Tour de France Kittel von Cavendish abgekocht

Culoz · Der britische Sprintstar fährt bei der Tour auf Kampflinie zum Sieg.

14. Etappe der Tour de France: Marcel Kittel von Mark Cavendish ausgebremst
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Kittel fühlt sich von Cavendish ausgebremst

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Chris Froome bleibt der unumstrittene Herrscher der Tour de France. Der britische Titelverteidiger ließ auch beim Außenseitersieg des Kolumbianers Jarlinson Pantano auf der 15. Etappe über sechs Bergpässe nichts anbrennen und fährt weiter in Gelb seinem dritten Tour-Sieg innerhalb von vier Jahren (2014 siegte der Italiener Vincenzo Nibali) entgegen. "Ich habe mehr Gegenwehr erwartet. Aber es war ein derart harter Tag, dass wohl niemand dazu die Beine hatte", sagte Froome: "Ich hatte alles unter Kontrolle und musste nicht an mein Limit gehen."

Froome verteidigte beim Auf und Ab durch den französischen Jura mit sechs Bergwertungen - darunter den Grand Colombier aus der höchsten Kategorie - souverän sein Gelbes Trikot. Allerdings verzichteten seine größten Konkurrenten um den am Freitag im Zeitfahren schwer geschlagenen Kolumbianer Nairo Quintana auf ernsthafte Attacken - der Weg von der letzten Bergwertung hinab ins Ziel war mit mehr als 15 Kilometern zu lang.

In der Gesamtwertung führt der gebürtige Kenianer weiter mit 1:47 Minuten vor dem Niederländer Bauke Mollema und 2:45 Minuten vor Landsmann Adam Yates. Quintana liegt auf Rang vier (2:59). "Natürlich muss ich auf Quintana aufpassen, der gesagt hat, vor allem in der letzten Woche angreifen zu wollen", hatte Froome vor der Etappe gemeint: "Aber möglicherweise ist Mollema mein stärkster Konkurrent. Er war ja am Mont Ventoux an meinem Hinterrad."

Als Einziger der Klassement-Fahrer schwächelte Teejay van Garderen (USA). Der bis dahin Gesamtsechste verlor rund anderthalb Minuten. Emanuel Buchmann, der deutsche Anwärter auf eine starke Platzierung im Gesamtklassement, musste Lehrgeld zahlen und erreichte als bester Deutscher 8:57 Minuten hinter Froome auf Platz 39 das Ziel. Sieger Pantano hatte mit dem Polen Rafal Majka die Zielgerade erreicht und im Sprint die besseren Beine. "Damit wird ein Traum wahr", sagte der 27-Jährige. Majka tröstete sich mit dem Bergtrikot.

Am Samstag hatten die deutschen Profis ihre Tour de Frust fortgesetzt und erneut ihren zweiten Etappensieg verpasst. Nachdem Sprintstar Marcel Kittel gegen den Briten Mark Cavendish im Massenspurt zum wiederholten Mal den Kürzeren gezogen hatte, kochten kurzzeitig die Emotionen beim Thüringer hoch. "Er hat mein Ergebnis verändert, das sieht man im Video. Ich hätte mir mehr zugetraut als Platz fünf", schimpfte Kittel. Der 28-Jährige führte auf der Zielgeraden, ehe er sich bei rasender Fahrt mit Cavendish ins Gehege kam.

Der ausgebuffte Brite zog die Kampflinie zu seinem vierten Etappensieg in der fünften Sprintentscheidung durch, Kittel steckte nach knapp vermiedener Berühung wild gestikulierend auf und rollte über die Ziellinie. Cavendish war sich keiner Schuld bewusst: "Wenn man genau hinschaut, ist es Kittel, der nach links fährt. Er war sehr nah an den Barrieren, und als ich ihn überhole, kommt er nach links gezogen."

Klassiker-Spezialist John Degenkolb (Gera) landete am Samstag als bester Deutscher auf Platz vier und zeigte seine beste Leistung nach seinem schweren Trainingsunfall im Winter. Der deutsche Meister Andre Greipel (Rostock), der am Samstag 34 Jahre alte wurde, wurde Sechster. "Bei dem Gegenwind war es eine Art Glücksspiel. Es war schwierig, das Richtige zu machen", sagte er.

Auf der Etappe heute in die Schweizer Bundesstadt Bern könnte sich eine Chance für bergfeste Sprinter wie Degenkolb oder Peter Sagan (Slowakei) bieten.

(SID)
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