Dopingskandale Briten fordern acht Jahre Sperre bei Dopingvergehen

Düsseldorf · Der britische Verband (UKA) fordert angesichts der Vielzahl von Doping- und Manipulationsfällen in der Leichtathletik, alle bisherigen Weltrekorde zu streichen und eine neue Liste zu führen.

Die Weltrekorde der Leichtathletik
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Foto: ddp

"Größere Transparenz, härtere Sanktionen, längere Sperren und ein Reset bei den Weltrekorden: Wir sollten offen für alles sein, um die Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen", sagte Ed Warner, UKA-Geschäftsführer. Denn das Vertrauen in die Leichtathletik sei am "tiefsten Punkt seit Jahrzehnten" angelangt.

Beim Versuch, sich von den Altlasten der Statistik zu lösen, ist der deutsche Verband schon einmal gescheitert. "Der DLV hat 1999 beim Weltverband IAAF den Antrag gestellt, ab 2000 neue Rekordlisten zu führen", sagte DLV-Präsident Clemens Prokop unserer Redaktion, "der Antrag wurde aber von der IAAF abgelehnt. Insofern wiederholt der britische Verband nur eine alte DLV-Forderung." 2006 entsprach der DLV dem Antrag der früheren Weltklassesprinterin Ines Geipel, ihren Namen aus der nationalen Rekordliste zu löschen. Eine rückwirkende individuelle Aberkennung aller nachweislich mit Doping aufgestellten Bestmarken gegen den Willen der Athleten erwies sich nach Prüfung als rechtlich nicht möglich. Die ehemalige DDR-Athletin Geipel hatte 1984 mit einer Staffel des SC Motor Jena den Vereinsweltrekord über 4 x 100 Meter aufgestellt. Wie Gerichte bestätigten, war der Rekord das Ergebnis von Zwangsdoping und Sportbetrug.

In ihrem 14-Punkte-Plan ("Manifest für eine saubere Leichtathletik") schlägt UK Athletics unter anderem vor, ein öffentliches Register aller Dopingtests zu schaffen, nur Athleten mit gültigem Blutpass zum Start bei Weltmeisterschaften zuzulassen und bei schweren Dopingvergehen auch im ersten Fall schon eine Sperre von acht Jahren auszusprechen. Bislang liegt die Maximalsperre für Ersttäter bei vier Jahren. Juristische Möglichkeiten dafür würden gesucht. "UKA glaubt, dass die Zeit für radikale Reformen gekommen ist", sagte Geschäftsführer Warner.

Unterdessen wurde bekannt, dass Mitarbeiter der Anti-Doping-Abteilung der IAAF mehrfach versucht haben, den früheren Präsidenten Lamine Diack von der Vertuschung russischer Doping-Fälle abzuhalten. Zudem wollten sie den Start der Athleten bei den Olympischen Spielen 2012 und der WM 2013 verhindern. Dies geht aus einer Stellungnahme der IAAF zu einem Bericht der unabhängigen Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur hervor.

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