Diskus-Olympiasieger Christoph Harting schießt scharf gegen IOC-Präsident Bach

Berlin · Knapp drei Monate nach seinem Gold-Triumph von Rio und dem Theater um seine Siegerehrung präsentiert sich Diskus-Riese Christoph Harting schon wieder entspannt, aber auch angriffslustig.

Das ist Christoph Harting
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Foto: dpa, gh

Gepflegter Vollbart, weißes Langarm-Shirt, Laufschuhe: 89 Tage nach seinem Gold-Coup von Rio präsentierte sich Diskus-Riese Christoph Harting entspannt, aber auch angriffslustig. Das großzügige Auftreten von IOC-Präsident Thomas Bach bei Olympia gegenüber den russischen Athleten trotz Staatsdopings ist dem Gold-Riesen immer noch ein Dorn im Auge.

"Mir fällt da ein Zitat ein. 'Die heißesten Orte der Hölle sind für jene reserviert, die in Zeiten moralischer Krisen keine Partei ergreifen'", sagte der 2,07-m-Hüne in Berlin bei der Pressekonferenz zum Hallen-Istaf am 10. Februar.

Bach habe angesichts des Staatsdopings in Russland die Verantwortung an die Weltverbände abgetreten. "Er ist ja als ein sehr diplomatischer Mensch an das Amt des IOC-Präsidenten gekommen", sagte der 26-Jährige, der neuerdings an der Freien Uni in Berlin Psychologie studiert.

Generell hielt der jüngere Bruder von London-Olympiasieger Robert Harting die Sperre der russischen Leichtathleten durch den Weltverband IAAF, die bis heute anhält, für richtig. "Vielleicht war sie sogar noch zu lasch", meinte der Bundespolizist, der in Rio mit seiner Bestweite von 68,37 m überraschend Olympiasieger wurde.

Russlands Leichtathleten wurden vom Weltverband bis auf Weiteres gesperrt, bei den Olympischen Spielen jedoch durfte ein Gros starten. Das IOC unter Vorsitz von Bach hatte einen Komplett-Ausschluss der russischen Mannschaft abgelehnt.

Weltrekord fest im Visier

Fest im Visier hat Harting den Weltrekord, auch ein zeitliches Limit gibt es schon. "Wir haben das Training tatsächlich so ausgerichtet, dass es in den nächsten zwei drei Jahren passieren soll", sagte der Top-Athlet.

"Ich will sogar 80 m werfen", betonte der jüngere der beiden Harting-Brüder selbstbewusst. Der Weltrekord von Jürgen Schult liegt seit 1986 bei 74,08 m, geworfen in der Hochzeit des DDR-Staatsdopings. Hartings Bestleistung steht seit Brasilien bei 68,37 m. Das Hallen-Istaf wird der erste Wettkampf seit seinem Olympia-Gold sein.

Ob er auch in Zukunft der Trainingsgruppe seines Bruders angehört, ließ der Student offen. "Diese Frage bitte an Cheftrainer Idriss Gonschinska richten." Ein klärendes Gespräch der Brüder gab es noch nicht. "Vielleicht kommt es dazu, ich weiß es nicht", sagte der Berliner, der nach den Spielen fünf Wochen krank war, Fieber und Schüttelfrost hatte.

Welche Wettkämpfe er im WM-Jahr 2017 absolviert, ließ der Shooting-Star offen. Der Saisonstart in Wiesbaden und die DM seien auf dem Zettel, sonst werde noch überlegt. Derzeit befinde er sich im reinen Athletiktraining. "Erst im Dezember fasse ich wieder einen Diskus an", sagte Harting.

Immer noch verfolgt ihn die Kritik an seinem Auftreten nach dem Gold-Triumph von Rio, als er sämtliche Journalisten stehen ließ und bei der Siegerehrung herumwitzelte. Das soll sich nicht wiederholen. Sein Trainer habe ihm nach Rio einen Zettel in den Trainingsplan gelegt. "Da stand drauf, fünf Minuten ruhig stehen zur Musik", sagte Harting mit einem Schmunzeln.

(sid)
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