DTM Die Hintergründe zum Mercedes-Ausstieg

Stuttgart · Wie sieht die Zukunft der DTM ohne Mercedes nach 2018 aus? Im Deutschen Tourenwagen Masters wird nach der Ausstiegsankündigung des Rekordchampions gerätselt, wie es weitergehen könnte.

 Ein Mercedes in der DTM: Solche Bilder wird es in Zukunft nicht mehr geben.

Ein Mercedes in der DTM: Solche Bilder wird es in Zukunft nicht mehr geben.

Foto: dpa, nar jai jhe

Ausstieg aus der DTM, rein in die Formel E - was bedeutet die Neuausrichtung von Mercedes für die deutsche Tourenwagenserie? Die beiden Konkurrenten BMW und Audi wollen die Lage analysieren und neu bewerten, weitere Konsequenzen nicht ausgeschlossen. Für den neuen DTM-Boss Gerhard Berger ist es eine heikle Zeit. Für die Formel E ist es der nächste Schritt auf dem Weg zu einer echten Alternative zur Motorsport-Königsklasse Formel 1.

Warum steigt Mercedes aus der DTM aus?

Technisch bietet die DTM wenig Spielraum und ist daher keine große Bühne für Innovationen eines Automobil-Herstellers. Gefahren wird derzeit noch immer mit V8-Motoren. Hinzu kommen immer wiederkehrende Diskussionen ums Reglement. Mal geht es um Zusatzgewichte, aber auch um die Einführung neuer Triebwerke. Für 2017 waren zunächst Turbos angekündigt, die Einführung wurde auf 2019 verschoben. Begrenzt ist der Markt: Fünf der neun Rennwochenenden finden 2017 in Deutschland statt, es gibt je einen Ausflug nach Russland, in die Niederlande, nach Österreich und Ungarn.

Warum steigt Mercedes in die Formel E ein?

Weil diese Serie für Hersteller in Zeiten von Diesel-Skandalen und Hybrid-Zukunft maßgeschneidert scheint. Gefahren wird mit vollelektrischen Autos. Das heißt: keine Abgase, Saubermann-Image. "Die Formel E ist für uns ein konsequenter Schritt, um die Leistungsfähigkeit unserer attraktiven batterieelektrischen Fahrzeuge zu demonstrieren", sagt Jens Thiemer, Marketing-Vizepräsident von Mercedes-Benz Cars. Motorsportchef Toto Wolff, der auch Teamchef in der Formel 1 ist, formuliert es so: "Für einen Hersteller ist die Formel E eine interessante Plattform, um die Elektrifizierung einem neuen Publikum vorzustellen."

Wo fährt die Formel E?

Die ePrix steigen in Metropolen wie New York, Paris oder Hongkong. Berlin war bislang dreimal Gastgeber. Die Rennen in den großen Städten dieser Welt bieten den Herstellern den direkten Weg zur Zielgruppe, einem urbanen Publikum mit Geld für Elektroautos.

Was machen BMW und Audi?

Beide wollen sich auch mit Werksteams in der Formel E engagieren: Audi vom kommenden Dezember an, BMW ab der Saison 2018/2019. Auf ihr DTM-Engagement wollten die Ingolstädter und Münchner deswegen aber eigentlich nicht verzichten. Das Mercedes-Aus nach 2018 könnte zum Umdenken führen. "Es gilt, diese neue Situation mit allen Beteiligten zu analysieren, Lösungen zu finden und etwaige Alternativen zur DTM zu bewerten", sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass.

Welche Alternativen hätten BMW und Audi?

Mercedes setzt neben den Formel-E-Plänen vor allem auf sein Formel-1-Engagement. BMW stieg nach der Saison 2009 aus der Königsklasse aus. Die offizielle Tourenwagen-WM fristet nur ein Schattendasein. Audi hatte sich nach dem Vorjahr aus der Langstrecken-WM und den legendären 24 Stunden von Le Mans verabschiedet. Ein Ausstieg aus der DTM dürfte BMW und Audi daher schwerer fallen als Mercedes.

Wie reagieren die DTM-Macher?

Die ITR als Trägerorganisation und Vermarkter der DTM würde den Schritt von Mercedes bedauern, hieß es. Man müsse die Entscheidung sportlich fair respektieren. Der ITR bleibe Zeit, die Situation zu analysieren und ein tragfähiges Konzept für die Zukunft aufzusetzen.

Welche weiteren Wirkungen hat das Mercedes-Aus?

Ob die ARD nach dieser Saison als übertragender Exklusiv-Sender dabei bleibt, ist offen. Laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" soll die ARD Interesse an der Formel 1 haben und zum nächsten Jahr RTL ablösen wollen. DTM-Boss Gerhard Berger soll demnach auch schon Kontakt zu RTL aufgenommen haben. Das war allerdings vor der Mercedes-Ankündigung. Für die Verhandlungen mit Sendern über die DTM-Übertragungsrechte dürfte die Mercedes-Ankündigung eher nachteilig wirken.

(dpa)
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