Molitor und Holzdeppe verpassen Medaille Parallele Enttäuschung

London · Auf eine Medaille gehofft, am Ende aber mit leeren Händen bei der Leichtathletik-WM in London: Stabhochspringer Holzdeppe reißt dreimal die Anfangshöhe, Speerwurf-Titelverteidigerin Molitor fehlen 1,51 Meter zu Rang drei.

Leichtathletik-WM: Katharina Molitor verpasst Medaille deutlich
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Molitor verpasst Medaille deutlich

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Foto: dpa, hpl

Wenn es etwas gibt, was eine Leichtathletik-WM im Innersten zusammenhält, dann ist es die Parallelität der Ereignisse im Stadion. Entscheidung in der einen Ecke, Medaillenvergabe in der anderen, dazu Vorläufe auf der Bahn. Für die Zuschauer bedeutet das dynamisches Dauerfeuer für die Augen. Alles zeitgleich und Schlag auf Schlag. So geht das in London jeden Abend. Auch gestern. Diesmal mittendrin aus deutscher Sicht: Speerwerferin Katharina Molitor und Stabhochspringer Raphael Holzdeppe. Mehr als mittendrin sind die beiden Deutschen am Ende aber dann auch nicht. Aber der Reihe nach.

Um 20.20 Uhr deutscher Zeit — Leichtathletik ist eine pünktliche Sportart — startet das Speerwurf-Finale vor der einen Kurve des Olympiastadions. Zwölf Athletinnen, jede hat drei Versuche. Danach scheiden die letzten vier aus, die anderen acht dürfen noch dreimal werfen. Dann steht die Weltmeisterin fest. Katharina Molitor, die Leverkusenerin, ist die Titelverteidigerin. Vor zwei Jahren in Peking hatte sie im letzten Versuch mit 67,69 Metern sensationell Gold geholt. Die Qualifikation von London am Sonntagabend meisterte die 33-Jährige nach mauer Saison überraschend souverän und sagte anschließend: "Die Quali gibt einen schon die Hoffnung, vielleicht noch mal um eine Medaille mitwerfen zu können."

Eine Viertelstunde nach Molitor und Co. legen auf der gegenüberliegenden Seite der Arena die Stabhochspringer los. Auch hier sind es zwölf Teilnehmer. Die Einstiegshöhe liegt bei 5,50 Metern. Drei Versuche hat jeder Athlet pro Höhe. Es ist ein Ausscheidungskampf bis einer triumphiert. 2013 war Raphael Holzdeppe aus Zweibrücken schon einmal der letzte in der WM verbliebende Springer. In Moskau holte der heute 27-Jährige damals mit übersprungenen 5,89 Metern Gold. Dafür war die Qualifikation hier in London eine Zitterpartie.

Holzdeppe und Molitor — es ist wie so oft, wenn Deutsche hier in einem WM-Finale antreten: Eine Medaille ist möglich, aber dass es keine werden könnte, ist auch eine für die Daumen drückenden Verantwortlichen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) schmerzlich gelernte Erfahrung.

Molitor steigt als Titelverteidigerin als Letzte in den Wettkampf ein. So will es das Protokoll. 59,81 Meter sind nicht das, was sie sich vorgestellt hatte. Wird das doch wieder ein Zitter-Wettkampf? Noch reißen die anderen auch keine Bäume aus. Das ändert sich wenig später. Die zweimalige Olympiasieger Barbora Spotakova aus Tschechien wirft 66,76 Meter. Ist Gold damit schon vergeben?

Drüben geht der Stabhochsprung los. Holzdeppe ist als Sechster dran.

Vorher steigt Molitors zweiter Wurf: 63,75 Meter. Rang fünf. Durchatmen.

Jetzt springt Holzdeppe. Aber unter der Latte durch. Ein denkbar schlechter Start. Aber den haben auch fünf andere.

Holzdeppe ist flugs wieder dran über 5,50 - und reißt. Ein Versuch bleibt ihm, um einen so genannten "Salto nullo" zu vermeiden. Ihm und zwei weiteren Athleten.

Unmittelbar danach ist Molitor wieder dran. Keine Verbesserung. 58,99 Meter. Damit geht sie als Sechste von acht Werferinnen in die letzten drei Runden. Ein knapper Meter fehlt gerade zu Bronze.

Holzdeppe scheitert früh

Jetzt geht es maximal parallel: Holzdeppe und Molitor stehen beide am Anlauf. Der Stabhochspringer startet als Erster — und reißt. Das bedeutet das Aus ohne gültigen Versuch und die nächste große Enttäuschung für die deutsche Leichtathletik. Weltrekordhalter Renaud Lavillenie hat noch nicht mal angefangen (am Ende wird er beim Sieg des US-Amerikaners Sam Kendricks Dritter), und Holzdeppe, der Gold holen wollte, ist schon fertig. Auch das hat die Leichtathletik-WM zu bieten. "Normalerweise springe ich nach Instinkt. Der war heute irgendwie abgeschaltet. Ich bin einfach nur frustriert", sagt Holzdeppe

Molitor ist immerhin noch im Kampf um eine Medaille dabei — als letztes deutsches Eisen im Feuer an diesem Abend —, auch wenn Versuch vier sie mit 59,67 Metern nicht weiter bringt. Genauso wie Wurf Nummer fünf (59,80). Weil die Konkurrenz sich steigert, fällt Molitor vor dem letzten Durchgang auf Rang sieben zurück. Bis zu Platz drei sind es jetzt schon 1,51 Meter.

Molitors letzter Versuch steht an: 58,78. Damit bleibt es bei 63,75 Metern für sie und Rang sieben.

Enttäuschend. Ganz wie das Ergebnis in der gegenüberliegenden Ecke des Stadions.

(klü)
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