Leichtathletik Sieben Dopingfälle bei Kenia-Läufern

Russland, Kenia und kein Ende - Doping wirft erneut einen Schatten auf die Leichtathletik. Dabei geht es nicht nur um die sieben neuen Fälle, sondern auch um die brisante Frage: Muss nicht auch in dem afrikanischen Läufer-"Wunderland" endlich mal aufgeräumt werden?

 Emily Chebet wurde für vier Jahre suspendiert.

Emily Chebet wurde für vier Jahre suspendiert.

Foto: afp, dan/JH

Das Dopingproblem im Läuferland Kenia hat sich erneut verschärft und setzt den Leichtathletik-Weltverband IAAF in seiner schwersten Krise zusätzlich unter Druck. Nach dem Skandal in Russland, das derzeit suspendiert ist und um seine Olympia-Teilnahme bangen muss, sperrte der Verband des ostafrikanischen Landes auf einen Schlag sieben Athleten.

Dort zieht der Skandal immer weitere Kreise. Nach Informationen der ARD-Dopingredaktion sollen bereits in der kommenden Woche drei Spitzenfunktionäre suspendiert werden. Laut ARD-"Sportschau" vom Sonntagabend handele es sich um David Okeyo, Mitglied des Councils des Weltverbandes IAAF, seinen Vorgänger Isaiah Kiplagat und Joseph Kinyua, den Teamleiter der Nationalmannschaft.

"Die Ethik-Kommission sieht sich das an. Einer von ihnen, David Okeyo, ist ja schon nicht mehr zum jetzigen Treffen des IAAF-Councils gekommen. Und die Polizei ermittelt", sagte IAAF-Präsident Sebastian Coe in seinem ersten Interview für die ARD-Dopingredaktion.

Prominenteste Dopingsünderin ist die zweimalige Crosslauf-Weltmeisterin Emily Chebet. Ebenso wie sie wurden auch 400-Meter-Spezialistin Joyce Zakary und 400-Meter-Hürdenläuferin Koki Manunga für vier Jahre suspendiert. Beide Läuferinnen waren bei der Leichtathletik-WM im Sommer in Peking positiv getestet worden.

Wie bei Chebet, der Cross-Weltmeisterin von 2010 und 2013, wurde bei ihnen das Diuretikum Furosemid festgestellt. Diese Substanz kann Doping-Präparate verschleiern und steht deshalb auf der Verbotsliste. Auch Agnes Jepkosgei, Bernard Mwendia, Judy Jesire Kimuge und Lilian Moraa Marita wurden gesperrt.

Reaktionen zum Dopingskandal
Infos

Reaktionen zum Dopingskandal

Infos
Foto: dpa

Der Mythos von den Dauerläufern aus dem ostafrikanischen Hochland, die Ausdauer und Schnelligkeit in den Genen haben, bröckelt immer mehr. Immerhin 43 Leichtathleten aus Kenia sind bisher positiv getestet worden, allein 40 seit 2012. Längst wurden Stimmen laut, die Affären ähnlich wie in Russland gründlich zu untersuchen, Dopingsünder zu bestrafen und Kenias Leichtathletik-Verband ebenfalls zu suspendieren.

Für besonderes Aufsehen hatte in der jüngsten Vergangenheit Weltklasse-Marathonläuferin Rita Jeptoo gesorgt: Die 33-Jährige war nach einer Trainingskontrolle im September 2014 der Einnahme des Blutdopingmittels EPO überführt worden. Anfang des Jahres wurde sie für zwei Jahre gesperrt. Jeptoo hatte im Vorjahr die Läufe in Boston und Chicago gewonnen.

Unterdessen verschärft sich die Kritik der Athleten an der Regierung in Nairobi. "Doping wird von den maßgeblichen Autoritäten in Kenia nicht mit der Ernsthaftigkeit begegnet, das es verdient", stellte der Verband der Leichtathletik-Profis Kenias (PAAK) in einer Erklärung fest. "Unser ultimatives Ziel muss es sein, Sauberkeit und das Vertrauen zurückzubringen, das die Leichtathletik-Fans verloren haben." Präsident der PAAK ist der zweimalige Gewinner des London-Marathons Wilson Kipsang.

"Wir sind uns bewusst, dass es in Kenia ein Problem gibt", hatte Craig Reedie, Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, kürzlich in der ARD-Sportschau gesagt. Eine unabhängige Untersuchungskommission wie in Russland will er aber nicht einrichten: "Ich würde es ungern tun." Coe scheint das aber anders zu sehen - Kenia ist jetzt wohl endgültig auf dem Radar.

Unter Dauerdruck der WADA hatte die kenianische Regierung die Einrichtung einer Anti-Doping-Agentur angekündigt. Präsident Uhuru Kenyatta gab am 13. November offiziell grünes Licht für die Anti-Doping Agency of Kenya.

Bei der WM 2015 in Peking war Kenia mit sieben Goldmedaillen neben Jamaika das erfolgreichste Land. Der Weltverband IAAF ermittelt gegen Kenias Verband nach Anschuldigungen, Offizielle hätten - ähnlich wie im russischen Doping-Skandal - positive Proben vertuscht.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort