Kolumne Gegenpressing Ein bisschen mehr Demut, liebes Weltmeisterchen!

Meinung | Düsseldorf · Julian Draxler meldet sich nach langer Verletzungspause wieder einsatzbereit beim FC Schalke 04 – und lässt zart Gedanken an einen Vereinswechsel anklingen.

 RP-Redakteur Martin Beils.

RP-Redakteur Martin Beils.

Foto: Phil Ninh

Julian Draxler meldet sich nach langer Verletzungspause wieder einsatzbereit beim FC Schalke 04 — und lässt zart Gedanken an einen Vereinswechsel anklingen.

Julian Draxler taucht in der Aufstellung des größten Fußballspiels einer deutschen Nationalmannschaft auf. Beim 7:1 im WM-Halbfinale gegen Brasilien kam er in der Schussviertelstunde unverhofft für Sami Khedira auf den Platz. Das blieb Draxlers einziger Einsatz im Turnier. Er nahm seine Rolle als Bankdrücker klaglos an und leistete damit einen Beitrag zum Triumph, einen kleinen Beitrag. Er ist Weltmeister, vielleicht sollte man ob seines überschaubaren Anteils lieber "Weltmeisterchen" sagen.

Abgesehen von der WM erlebte Draxler zuletzt triste Zeiten. Vor dem Turnier in Brasilien erreichte er beim FC Schalke selten seine vormalige Form. Und nach der Rückkehr aus Südamerika fand er zunächst den Rhythmus nicht und zog sich dann auch noch eine langwierige Sehnenverletzung zu. Nach fünf Monaten Pause meldet sich der 21-Jährige nun vor dem Punktspiel gegen Freiburg zurück. Er hat die erste schwere Verletzung seiner Karriere überwunden und brennt darauf, sich wieder präsentieren und seinen Heimatklub in einen europäischen Wettbewerb bringen zu können. Das ist gut so.

Doch zum Dasein eines modernen Fußballprofis gehört nicht nur der vorzügliche Umgang mit dem Ball, sondern auch das eine oder andere Wort, über das die Fangemeinde diskutieren darf. Seine Sätze wie "Als Schalke 04 musst du zu Hause gegen Freiburg einen Sieg holen" und "Nach der letzten Zeit brauchen wir jetzt Punkte, Punkte, Punkte" taugen nur bedingt, weil sie nicht sehr originell sind. Doch Draxler hat der Bildzeitung auch noch etwas anderes gesagt: "In letzter Zeit habe ich mich nur damit beschäftigt, wieder gesund zu werden, und mir keine Gedanken über meine Zukunft gemacht. Ich werde im Sommer gucken, was geht und was nicht, und mich danach entscheiden. So mache ich es nach jeder Saison." Er kokettiert mit einem Wechsel.

Julian Draxler kann gehen, wenn ein Klub 45,5 Millionen Euro für ihn zahlt. Der junge Mann sollte diese Karte vielleicht im Moment lieber nicht auf den Tisch legen. Nach einer langen Verletzungspause, nach Monaten, in dener er nicht überzeugen konnte, ist zunächst einmal Demut angesagt. Vor allem gegenüber den eigenen Fans, die ihm die Treue gehalten haben. Jetzt laut über einen Wechsel nachzudenken, mag zwar ehrlich oder auch branchenüblich sein, guter Stil ist es nicht.

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(RP)
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