Atlanta/Düsseldorf Schäfer besiegt Klinsmann

Atlanta/Düsseldorf · Nach dem 2:1 gegen Gastgeber USA trifft Jamaika im Gold-Cup-Finale auf Mexiko.

Jamaika besiegt Jürgen Klinsmanns USA im Halbfinale
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Jamaika besiegt USA im Halbfinale

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Winfried Anton Schäfer, in Mayen in der Eifel geboren, gehört nicht zu den Fußballtrainern, die Triumphe still genießen. Winnie, wie der 65-Jährige genannt wird, lebt jeden Moment aus. Nach 17 Profijahren beendete er 1985 seine aktive Laufbahn dort, wo er sie begonnen hatte - bei Borussia Mönchengladbach. Ein Jahr später starte er an der Seitenlinie seine zweite Karriere. Schäfer betreute Mannschaften in der Bundesliga, in Dubai, in Aserbaidschan, war verantwortlich für die Nationalteams von Kamerun und Thailand und ist seit Juli 2013 auf Jamaika aktiv.

Wenn einer wie er nach einem Spiel sagt, "ich bin seit über 40 Jahren im Fußball, habe alles gesehen. Aber glaubt mir: Diese Nacht werde ich nicht vergessen", dann muss schon etwas Außergewöhnliches passiert sein. Schäfers Reggae Boyz schockten im Gold-Cup-Halbfinale von Atlanta den Gastgeber USA, warfen das von seinem Landsmann Jürgen Klinsmann betreute Team mit 2:1 aus dem Rennen. Fünfmal in Folge hatte der große Favorit das Finale erreicht und bei der Meisterschaft der Staaten aus Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik dreimal den Titel geholt. Nach der überzeugenden WM 2014 mit dem Einzug ins Achtelfinale fühlte man sich reif, die Großen herausfordern zu können - und dann passierte das schier Unglaubliche gegen die Nummer 76 der Weltrangliste. Kritik an Klinsmann, der bei seiner Arbeit vom ehemaligen Bundestrainer Berti Vogts unterstützt wird, und dessen Spielerauswahl wurde laut. "Wir hatten genug Chancen. Diese Pille müssen wir schlucken", sagte der Schwabe. Der ehemalige Gladbacher Profi Michael Bradley hatte nur zum 1:2 getroffen (48.).

Schäfer hatte seine Sicht der Dinge. "Die bessere Mannschaft hat gewonnen", betonte er. Erstmals gewann Jamaika eine Partie in den USA, erstmals erreichte eine Mannschaft aus der Karibik das Finale des Gold Cups, in dem es am Sonntag in Philadelphia gegen Mexiko geht. Der Rekordsieger setzte sich mit viel Mühe gegen Panama in der Verlängerung mit 2:1 durch.

Schäfer war von seinen Jungs begeistert. "In Jamaika haben wir vielleicht einen Platz, auf dem man einigermaßen trainieren kann. Und dann schlägt diese kleine Insel diesen Goliath USA verdient", sagte das Bundesliga-Urgestein. "Bei uns wird anders gearbeitet. Wir arbeiten viel mit Psychologie, reden mit den Spielern."

In der Heimat jedenfalls war die Hölle los. Auf den Straßen wurde ausgelassen gefeiert. "Die Insel ist stolz auf diese Mannschaft", sagte Schäfer und stellte zufrieden fest: "Ein deutscher Trainer schlägt zwei deutsche Trainer."

(RP)
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