Nach Tod des Vaters DHB-Kapitän Gensheimer kommt nach Frankreich

Rouen · Der Kapitän kommt, das WM-Abenteuer der deutschen Handballer kann beginnen: Uwe Gensheimer reiste am Donnerstag mit Teammanager Oliver Roggisch an seiner Seite nach Rouen und gab für seinen Einsatz im Auftaktduell gegen Ungarn am Freitag (17.45 Uhr/handball.dkb.de) grünes Licht.

Handball: Uwe Gensheimer im Porträt
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Das ist Uwe Gensheimer

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"Das hätte mein Vater so gewollt", sagte Gensheimer: "Ich bitte um Verständnis, dass ich mich hierzu während der WM nicht weiter äußern werde." Er hatte nach dem Tod seines Vaters die Generalprobe gegen Österreich (33:16) verpasst und war auch am Mittwoch nicht mit dem Team nach Frankreich gereist. Zur Beerdigung wird der 30-Jährige in der kommenden Woche noch einmal nach Deutschland fahren.

Eine solch schwierige persönliche Situation hatte auch Ex-Weltmeister Holger Glandorf vor der EM 2008 erlebt, als sein Vater wenige Tage vor dem Turnierbeginn starb und sich der Flensburger dennoch für die Reise nach Norwegen entschied. In Frankreich wird der mittlerweile 33 Jahre alte Rückraumspieler zunächst nicht dabei sein, doch er könnte Deutschland im Laufe des Turniers verstärken.

Handball-WM 2017: Das DHB-Aufgebot
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Das DHB-Aufgebot für die WM in Frankreich

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Sigurdsson kündigte an, bei der technischen Besprechung am Donnerstagabend zunächst nur 15 statt möglicher 16 Spieler zu melden. Während des Turniers sind damit nicht nur zwei Wechsel mit Profis aus dem 28-Mann-Kader möglich, sondern über das sogenannte "Late Entry" gibt es eine weitere personelle Option. Es gilt als wahrscheinlich, dass Glandorf die Mannschaft im Verlaufe des Turniers ergänzen könnte.

Der Großteil des DHB-Tross hatte Rouen am Mittwochabend erreicht. Mit kleinen Augen und mächtig Hunger im Bauch schlurften die Bad Boys durch die Lobby ihres Teamhotels. Fast zehn Stunden Busreise hatten Spuren hinterlassen. "Wir sind leider drei, vier Stunden länger gefahren als geplant", sagte Co-Trainer Axel Kromer nach der Ankunft. Auch eine Eskorte der französischen Polizei hatte den Stotterstart in die Medaillen-Mission nicht verhindern können.

Die Strapazen konnten der guten Stimmung und der Vorfreude im Team auf den Turnierstart allerdings nichts anhaben. Schon im ersten WM-Duell will der Europameister ein Ausrufezeichen setzen - auch, wenn er sich gar nicht unbedingt in der Favoritenrolle wähnt. "Das Auftaktmatch gegen Ungarn wird eines unserer schwersten WM-Spiele überhaupt. Ich sehe unsere Chancen nur bei 40 zu 60", sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson der Handballwoche: "Die sind unheimlich gut drauf."

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Doch Deutschland kommt mit der breiten Brust des Europameisters, des Olympiadritten von Rio. "Wir wollen Weltmeister werden", sagte Torhüter Andreas Wolff zuletzt bei beinahe jeder Gelegenheit und erzeugte damit eine hohe Erwartungshaltung rund um die DHB-Auswahl, die in Frankreich auf sieben EM-Helden verzichten muss. In der Gruppenphase soll sich das neu formierte Team in den Duellen gegen Chile (15. Januar), Saudi-Arabien (17. Januar), Weißrussland (18. Januar) und Kroatien (20. Januar) weiter finden.

Die offensive Zielsetzung des extrovertierten Keepers befürwortet der ehrgeizige Hanning. "Wenn man von innen heraus sagt, man kann um den Titel mitspielen, dann soll man das ruhig tun", sagte der 48-Jährige im SID-Interview: "Aber die Spieler müssen sich mit ihren Leistungen natürlich auch daran messen lassen."

Hanning betonte, dass er der Mannschaft und dem nach der WM gen Japan wechselnden Sigurdsson vertraue. Er glaube, dass man "an jedem Tag mittlerweile jede Mannschaft schlagen" könne. Auch, weil die Gier nach Siegen weiter groß sei. "Wenn du einmal so einen Erfolg hattest, dann weißt du, wie er schmeckt", sagte Hanning: "Dann hast du die Süße im Mund, die du brauchst."

(sid)
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