Leichtathletik Kipchoge gewinnt Berlin-Marathon — Rekord verpasst

Berlin · Kenias Lauf-Star Eliud Kipchoge hat den Berlin-Marathon gewonnen, den angestrebten Weltrekord aber verpasst. Der 32-Jährige überquerte am Sonntag nach 2:03:32 Stunden die Ziellinie.

Impressionen vom Berlin-Marathon 2017
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Foto: ap, FO

Eliud Kipchoge kämpfte um jede Sekunde, am Ende schüttelte er den frechen Nobody Guye Adola auch noch ab - aber für das ganz große Ziel reichte es nicht: Bei seinem nächsten Marathon-Triumph in Berlin hat der Olympiasieger den Weltrekord um 35 Sekunden verpasst. Nach 2:03:32 Stunden setzte sich Kipchoge im nasskalten Berlin durch und musste gegen Adola auf den letzten Metern den Turbo zünden. Zuvor waren die ganz großen Mitfavoriten bereits früh ausgeschieden.

"Ich bin glücklich, gewonnen zu haben. Die Bedingungen waren echt nicht so gut. Zum Glück gab es nicht so viel Wind", sagte Kipchoge, der unbedingt die Weltbestmarke seines Landsmannes Dennis Kimetto (2:02:57) aus dem Jahr 2014 attackieren wollte. Der 32-Jährige schaffte es nicht, lieferte als bester Marathon-Läufer der Welt aber eine weitere Macht-Demonstration ab.

Der Rio-Olympiasieger ist seit vier Jahren über die klassischen 42,195 Kilometer ungeschlagen und verwies den 26-jährigen Äthiopier Adola nach einer taktischen Meisterleistung bei dessen erstem Marathon-Start in 2:03:46 Stunden auf den zweiten Rang. Adola legte das beste Marathon-Debüt der Geschichte hin und schnupperte sogar am ganz großen Coup. "Das war ein tolles Duell, so ist der Sport", sagte Kipchoge.

Einen schwarzen Tag erwischte Kipchoges zuvor hochgehandelte Konkurrenz. Der frühere Weltrekordler Wilson Kipsang (Kenia) musste nach 30 Kilometern entkräftet aufgeben, der Vorjahressieger und dreimalige Bahn-Olympiasieger Kenenisa Bekele (Äthiopien) ließ kurz nach der Hälfte abreißen und beendete später ebenfalls vorzeitig das Rennen.

Bei den Frauen zeigte Anna Hahner (Gengenbach) eine starke Vorstellung. Bei ihrem ersten Marathon nach ihrem umstrittenen Olympia-Auftritt in Rio, als sie als 81. nach 2:45:32 Stunden Hand in Hand mit ihrer Zwillingsschwester Lisa ins Ziel lief, kam sie in 2:28:32 Stunden als Fünfte ins Ziel - und knackte zudem die Norm für die Heim-EM 2018 in Berlin. Den Sieg holte sich Gledys Cherono (2:20:23/Kenia).

Für Philipp Pflieger endet das Rennen in einem Drama. Der Regensburger schaffte es nach starkem Start und mehreren Schwächeanfällen nicht ins Ziel, der 30-Jährige brach in Tränen aus. Zunächst hatte es noch danach ausgesehen, dass er möglicherweise unter der EM-Richtzeit von 2:14:00 Stunden bleiben könnte.

Freuen durfte sich der große Triumphator Kipchoge, denn für ihn klingelte die Kasse. 40.000 Euro kassierte er für den Tagessieg, weitere 30.000 Euro gab es für eine Zeit unter 2:04:00 Stunden. Dass er den Weltrekordbonus von nochmal 50.000 Euro nicht einstreichen konnte, wird ihn weniger aus finanzieller Sicht ärgern. Wohl aber aus sportlicher.

"Ich will den Weltrekord", hatte er vor dem Rennen klar gesagt: "In Monza war ich so nahe daran, die Zwei-Stunden-Marke zu brechen. Jetzt ist Berlin für mich die passende Gelegenheit, den offiziellen Weltrekord anzugreifen." Anfang Mai hatte Kipchoge mit 2:00:25 Stunden die beste jemals gemessene Zeit erzielt - allerdings unter Laborbedingungen auf der Formel-1-Rennstrecke in Monza. Dort standen ihm unter anderem wechselnde Tempomacher zur Verfügung, die ihm vom Start bis ins Ziel Windschatten schufen. Das ist in regulären Rennen nicht erlaubt. Nun kostete das nasskalte Wetter Kipchoge in Berlin wohl den offiziellen Weltrekord.

(sid)
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