Berlin/Düsseldorf Klitschko: Lieber WM-Kampf als Olympia in Rio

Berlin/Düsseldorf · Wladimir Klitschko ist schon verplant - der Schwergewichtler zieht eine Revanche gegen Tyson Fury vor. Auch Supermittelgewichtler Arthur Abraham steht seinem Trainer Ulli Wegner zufolge nicht zur Verfügung: Die überraschende Ankündigung des Amateurbox-Weltverbandes AIBA, Profis für Olympia in Rio zuzulassen, sorgt für Kopfschütteln.

Zwar hat Klitschko, der 1996 in Atlanta für die Ukraine Gold gewann, immer gesagt, dass Olympia für ihn interessant sei. "Aber jetzt zählt nur der Rückkampf gegen Fury", betont der Ex-Weltmeister. Im Mai oder im Juni will sich der Ukrainer seine Titel vom Briten zurückholen. Genau dann müsste sich der 39-Jährige jedoch für Olympia qualifizieren.

Auch bei Abraham dürfte es mit einer Olympia-Teilnahme schwierig werden. Der Supermittelgewichtler aus Berlin verteidigt am 9. April seinen WM-Gürtel in Las Vegas gegen den Mexikaner Gilberto Ramirez. Im Anschluss bereitet sich der 36-Jährige schon wieder auf den nächsten Kampf vor. "Ich würde ihm von einem Start in Rio abraten", sagte Trainer Wegner. Der Coach ist eh nicht gut auf die AIBA zu sprechen. "Was dieser Verband in den letzten Jahren so alles macht, ist nicht mehr nachvollziehbar", klagte Wegner.

Doch AIBA-Präsident Wu Ching-Kuo will das Unmögliche noch möglich machen und schillernde Profis mit großen Namen im Ring von Rio medienwirksam auftreten lassen. "Das ist nach unseren Statuten noch möglich", sagte Wu jetzt nach einem Treffen aller AIBA-Kommissionen in Manchester. Der US-Amerikaner Floyd Mayweather könnte etwa einen neuen Anlauf wagen. Der Ex-Weltmeister soll sich immer noch um seine Goldmedaille 1996 betrogen fühlen, als er gegen den Bulgaren Serafim Todorov verlor. Viele erfolgreiche Olympia-Boxer sind später Superstars geworden: Muhammad Ali, George Foreman, Lennox Lewis und auch Henry Maske, der 1988 in Seoul Gold gewann.

"Auf einem außerordentlichen Kongress im Mai wird die Satzung geändert. Das Internationale Olympische Komitee hat grünes Licht gegeben. In Manchester waren 80 Prozent der Delegierten für die Änderung", erklärte Generalsekretär Michael Müller vom Deutschen Boxsportverband (DBV). In Deutschland sollen ein bis zwei Profis ausgeguckt werden und gegen die besten Amateure antreten. Im Anschluss boxen die Kandidaten auf Quali-Turnieren im Mai oder Juni um ihr Ticket für Rio. "Der formale Aufwand ist enorm", sagte Müller. Weitere Probleme sind programmiert: "Die Profis boxen ganz anders als die Olympia-Teilnehmer", erklärte Christian Mayer, Geschäftsführer vom Profi-Boxstall Sauerland. Während etwa Klitschko über zwölf Runden geht, sind die Kämpfe bei Olympia nach drei Runden à drei Minuten beendet.

Bislang sind mit Superschwergewichtler Erik Pfeifer (Lohne), Schwergewichtler David Graf (Heidelberg) und Halbweltergewichtler Artem Harutyunyan (Hamburg) drei deutsche Boxer für Rio qualifiziert. Diese können auch nicht mehr von Profis verdrängt werden.

(jado/sid)
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