Vetter mit Traumweite im WM-Finale Deutscher Traum vom "Sweep" im Speerwurf

London · Alle drei deutschen Starter haben den Sprung ins Speerwurf-Finale bei der Leichtathletik-WM geschafft – Vetter mit einer Weite von 91,20 Metern sogar mit Quali-Rekord. Der Angriff der deutschen Speer-Gang auf WM-Gold läuft damit nach Plan an.

Leichtathletik-WM: Speerwerfer Johannes Vetter mit starker Leistung im Finale
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Speerwerfer Vetter wirft Quali-Rekord

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Foto: ap, FO

Alle drei deutschen Starter haben den Sprung ins Speerwurf-Finale bei der Leichtathletik-WM geschafft — Vetter mit einer Weite von 91,20 Metern sogar mit Quali-Rekord. Der Angriff der deutschen Speer-Gang auf WM-Gold läuft damit nach Plan an.

Der 24 Jahre alte Offenburger Vetter unterstrich seine Titel-Ambitionen und zeigte sich zwei Tage vor dem Finale am Samstag (21.15 Uhr MESZ/ZDF und Eurosport) in beeindruckender Form. Mit seinem ersten Versuch in der Qualifikation kam der deutsche Rekordhalter in London auf gewaltige 91,20 Metern. Weiter haben in der Geschichte der Weltmeisterschaften überhaupt nur drei Athleten geworfen.

Röhler und Hofman benötigen je zwei Versuche

Auch Olympiasieger Thomas Röhler schaffte den Sprung ins Finale, benötigte aber zwei Versuche, um mit 83,87 m über der geforderten Weite (83,00) zu bleiben. Andreas Hofmann (Mannheim), hinter Vetter und Röhler in diesem Jahr Nummer drei der Welt, kam im zweiten Durchgang auf 85,62 m und darf damit auch auf eine Medaille hoffen.

"Ich persönlich war nach dem Einwerfen schon super zufrieden und habe gesagt: 'Okay, die Nummer läuft heute'", sagte Röhler: "Ich habe es dann im zweiten Versuch klargemacht. Von daher: Läuft - alle drei im Finale."

Vetter, der Anfang Juli Röhler den deutschen Rekord abgejagt und um 54 Zentimeter auf 94,44 Meter gesteigert hatte, stellte einen Rekord für WM-Qualifikationen auf. Der tschechische Weltrekordler Jan Zelezny hatte 2001 in der Vorausscheidung von Edmonton 90,76 Meter erzielt. "Es hat sich im Einwerfen angekündigt. Ich hätte es aber selber nicht gedacht, dass es heute im ersten Wurf gleich so weit geht", sagte Vetter im ZDF.

Zelezny wurde damals auch Weltmeister, der Meisterschaftsrekord steht seit damals bei 92,80 Metern. Hinter dem großen Tschechen sowie 2015er-Weltmeister Julius Yego (Kenia/92,72) und dem 2001 hinter Zelezny zweitplatzierten Finnen Aki Parviainen (91,31) sortierte sich Vetter auf Platz vier des WM-Rankings ein - und das könnte noch nicht sein letztes Wort in London gewesen sein.

Gold, Silber und Bronze ist möglich

Damit lebt der deutsche Traum vom "Sweep". "Wir hätten nichts dagegen, drei Medaillen zu holen", hatte Olympiasieger Röhler gesagt. Gold, Silber und Bronze im Speerwurf abzuräumen, ist bei einer WM noch keinem Land gelungen. Das deutsche Trio könnte damit auch die bislang recht maue Medaillen-Bilanz der DLV-Auswahl in London (einmal Silber durch Siebenkämpferin Carolin Schäfer) aufpolieren.

Die Speerwerfer hatten am Donnerstag an einem milden Londoner August-Abend beste Bedingungen. Sintflutartiger Regen wie noch am Tag zuvor hätte aus der Qualifikation eine kleine Lotterie gemacht - dies blieb Vetter und Co. erspart.

Die deutschen Speer-Asse waren als Nummer eins, zwei und drei an die Themse gereist. Olympiasieger Röhler hatte im Mai in Doha den deutschen Uralt-Rekord von Raymond Hecht (92,60) auf 93,90 Meter gesteigert, Vetter schlug im Juli zurück: Erst wurde er in Erfurt deutscher Meister vor Röhler, zwei Tage später dann mit seinem Rekord-Wurf von Luzern zur Nummer zwei der "ewigen" Bestenliste. Nur der tschechische Weltrekordler Jan Zelezny (98,48) hat jemals weiter geworfen.

Vetter, Röhler und Hofmann kämpfen in London darum, als dritter deutscher Speerwerfer Weltmeister zu werden. Bei der Premiere 1983 in Helsinki hatte DDR-Athlet Detlef Michel triumphiert, 2011 in Moskau war sensationell Matthias de Zordo der Sieger. Röhler hat in London die Chance, als erst dritter Werfer nach Zelezny und dem Norweger Andreas Thorkildsen Weltmeister und Olympiasieger zu werden.

(dpa/sid)
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