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Heß holt Gold im Dreisprung Das perfekte Geburtstagsgeschenk

Amsterdam · Dreispringer Max Heß feiert am Mittwoch seinen 20. Geburtstag. Nach seinem Goldsprung bei der EM zählt er in Rio zu den Favoriten.

Leichathletik-EM: Max Heß holt Gold im Dreisprung
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Max Heß holt Gold im Dreisprung

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Foto: dpa, kno

Jonathan Edwards war schwer beeindruckt. "Wow, in dem Alter so cool zu bleiben, und das bei so schwierigen Windbedingungen. Ich bin in dem Alter nur 15,05 Meter gesprungen", sagte der britische TV-Experte und blickte hinüber auf die gegenüberliegende Seite des Amsterdamer Olympiastadions auf den jubelnden deutschen Dreisprung-Europameister Max Heß. Ein Lob von Edwards hat durchaus Gewicht, schließlich arbeitete der ergraute 50-Jährige nicht immer beim Fernsehen, sondern war jahrelang der erfolgreichste Dreispringer, Olympiasieger 2000 in Sydney, zweimal Weltmeister und seit 1995 Inhaber des Weltrekords (18,29 m).

Heß wird am Mittwoch erst 20, aber so, wie der Abiturient (Note: 2,3) aus Chemnitz in diesem Jahr aus dem Nichts in die Weltspitze emporschoss, könnte er in den kommenden Jahren seine Sportart prägen und überdies der heimischen Leichtathletik zum jugendlichen Aushängeschild dienen.

"Das ist auf jeden Fall der schönste Tag in meinem Leben", sagte Heß und befreite Freunde und Familie gleich mal vom Druck, sich bei der Auswahl der Geschenke zu überbieten: "Dieses Geburtstagsgeschenk zu toppen, fällt auf jeden Fall schwer", sagte er. Dafür war dieser Sieg einfach zu besonders, denn die Bedingungen waren nicht optimal: böiger Wind, der erste Versuch ungültig, dazu Probleme mit dem Fuß. Aber Heß sprang im zweiten Versuch die europäische Jahresbestleitung von 17,20 Metern - es sollte sein einziger gültiger Versuch bleiben. Doch der reichte. Außerdem war es die erste internationale Dreisprung-Medaille eines Deutschen seit EM-Silber von Charles Friedek im Jahr 2002 in München.

2016 ist schon jetzt Heß' Jahr, schließlich wurde er WM-Zweiter in der Halle und Ende Juni in Kassel Deutscher Meister. Doch der Saisonhöhepunkt steht ja erst noch an, und für Olympia in Rio ist Heß, der ab Herbst in seiner Heimatstadt Wirtschaftsingenieurwesen studieren will, nun auch ein Medaillenkandidat. Von der Saisonbestweite ist er seit Samstagabend jedenfalls die Nummer vier in der Welt.

Doch Heß bemüht sich, die Erwartungen im Rahmen zu halten. "Die werden eher von außen bestimmt", sagte er. "Ich will erst einmal bei den Olympischen Spielen die Qualifikation überstehen." Eine solche Herangehensweise passt zu ihm, denn abseits der frechen Show im Stadion und der erfrischenden Lässigkeit bei der Siegerehrung ist er nach wie vor ein schüchterner 19-Jähriger.

Was ist also das Erfolgsgeheimnis des Athleten, der sich binnen vier Jahren vom durchschnittlichen Weitspringer zum besten Dreispringer Europas mauserte? Natürlich eine starke Technik, gepaart mit der nötigen Geschwindigkeit, und ja, auch Trainingsfleiß. Doch wenn er so elegant von Sprung über Sprung in die Grube fliegt, hilft ihm nach eigener Wahrnehmung eben noch etwas: "Die jugendliche Unbekümmertheit, und ich hoffe, ich kann sie mir noch ein bisschen bewahren", sagte er. Und während der TV-Zuschauer in jeder Zeitlupe mit jedem Springer leidet ob der Belastung auf die Gelenke, die jede Abfolge "Hop - Step - Jump" mit sich bringt, fasziniert Heß einfach "das Gefühl der Schwerelosigkeit."

Die Funktionäre des Deutschen Leichtathletik-Verbandes werden inständig hoffen, dass Heß sein Gefühl für die Schwerelosigkeit noch eine Weile behält. Denn nach Rio und der Weltmeisterschaft 2017 in London steht 2018 die Heim-EM in Berlin an. Und da braucht es frische Gesichter, vor allem bei den Männern. Typen, die den in die Jahre gekommenen Stars wie Diskuswerfer Robert Harting nachfolgen. Männer, mit denen man die Stadt plakatieren kann.

Typen wie seit Samstag Max Heß.

(klü)
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