Para-WM Floors sprintet im Regen zu seinem zweiten Gold

London · "Gold-Junge" Johannes Floors ließ sich auch vom strömenden Regen nicht vom Erfolgsweg abbringen: Der Leverkusener sprintete bei der Para-Leichtathletik-WM über 200 m zu seinem zweiten London-Titel - und drehte danach mit der deutschen Flagge sogar noch eine Ehrenrunde.

 Johannes Floors mit der deutschen Flagge im Londoner Stadion.

Johannes Floors mit der deutschen Flagge im Londoner Stadion.

Foto: dpa, sab

Vor 25.000 Zuschauern hatte Floors davor in 21,50 Sekunden seine herausragende Form unterstrichen und das restliche Feld nahezu deklassiert. Schon über 400 m hatte der 22-Jährige triumphiert, über die 100 m war er auf Rang zwei gelandet.

Floors hatte sich erst 2011 entschieden, seine Unterschenkel amputieren zu lassen, nachdem er mit einem Fibula-Gendefekt auf die Welt gekommen war. 2014 bekam der gelernte Orthopädietechniker und Maschinenbau-Student seine ersten Sportprothesen, ein Jahr später gewann Floors bei der WM in Doha schon Bronze über 400 Meter und Staffel-Gold.

Auch Juliane Mogge und Frank Tinnemeier im Kugelstoßen sowie Sprinterin Lindy Ave waren im Queen Elizabeth Olympic Park erfolgreich und belohnten sich mit Edelmetall.

Bei kühlen Temperaturen von 14 Grad Celsius musste sich die 27-jährige Mogge (Kassel) mit 9,44 m nur der favorisierten Chinesin Qing Wu (9,69 m) geschlagen geben und freute sich über Silber.

Routinier Tinnemeier (44) aus Lemgo fand erst spät in den Wettkampf, bugsierte sich aber dann doch mit 13,87 m auf den Bronze-Rang. Den dritten Platz hatte der am Knie amputierte technische Zeichner auch bei der WM 2015 in Doha/Katar belegt.

Auch Junioren-Weltmeisterin Ave (19) aus Neubrandenburg landete mit einem deutschen Rekord über 100 m (13,16 Sekunden) auf Rang drei und holte sich nach Silber über 200 m bereits ihr zweites Edelmetall bei ihrem WM-Debüt.

Weltrekord durch Hahn

Die britische Lokalmatadorin Sophie Hahn stellte mit 12,44 Sekunden einen Weltrekord auf. Ave startet in der Klasse T38 (Koordinationsstörungen), Mogge wegen ihrer Zerebralparese in der Klasse F36.

Das 23-köpfige Team des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) hat damit vor dem Abschluss des vorletzten Wettkampftages 19 Medaillen auf dem Konto - siebenmal Gold sowie jeweils sechsmal Silber und Bronze.

Bei der vergangenen Para-WM der Leichtathleten in Doha war die deutsche Auswahl auf insgesamt 24 Mal Edelmetall (acht Gold, sieben Silber, neun Bronze) gekommen.

Allerdings fehlen dem DBS in London sieben Paralympicssieger beziehungsweise -siegerinnen von Rio aus unterschiedlichen Gründen. Unter ihnen der verletzte Heinrich Popow, Marianne Buggenhagen (Karriereende) oder Vanessa Low, die künftig für die australische Heimat ihres Freundes Scott Reardon an den Start gehen wird.

DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher sprach bereits vor dem WM-Ende von einem "tollen" Ergebnis der Mannschaft. "Wir zählen nach wie vor zur Weltspitze. Und es ist unwahrscheinlich schön zu sehen, wie junge Leute wie Leon Schäfer, Johannes Floors, Niko Kappel und Lindy Ave nachkommen", sagte Beucher dem SID: "Das sind wunderbare Charaktere und Gesichter, die den Para-Sport weiter voranbringen."

Auch zum Abschluss am Sonntag kann die deutsche Mannschaft auf weitere Medaillen hoffen. Besonders Sprinterin Irmgard Bensusan hat über 200 m gute Chancen auf ihr zweites Gold, nachdem sie am Samstag als Vorlauf-Zweite überzeugte.

Die Leverkusenerin, die bei einem Sportunfall vor acht Jahren eine Teillähmung des rechten Unterschenkels mit Nervenschaden erlitten hatte, hatte sich am vergangenen Wochenende ihren ersten Weltmeister-Titel (400 m) gesichert.

(sid)
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