Umstrittenes Verhalten bei Siegerehrung Anzeige gegen Olympiasieger Harting erstattet

Christoph Harting droht Ärger. Für den Diskus-Olympiasieger könnte sein umstrittenes Verhalten während der Siegerehrung in Rio de Janeiro Konsequenzen haben.

Olympia 2016: Christoph Harting tanzt bei der Siegerehrung
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Christoph Harting tanzt bei der Siegerehrung

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Christoph Harting winkte und lächelte freundlich ins Publikum, als er unter dem Beifall der Zuschauer mit einem Fahrradtaxi ins Olympiastadion gefahren wurde. Die Stimmung beim ISTAF in Berlin war am Samstag trotz seiner krankheitsbedingten Absage bestens, doch zwei Wochen nach dem Ende der Sommerspiele in Rio de Janeiro drohen dem Diskus-Olympiasieger nun möglicherweise ernsthafte Konsequenzen.

Sein umstrittenes Verhalten während der Siegerehrung in Brasilien hat eine Privatperson dazu veranlasst, Anzeige gegen den Angehörigen der Bundespolizei zu erstatten. Das bestätigte Jochen Maron, Leiter der Bundespolizeisportschule in Kienbaum und Vorgesetzter von Harting, der Zeitung Welt am Sonntag, die als erste von dem Vorfall berichtete.

Darüber hinaus soll auch ein internes Verfahren bei der Bundespolizei eingeleitet werden. Maron wollte das auf Nachfrage zwar nicht bestätigen, sagte aber auch: "Ich stehe dem Verhalten von Christoph Harting sehr kritisch gegenüber. Dieser Vorfall wird auch in jedem Fall noch nachbereitet."

Als bei der Siegerehrung in Rio die deutsche Fahne hochgezogen und die Nationalhymne gespielt wurde, hatte sich der Überraschungssieger für viele völlig daneben benommen. Er verschränkte die Arme vor der Brust, pfiff albern vor sich hin und machte Faxen wie ein Halbstarker.

Anschließend zeigte er jedoch öffentlich Reue. "Ich war noch voller Energie. Ich hätte mit den Dingen vielleicht anders umgehen können. Ich wollte es genießen, auf meine Weise", hatte Harting gesagt: "Ich möchte mich bei allen, die sich auf den Schlips getreten fühlen, entschuldigen."

Dem 26 Jahre alten Harting soll bereits mitgeteilt worden sein, dass die Vorfälle noch gemeinsam aufgearbeitet werden. In Kürze soll ein persönliches Gespräch mit dem 2,07-m-Hünen folgen, bei dem wohl vor allem die moralische Komponente seines Auftritts diskutiert wird. Harting profitiert seit Jahren von der Sportförderung des Bundes, die durch das Geld deutscher Steuerzahler ermöglicht wird. Die Goldmedaillen-Prämie in Höhe von 20.000 Euro der Deutschen Sporthilfe wird Harting jedoch nicht erhalten. Zu Jahresbeginn hatte der 26-Jährige mitgeteilt, dass er auf die Förderung durch die Stifung verzichte, die im Gegenzug für die Fördervereinbarung fünf Prozent der persönlich erzielten Werbeeinnahmen einfordert.

Am Samstag wollte Harting beim ISTAF in Berlin ursprünglich seinen Saisonabschluss feiern, musste das mit Spannung erwartete Duell gegen seinen Bruder Robert, den Diskus-Olympiasieger von London, jedoch wegen eines fiebrigen Infekts kurzfristig absagen. "Die letzten Tage waren ziemlich schwer, ich hatte Fieber und Schüttelfrost", sagte Harting, der seine Saison für beendet erklärte, in einem kurzen Interview am Stadionmikrofon.

"Es war schade, dass er nicht mehr starten konnte", sagte Robert Harting. Doch in den kommenden Jahren werden weitere Familienduelle folgen, mindestens bis zur EM 2018 in der deutschen Hauptstadt. Der 31-Jährige kündigte nach dem ISTAF an, bei einem Sieg in seinem "Wohnzimmer" in zwei Jahren seine Karriere zu beenden. Sollte das nicht gelingen, sei für Robert noch ein weiteres Jahr drin.

Sein fünf Jahre jüngerer Bruder schaute derweil noch nicht zu sehr in die Zukunft, plant seinen nächsten Wettkampf in der Hauptstadt im Februar 2017 aber auch schon: "Das ISTAF in der Halle ist ein Pflichttermin."

Zuvor winkt ihm aber noch ein anderer Auftritt. Wie die Welt am Sonntag ebenfalls berichtete, liegt Christoph Harting ein Angebot des TV-Senders Pro7 für die Sendung Schlag den Star vor. Dabei soll ihm eine Gage von 60.000 Euro winken.

"Da es sich dabei um eine zu genehmigende Nebentätigkeit handelt, läuft derzeit ein Antrags- und Genehmigungsprozess, der darüber entscheiden wird, ob er teilnehmen darf", sagte Maron. Es soll bereits eine Entscheidung gefallen sein. Demnach darf Harting teilnehmen, muss seine Gage aber angeblich der Bundeskasse überlassen.

(sid)
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