Aprilia ersetzt den Zahlinger zur kommenden Saison, es gibt kaum noch Alternativen.

Das ist Stefan Bradl
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Foto: AFP

Läuft es ganz schlecht, steht Stefan Bradl im kommenden Jahr auf der Straße. Durch das Aus bei Aprilia droht dem 26-Jährigen zum Ende der Saison nach fünf Jahren ein Abschied aus der MotoGP oder im schlimmsten Fall ein Abschied von der Rennstrecke. Immerhin kann Bradl sich jetzt ernsthaft mit Alternativen auseinandersetzen.

"Momentan ist alles offen. Ich weiß nicht, wie es weitergeht", sagte Bradl vor dem Großen Preis der Niederlande in Assen Motorsport-Magazin.com: "Ich will natürlich so schnell wie möglich meine Zukunft klären. Man muss sich in so einer Situation aber auch genug Zeit nehmen, um alle Möglichkeiten abzuwägen."

Aprilia hat entschieden, die Option auf eine Vertragsverlängerung nicht zu ziehen. Bradl wird nach eineinhalb Jahren bei den Italienern von Aleix Espargaro ersetzt, der gleichaltrige Spanier ist derzeit für Suzuki unterwegs. Zwar ist noch nichts offiziell, die Unterschrift aber wohl nur eine Formsache.

Aprilia entscheidet sich gegen Bradl

Teammanager Fausto Gresini bestätigte die weit fortgeschrittenen Verhandlungen am Rande des ersten freien Trainings am Freitag, lobte Bradl aber ausdrücklich. "Er ist ein guter Fahrer. Er arbeitet hart, ich bin mit ihm sehr zufrieden", sagte der frühere 125er-Weltmeister bei Eurosport - der Italiener hätte ihn gerne behalten: "Es ist eine Aprilia-Entscheidung, nicht meine."

Bradl nahm die schlechte Nachricht relativ gelassen hin: "Jetzt ist bei mir zumindest eine gewisse Erleichterung da, weil ich endlich weiß, was Sache ist. Natürlich ist das enttäuschend, aber so ist unser Geschäft eben mal. Deshalb geht die Welt jetzt auch nicht unter."

Mit dem Deal ist der letzte offene Platz bei einem Werksteam für 2017 vergeben. Bradl steht im Abseits, weil er durch die Klausel im Aprilia-Vertrag bisher bei keinem anderen Team zusagen konnte. Als die anderen Fahrer ihre Zukunft sicherten, waren ihm die Hände gebunden. Es gab einige Wechsel, mit KTM kommt ein neuer Hersteller. Und doch guckt Bradl in die Röhre.

Moto2-Klasse ist eine Möglichkeit

Da sich genau dieses Szenario schon länger ankündigte, hat sich Bradl längst mit anderen Wegen beschäftigt. Eine Rückkehr in die leichtere Moto2-Klasse, in der er 2011 Weltmeister wurde, ist eine Möglichkeit. Auch ein Engagement in der weniger populären Superbike-WM könnte zum Thema werden. Bradl muss nun in alle Richtungen schauen. Die bessere Variante wäre sicher die Moto2. Beim deutschen Team Intact GP wird eine Maschine frei, weil Jonas Folger (Tordera/Spanien) in die MotoGP zu Tech3-Yamaha geht.

Dass der siebenmalige Grand-Prix-Sieger Bradl ausgerechnet in diesem Jahr Probleme hat, ist bitter. Der erfolgreichste Deutsche seit Bestehen der MotoGP fährt eine grundsolide Saison, kam in sieben Rennen nur einmal nicht ins Ziel und schaffte es dreimal in die Top 10. Bradl ist im Fahrerfeld etabliert und wurde in seinen ersten drei MotoGP-Jahren bei LCR-Honda WM-Achter, -Siebter und -Neunter.

Auch damals wollte ihn das Team halten, der Hersteller aber nicht. Bradl wechselte zur Saison 2015 zu Forward-Yamaha, kündigte dort nach einem halben Jahr wegen der großen Probleme beim Rennstall wieder und kam schnell bei Aprilia unter. Eine solche Tür geht diesmal nicht auf.

(old/sid)
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