Comeback am Freitag Das Rätsel Usain Bolt

Düsseldorf/London · In dieser Saison ist der 28-Jährige nach einer Rückenverletzung noch nicht in Schwung. Morgen will der Leichtathletik--Star aus Jamaika, der in den vergangenen Jahren die Sprintszene beherrschte, in London seine Form überprüfen.

Usain Bolt weit von seiner Bestform entfernt
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Vor zwei Jahren wurde Usain Bolt vor Beginn des Leichtathletik-Sportfestes in London in einer Rakete stehend ins Stadion gefahren. Das war angemessen. Morgen, wenn der Jamaikaner wieder in London startet, verzichten die Veranstalter auf eine derartige Inszenierung. Aus gutem Grund: Bei Bolt, der am 31. Mai 2008 in New York den 100-m-Weltrekord auf 9,72 Sekunden verbesserte und seit der Weltmeisterschaft 2009 in Berlin als schnellster Sprinter mit 9,69 Sekunden geführt wird, läuft es nicht rund.

Die Zeiten, in denen der 1,95-m-Mann mit seinen Gegnern spielte und nach schwachem Start auf seinen 110 Zentimeter langen Beinen an ihnen förmlich vorbeiflog, sind vorbei. Bolt gibt Rätsel auf. Auf der Suche nach seiner Form geht der 28-Jährige neue Wege. Er verzichtet sogar auf sein geliebtes Fast Food - Chicken Nuggets sind vom Speiseplan gestrichen. "Ich habe angefangen, mich gesund zu ernähren. Das ist das Schwierigste für mich im Moment: immer nur Gemüse essen", sagte der Jamaikaner. Ob ihn das morgen ab 21 Uhr, wenn das Sprintfinale in London gestartet werden soll, schon schneller macht, ist eher unwahrscheinlich.

In der vergangenen Saison war Bolt wegen einer Fußverletzung erst im August in die Saison gestartet und hatte nur zwei 100-m-Wettkämpfe absolviert. Auch dieses Jahr, das in der Weltmeisterschaft in Peking (22. bis 30. August) ihren Höhepunkt hat, kommt er nicht in die Gänge. "Wieder zurückzukommen, ist viel härter als in den Jahren, als ich noch jung war", sagte er: "Jetzt braucht es mehr Zeit und mehr Rennen."

Am 13. Juni bestritt Bolt seinen vorerst letzten Wettkampf. In New York siegte er über 200 Meter in 20,29 Sekunden. Eine indiskutable Zeit für einen Mann, der mit 19,19 Sekunden den Weltrekord hält und einst das Ziel absteckte, als Erster die 19-Sekunden-Grenze zu unterbieten. Bolt sprach von einem "seiner schlechtesten Rennen", fürchtete mit solchen Leistungen um seinen Ruf, hatte aber keine Erklärung für seinen Auftritt.

Bei den nationalen Meisterschaften war er nicht dabei. Starts in Paris und Lausanne zu Beginn des Monats sagte der sechsmalige Olympiasieger und achtmalige Weltmeister ab. Während sein großer Rivale Justin Gatlin (USA), der im Juni 2013 seine fast drei Jahre dauernde Siegesserie beendet hatte, derzeit eine Topzeit nach der anderen hinlegt, war der Jamaikaner in München bei Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Der Arzt des deutschen Fußball-Nationalteams hat angeblich die Blockade des Iliosakralgelenks im Becken gelöst.

Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking begann Bolts Aufstieg zum Superstar. Bei der WM 2015 in Peking drohen Niederlagen. Als Titelverteidiger ist Bolt direkt qualifiziert. Mit seinen Zeiten über 100 und 200 Meter belegt er in der Jahresweltbestenliste nur die Plätze 60 und 15. Doch Gatlin warnt, Bolt zu früh abzuschreiben. "Er weiß genau, wie man wieder auftaucht, wenn es wirklich darauf ankommt", sagte der schon zweimal als Dopingsünder überführte und gesperrte 33-Jährige.

London wird zeigen, wie gut Bolt wirklich drauf ist.

(RP)
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