Breslau Handballer spielen sich in einen Rausch

Breslau · Zum Start in die EM-Hauptrunde fertigt das DHB-Team die Ungarn mit 29:19 ab.

DHB-Präsident Andreas Michelmann und Vize Bob Hanning stürmten zur Bank und schlossen Dagur Sigurdsson überglücklich in die Arme. Der ansonsten eher zurückhaltende Handball-Bundestrainer ließ den Gefühlsausbruch der Führungsspitze nach dem bemerkenswerten 29:19 (17:9)-Erfolg gegen den Olympia-Vierten Ungarn zum EM-Hauptrundenauftakt mit einem Lächeln im Gesicht zu. Denn auch Sigurdsson wusste: Der Traum vom Halbfinale und einer Medaille lebt für das jüngste aller 16. EM-Teams nach der besten Turnierleistung weiter.

Gut 20 Minuten zuvor hatte eine Szene auf der ungarischen Bank deutlich gemacht, wie dominant die DHB-Auswahl die Partie bestritten hatte. Trainer Talant Dujshebaev redete auf seinen Star Laszlo Nagy ein, dessen Blick aber ins Leere ging, dessen Gesicht bei einem 14:23-Rückstand (45.) die Ratlosigkeit widerspiegelte.

"Wille, Disziplin, Energie - das haben die Jungs alles gezeigt. Das war eine grandiose Leistung. Wir wachsen von Spiel zu Spiel", sagte der Isländer Sigurdsson. Mit 4:2 Punkten liegt die mit 14 EM-Debütanten angetretene Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) als Dritter hinter Dänemark und Spanien (beide 4:0) in Lauerstellung. Morgen (18.15 Uhr/ARD) geht es gegen Russland darum, die Partie am Mittwoch gegen den EM-Zweiten Dänemark zum "Endspiel um den Einzug ins Halbfinale"zu machen..

Der Gruppen-Erste und -Zweite e erreichen die Vorschlussrunde, doch die Spieler denken noch weiter. "Im Hinterkopf ist immer dieser Traum, Europameister zu werden", sagte Torhüter Andreas Wolff, der seine Mitspieler lobte: "Der Trainer hat gesagt, dass die Ungarn uns liegen. Sie haben eine physisch starke Mannschaft, aber wir sind in den Beinen schneller. Das haben wir in der Abwehr gesehen, so haben wir sie dominiert." Bester Werfer war Fabian Wiede mit sechs Toren. Tobias Reichmann erzielte fünf Treffer und ist mit 24 Toren nun zweitbester Schütze des Turniers.

Von der ersten Minute an traten die deutschen Spieler selbstbewusst auf. Variabel im Angriff, aggressiv in der Abwehr und ein starker Andreas Wolff im Tor - so raubte die DHB-Auswahl dem Gegner schon früh den Nerv. Die schnelle 4:1-Führung (5. Minute) gab zusätzliches Selbstvertrauen. Der Mittelblock mit Finn Lemke und Hendrik Pekeler war für die Ungarn fast unüberwindlich, im Angriff war die DHB-Auswahl von allen Positionen gefährlich. Dujshebaev tobte angesichts der deutlichen Unterlegenheit seines Teams an der Seitenlinie, während Sigurdsson seinen Spielern immer wieder applaudierte. Mit der deutlichen Führung im Rücken griffen die deutschen Handballer sogar tief in die Trickkiste. Steffen Fäth setzte seinen Wetzlarer Teamkollegen Jannik Kohlbacher mit einem sensationellen Zuspiel hinter dem Rücken in Szene, der Kreisläufer vollendete zum 12:6 (20.).

In der Deckung blockten die Deutschen viele Bälle und auf Wolff war Verlass. Als Rune Dahmke mit seinem Treffer zum 17:9 den Schlusspunkt unter eine bemerkenswerte erste Halbzeit setzte, ballte auch Sigurdsson die Fäuste. "Viel besser kann man es nicht machen", lobte Ex-Weltmeister Christian Schwarzer angesichts von sieben verschiedenen Torschützen.

Mit der Vorgabe "keinen Millimeter nachzugeben" (Teammanager Oliver Roggisch) ging es in die zweite Halbzeit. Wiede erhöhte sofort auf 18:9 (32.). Die DHB-Auswahl ließ nicht nach. Sigurdsson brachte alle 16 Spieler aufs Feld, um die Belastung zu verteilen und Kräfte zu sparen. In den letzten zehn Minuten kam Carsten Lichtlein, dem Wolff in Polen den Rang als Nummer eins abgelaufen hat, zum Einsatz. Und der Gummersbacher überzeugte, hielt sogar zwei Strafwürfe.

(RP)
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