Fokus auf die Leichtathletik-WM Leverkusen investiert in Spitzenklasse

Leverkusen · Pünktlich zur Leichtathletik-EM 2018 in Berlin verstärkt sich der TSV Bayer gleich mit mehreren Top-Athleten. Die Europameisterschaften sollen Festspiele für Leverkusen werden.

Gina Lückenkemper: Sprinterin mit Batterie-Erfolgsgeheimnis
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Das ist Gina Lückenkemper

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Foto: afp

Viele Jahre galt der TSV Bayer 04 als Hochburg für die Werfer, Mehrkämpfer und Springer. Deutschlands beste Sprinter hingegen gingen vorrangig für den TV Wattenscheid auf Medaillenjagd. Doch die Kräfteverhältnisse zwischen den beiden Großen in der nordrhein-westfälischen Leichtathletik könnten künftig ins Wanken geraten - denn die Leverkusener blasen pünktlich zur Heim-Europameisterschaft 2018 in Berlin (7. bis 12. August) zum Angriff.

Ein erstes Indiz dafür ist die Verpflichtung von Gina Lückenkemper. Die 20-Jährige wechselt zur neuen Saison von der LG Olympia Dortmund unters Bayer-Kreuz. Lückenkemper blieb bei den Weltmeisterschaften in London im August als erste deutsche Sprinterin seit 26 Jahren über 100 Meter im Vorlauf mit 10,95 Sekunden unter der Elf-Sekunden-Marke. "Das ist ein absoluter Kracher - anders lässt sich das gar nicht bezeichnen", sagt Jörn Elberding. Der 48-Jährige ist seit rund zwei Monaten Geschäftsführer der Leverkusener Leichtathleten und maßgeblich für die neue Strategie der Abteilung verantwortlich. Die lautet: gezielter in die Spitze und Talente investieren.

"Wir wollen ganz klar Athleten mit internationaler Perspektive fördern - und zwar von unten an, auch ab der U 18", sagt Elberding. In Konstanze Klosterhalfen (20) steht bereits eines der größten Lauf-Talente der vergangenen Jahrzehnte beim TSV unter Vertrag. Darüber hinaus starten der Olympia-Teilnehmer über 200 Meter, Aleixo-Platini Menga (30), und die U 20-Europameisterin über 4x100-Meter, Jennifer Montag (19), bereits für Leverkusen. "Wir versuchen, eine gute nationale Staffel aufzubauen, wobei der Anspruch auch immer international ist", sagt Elberding. Das vorhandene Fördergeld soll deshalb künftig vor allem den Spitzensportlern zugutekommen - auch, wenn man nach wie vor alle Disziplinen anbieten will. Athleten, die nicht zur Spitze gehören, würden ja allein schon von den "ausgezeichneten Rahmenbedingungen" in Leverkusen profitieren, sagt Elberding. Die Sauna, das Kältebecken, die "einzigartige Stabhochsprungmessanlage" seien für alle frei nutzbar. Hinzu kämen hervorragende Trainer und Trainingsbedingungen, betont der ehemalige Stabhochsprung-Bundestrainer.

Auch abseits der Lauf-Disziplinen rüsten die Leverkusener weiter auf. Gestern gab der Klub die Verpflichtung der deutschen Vorjahres-U 23-Meisterin im Speerwurf bekannt: Gwendolyn Fuchs (LT DSHS Köln) streift ab dem 1. Januar ebenso das Trikot mit dem Kreuz auf der Brust über wie Hammerwerfer Marc Okun (Leichlinger TV), der in diesem Sommer mit 71,52 Metern bester U 20-Werfer Deutschlands war. Am Donnerstag hatte Leverkusen bereits die Wechsel der deutschen Hammerwurf-Meisterin Carolin Paesler (LG Eintracht Frankfurt) sowie der mehrfachen 1500-Meter-Meisterin Denise Krebs (TV Wattenscheid) bekanntgegeben. Eine weitere Sprinterin sowie ein Nachwuchs-Zehnkämpfer sollen bis Ende des Jahres das ohnehin schon imposante Portfolio des Vereins weiter vergrößern.

Wenig Sorgen dürfte man sich in Leverkusen fast schon traditionell um die Springer machen. In dem gebürtigen Düsseldorfer Bo Kanda Lita Baehre (18) - aktueller deutscher Meister im Stabhochsprung -, seinen Disziplinkollegen Karsten Dilla und Tobias Scherbarth sowie Hochspringer Mateusz Przybylko ist der TSV auch in diesem Bereich gut aufgestellt.

Die Leichtathletik-EM im kommenden Jahr in Berlin könnte also zu Leverkusener Festspielen avancieren - angeführt von den beiden neuen Aushängeschildern Konstanze Klosterhalfen und Gina Lückenkemper.

(sb)
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