Leichtathletik Vor WM-Start genervt: Thema Doping hat auch Bolt eingeholt

Das Thema Doping hat die Leichtathletik-WM zumindest vor dem Beginn der Wettkämpfe fest im Griff. Und es macht auch vor den Superstars der Szene wie Usain Bolt nicht halt.

Olympia 2008: Bolts Triumphzug
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Doping - das allgegenwärtige Thema in der Leichtathletik hat auch Superstar Usain Bolt zwei Tage vor seinem ersten Auftritt bei der WM in Peking eingeholt. "Die Mehrzahl der Fragen ist über Doping. Das ist wirklich traurig. Es steht wirklich im Mittelpunkt. Alles, was ich in den vergangenen Wochen gehört habe, war Doping, Doping, Doping", sagte der jamaikanische Sprintstar, der am Samstag seine Mission Titelverteidigung über 100 m beginnt, am Donnerstag in Chinas Metropole sichtlich genervt.

Doch Bolt wird sich daran gewöhnen müssen, denn an den WM-Tagen wird das Thema dauerhaft über dem Pekinger "Vogelnest" schweben. So läuft bereits am Samstagmorgen beim Auftakt der 15. Welttitelkämpfe beim Marathon der Männer ein gewaltiger Schatten mit. Die Favoriten kommen aus Kenia, allen voran Weltrekordler Dennis Kimetto und sein Vorgänger Wilson Kipsang. Ein erneuter Erfolg der Kenianer jedoch würde die Diskussionen gleich wieder anfeuern.

Die Läufer-Nation aus Ostafrika steht unter Generalverdacht. Die einstigen Wunderläufer wurden längst entmystifiziert. In den Doping-Enthüllungen von ARD und der britischen Sunday Times wurde ihnen ebenso systematisches Doping unterstellt wie der russischen Leichtathletik.

Fragen und Antworten zur Leichtathletik-WM 2015
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Foto: dpa, gh jhe

Laut einer Analyse von mehr als 12.000 Blutproben aus der IAAF-Datenbank soll ein Drittel aller Medaillen in Ausdauersportarten bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen von 2001 bis 2012 von Sportlern mit verdächtigen Blutwerten gewonnen worden sein. Insgesamt betrifft dies 146 Medaillen, davon 55-mal Gold. Die Rede war von insgesamt über 800 auffälligen Blutproben.

Insbesondere Kenia und Russland stehen im Mittelpunkt der Anschuldigungen. Die IAAF hat den russischen Verband inzwischen zu Sperren gegen insgesamt acht Athleten und Betreuer aufgefordert. Zudem berichtete die ARD-Sportschau von sechs neuen Epo-Fällen bei russischen Gehern. Russlands Sportminister Witali Mutko wies die Dopingvorwürfe erneut zurück.

Nach der jüngsten Enthüllungsstory ging trotz des Dementis aus Moskau ein Aufschrei durch die Gemeinde. Die Reaktionen ließen aber teilweise kaum Hoffnung auf Veränderung. So sprach Lamine Diack, der vom Briten Sebastian Coe nach 16 Jahren als Präsident des Weltverbandes IAAF abgelöst wird, von einer Verschwörung, von einer "gezielten Kampagne, um die Medaillen neu vergeben zu können". Und Coe selbst sprach in einer ersten Reaktion gar von einer "Kriegserklärung" an den Sport.

Die Weltrekorde der Leichtathletik
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Für Clemens Prokop war diese Formulierung "unglücklich", wie er am Donnerstag dem ZDF im Morgenmagazin mitteilte. "Ich hoffe, dass Sebastian Coe jetzt nach dem Wahlkampf andere Formulierungen wählt, jedenfalls hat er in seinem Wahlprogramm der Anti-Doping-Bekämpfung eine große Bedeutung beigemessen", sagte der Verbandschef, der am Mittwoch nicht zu einem der neun IAAF-Vizepräsidenten gewählt worden war.

Von großzügigen Geschenken und Aufwendungen der Rivalen an das "Stimmvieh" war die Rede. Vielleicht war es auch eine Retourkutsche für die unangenehme Dopingberichterstattung in Deutschland. Prokop ließ das am Donnerstag offen, sagte dem ZDF dazu aber im Morgenmagazin, wenn dies die Ursache für seine gescheiterte Kandidatur gewesen sei, dann "bin ich stolz darauf, in einem Land zu leben, in dem eine freie und starke Medienlandschaft auch solche Themen aufgreift".

(sid)
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