Doping in der Leichtathletik Neue Vorwürfe gegen London-Marathon

Neue Dopingvorwürfe gegen die internationale Leichtathletik: Sowohl die "Sunday Times" als auch tagesschau.de rückten am Wochenende die großen Marathonläufe der Welt in den Mittelpunkt ihrer Berichterstattung. Beim London-Marathon sollen sieben der vergangenen 24 Sieger verdächtige Blutwerte aufgewiesen haben, Namen nannten die Redakteure nicht.

Mo Farah bricht beim New York Halbmarathon 2014 zusammen
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Mo Farah bricht beim New York Halbmarathon 2014 zusammen

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Foto: afp, RS

Dafür reagierten die Organisatoren des London Marathons. Chef Nick Bitel teilte in einer Erklärung am Sonntag mit, dass er "sehr besorgt" über die Vorwürfe sei und sein Rennen eine "Null-Toleranz-Politik" gegenüber Dopingvergehen verfolge. "Wir glauben, dass es Leute in unserem Sport gibt, die betrügen und jeder muss seinen Teil dazu beitragen, diejenigen zu beschützen, die dies nicht tun", sagte er. Bitel kündigte an, die Vorwürfe mit dem Leichtathletik-Weltverband IAAF zu besprechen.

In der vergangenen Woche hatte ARD-Redakteur Hajo Seppelt mit seinem Team in der Dokumentation "Geheimsache Doping, im Schattenreich der Leichtathletik" unter anderem erneute Vorwürfe gegen Athleten aus Russland und Kenia erhoben. Im Rahmen der Recherche werteten die australischen Doping-Experten Michael Ashenden und Robin Parisotto zudem unabhängig voneinander eine Datenbank der IAAF mit 12.000 Blutwerten aus und kamen zu dem Schluss, dass es bei einem Siebtel der Proben Hinweise auf Dopingvergehen gebe.

Darunter fallen auch die Marathonläufe in London, Boston, New York, Chicago, Berlin und Tokio. In den Jahren 2001 bis 2012 hätten 34 Sieger der Rennen nach verdächtigen Blutwerten untersucht werden müssen, berichteten die gemeinsam arbeitetenden Medien aus Deutschland und Großbritannien.

Am Samstag reagierte der Weltverband und kritisierte Ashenden und Parisotto persönlich. Die jüngste Stellungnahme der Experten enthalte "völlig falsche Behauptungen", hieß es in einem Statement des Verbandes. Die beiden Wissenschaftler seien nicht in der Lage, die Vorgehensweise der IAAF zu beurteilen, weil ihnen der Einblick in das Testprogramm fehle. Der Verband fragte: "Wie können die Experten behaupten, dass nichts unternommen wurde, ohne genau zu wissen, welche der fraglichen Athleten sanktioniert wurden?"

Laut der ARD-Dokumentation sei davon auszugehen, dass jede dritte Medaille bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen in Ausdauerdisziplinen im Zeitraum zwischen 2001 und 2012 von Athleten gewonnen wurde, die mit Blutdoping zu tun hatten.

Derweil veröffentlichten acht britische Athleten ihre Blutwerte, die nach Angaben der Sunday Times ebenfalls aus der IAAF-Datenbank stammen. Doppel-Olympiasieger Mo Farah sei demnach vor seinen Triumphen über 5000 und 10.000 m vor den Spielen in London von Juni 2005 bis Mai 2012 insgesamt 20 Mal getestet worden — ohne Auffälligkeiten im Blutbild. "Ich habe immer gesagt, dass ich glücklich bin, wenn ich beweisen kann, dass ich ein sauberer Athlet bin", sagte Farah.

Der gebürtige Somalier war mit seinem Trainer Alberto Salazar zuletzt verdächtigt worden, seine Medaillen mit unerlaubten Mittel gewonnen zu haben. Der britische Leichtathletikverband entlastete das Duo jedoch, es gebe keine Hinweise auf ein Doping-Vergehen des amtierenden Weltmeisters.

(sid)
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