Speerwurf Obergföll startet nicht — Zoff um Olympia-Nominierung droht

Amsterdam/Offenburg · Der Deutsche Leichtathletik-Verband hat ein Luxus-Problem: Er muss von vier Weltklasse-Speerwerferinnen ein Trio für Olympia auswählen. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen gibt es zwischen Weltmeisterin Molitor und der Olympia-Zweiten Obergföll. Am Montag fällt die Entscheidung.

Das ist Christina Obergföll
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Foto: dpa, Bernd Thissen

Die Olympia-Zweite Christina Obergföll hat im Kampf um die Rio-Tickets überraschend auf den Start bei einem eigens für sie am Sonntag organisierten Speerwurf-Wettkampf in ihrer Heimatstadt Offenburg verzichtet. Die 34-Jährige hofft, dass ihre Saison-Bestweite von 64,96 Metern, mit der sie in der deutschen Rangliste auf Platz drei liegt, bei der Nominierung für die Rio-Spiele den Ausschlag für sie und gegen die EM-Vierte Katharina Molitor geben wird.

"Alle Fakten sprechen für mich. Ich habe mit 64,96 Metern und 63,96 Metern zwei Weiten, die deutlich über Katharina Molitors Saisonbestleistung liegen", sagte Obergföll. "Im direkten Duell mit Molitor sehe ich mich mit der Nase vorne."

Für den Fall, dass der Deutsche Leichtathletik-Verband dennoch gegen sie und für die Weltmeisterin Molitor entscheiden sollte, drohte sie mit rechtlichen Schritten gegen den Verband. Ihren Verzicht auf einen Start begründete sie im Offenburger ETSV-Stadion damit, dass sie es aufgrund des aktuellen Ist-Zustandes im deutschen Speerwurf-Team nicht für nötig hält, ihr Können erneut unter Beweis zu stellen.

Der DLV wird am Montag beraten, welche drei Speerwerferinnen mit nach Brasilien fahren sollen. Nominiert wird das Trio am Dienstag vom Deutschen Olympischen Sportbund. "Eigentlich ist das eine Luxus-Situation, wenn man mehr als drei Kandidaten auswählen muss und kann", erklärte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska am Sonntag zu dieser Qual der Wahl. "Wir werden eine nachvollziehbare und plausible Entscheidung treffen."

Das Ticket für die Sommerspiele hatte Christin Hussong aus Zweibrücken als deutsche Meisterin und einer Vorleistung von 66,41 Metern schon vor der EM, wo sie nicht ins Finale kam, in der Tasche.
Auch Linda Stahl (Leverkusen) ist nach ihrem EM-Silber und der Weite von 65,25 Metern die Olympia-Teilnahme nicht mehr zu nehmen.

Molitor muss dagegen bangen. Die Leverkusenerin war bei der EM mit 63,20 Metern Vierte geworden. Obergföll war als Vierte der nationalen Titelkämpfe nicht für die EM nominiert worden, liegt aber in der Weltrangliste auf Platz sechs - Molitor auf Rang 14.

Molitor hatte kritisiert, dass ihre Rivalin Obergföll bei dem Meeting in Offenburg noch das Olympia-Ticket lösen wollte. "Das ist natürlich etwas anderes, ob ich einen Stadtwettkampf mache, der ein bisschen auf einen ausgerichtet ist, oder bei einer Meisterschaft starte", sagte die Leverkusenerin.

(dpa)
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