Deutsche Olympia-Hoffnung Abele ist aktuell der beste Zehnkämpfer der Welt

Ratingen · Beim Sportfest in Ratingen knackt der 29-Jährige aus Ulm die Bestmarke und löst das Ticket für die Olympischen Spiele.

Eindrücke vom Mehrkampf-Meeting
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Als auf der Anzeigetafel die Zahl 71,89 aufleuchtet, ist Arthur Abele nicht mehr zu halten. Er hüpft auf der Tartanbahn des Stadions in Ratingen auf und ab, schreit seine Freude heraus. Sekunden zuvor hatte der Zehnkämpfer den Speer auf eben diese 71,89 Meter geschleudert - und sicherte sich mit diesem Wurf sein Ticket zu den Olympischen Spielen in Rio.

Dafür brauchte es beim 20. Ratinger Mehrkampf-Meeting nur noch einen ordentlichen 1500-Meter-Lauf, den er abliefern musste. Und Abele lieferte: Statt die Mehrkampf-Norm von 8100 Punkten nur zu knacken, stellte der Ulmer mit 8608 Punkten eine neue Jahresweltbestleistung auf (bisher der Kanadier Damian Warner mit 8526). Damit belegt der 29-Jährige den achten Platz in der ewigen deutschen Bestenliste. Zweiter in Ratingen wurde Kai Kazmirek mit 8323 Punkten

"Dieses Ergebnis ist so eine krasse Bestätigung für mich", sagte Abele. "Ich wusste, dass ich es trotz aller Rückschläge noch kann." Und davon gab es genug: Im April 2015 riss sich Abele die Achillessehne gerade zu dem Zeitpunkt, als er sich nach rund sieben Jahren ohne komplett absolvierten Mehrkampf mit dem zweiten Platz bei der Hallen-Europameisterschaft zurückgemeldet hatte. Doch der Blondschopf gab sich nicht auf.

"Direkt nach der Verletzung hat mir Arthur geschrieben, dass er noch stärker zurückkommen würde", sagte Idriss Gonschinska, Cheftrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). "Aber dass er so phänomenal auftrumpfen würde, hätte ich nicht gedacht."

Abele pulverisierte vor insgesamt 4000 Zuschauern an den beiden Tagen seine Bestleistungen im Kugelstoßen, Diskuswurf und Speerwurf, stellte in letzterer Disziplin sogar einen neuen Ratinger Meeting-Rekord auf. Und das bei teilweise widrigsten Wetterbedingungen. An beiden Wettkampftagen goss es zwischenzeitlich wie aus Kübeln. "Das war für die Athleten furchtbar. Das Wetter hat Arthur sicherlich noch einige Punkte gekostet", sagte Trainer Gonschinska. "Von daher kann man seine Leistung gar nicht genug würdigen."

Zumal Abele für Rio durchaus noch Reserven sieht. "Die Hürden habe ich ziemlich verhauen", sagte er. "Ich bin dreimal fast gestürzt, war eine halbe Sekunde langsamer als normal. Auch beim Weitsprung bin ich auf Sicherheit gegangen."

Abele rechnete einmal hoch: All seine Bestleistungen zusammen würden etwa 8950 Punkte ergeben. Diese alle in einem Wettkampf zu bringen, ist natürlich utopisch. "Aber ich möchte so nah wie möglich herankommen", sagt der frischgebackene Vater, der seinen elf Wochen alten Sohn als größten Ansporn zu Bestleistungen sieht. "Das gibt mir so viel Kraft", betont Abele.

Auf seine voraussichtlich letzten Olympischen Spiele freut sich Abele einfach nur. "Es war ein so harter, steiniger Weg", sagt er. "Und ich bin so stolz, dass wir das geschafft haben." Auch Trainer Gonschinska strahlt. "Am Beispiel Abele", sagt er, "sieht man, dass Sportler auch nach schweren Verletzungen immer unser Vertrauen verdient haben."

(RP)
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