Handballer lösen das EM-Ticket Nicht gezaubert, aber gewonnen

Halle/Westfalen · Das Haar in der Suppe zu suchen, darauf hatte Christian Prokop keinen Bock. Der 38-Jährige war nach seinem vierten Spiel als Bundestrainer nur stolz, zufrieden und glücklich.

DHB-Team besiegt Slowenien
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Foto: dpa, frg

Dem 32:23-Sieg am vergangenen Mittwoch in Ljubljana gegen Gastgeber Slowenien ließen die deutschen Handballprofis im Rückspiel vor 9300 Zuschauern in Halle/Westfalen einen 25:20 (14:10)-Erfolg gegen den WM-Dritten folgen.

Da zuvor schon Portugal und die Schweiz, noch unter Prokops erfolgreichem Vorgänger Dagur Sigurdsson, bezwungen worden waren, hat der Titelverteidiger nach vier von sechs Gruppenspielen das Ticket für die EM-Endrunde vom 12. bis 28. Januar 2018 in Kroatien gelöst.

Nach dem Spiel in Slowenien, in dem die Mannschaft fast 60 Minuten lang am oder knapp unter dem Optimum aufgetreten war, war das Rückspiel "erwartet schwerer", wie Prokop betonte. Anders als drei Tage zuvor, als nach Balleroberung in der Abwehr durch Tempogegenstöße so manches "einfache" Tor erzielt worden war, musste diesmal fast jeder Treffer erarbeitet werden. Und dafür waren zunächst die Rückraumspieler da, die zu Beginn alle vom Bundesligisten Füchse Berlin kamen (Fabian Wiede, Steffen Fäth, Paul Drux). Einen starken Eindruck machte Wiede. Er überzeugte im Kampf Mann gegen Mann, bewies Übersicht, übernahm Verantwortung. Fäth traf dreimal, blieb aber nach der Pause, als er unglücklich auf seine Hüfte geprallt war, auf der Bank. Drux kam zwar nur auf einen Treffer, aber sein körperbetontes Spiel sorgte für viel Unruhe. Wie Wiede war auch der eingewechselte Rückraummann Philipp Weber viermal erfolgreich. Der Rechtshänder aus Wetzlar, der im Sommer nach Leipzig zurückkehren wird, trumpfte mit seiner Dynamik auf. "Er hat in beiden Spielen einen guten Eindruck hinterlassen", lobte Prokop den 24-Jährigen.

Je länger die Partie dauerte, desto mehr kamen auch die Spieler auf den anderen Positionen zum Zug. Da die Slowenen diesmal aber das Tempospiel der Gastgeber über weite Strecken stoppten, hatten vor allem die Außenspieler einen schweren Stand. Kapitän Uwe Gensheimer , Patrick Groetzki, Rune Dahmke und Tobias Reichmann, in Ljubljana insgesamt noch für elf Tore verantwortlich, steuerten diesmal nur fünf Treffer bei. Schade für die Spieler, unerheblich für den Ausgang der Partie.

Dass die Gastgeber nach dem Abpfiff den Applaus der Fans, die 60 Minuten lang gut Stimmung machten, genießen und sich auf die gleiche Weise für die Unterstützung bedanken konnten, lag auch an den Torhütern. Zwar konnte Andreas Wolff nicht an die sensationelle Vorstellung von Ljubljana anknüpfen, als er den Gegnern gleich reihenweise beste Chancen "zerstörte", aber auch diesmal bot der Kieler eine starke Partie. Und Silvio Heinevetter, der beim Stand von 18:16 (48.) eingewechselt wurde, zeigte mit gelungenen Aktionen, dass er mehr als nur ein Ersatz ist.

Die deutsche Mannschaft setzte sich von 5:5 auf 10:6 ab, ging mit 14:10 in die Pause und schien spätestens beim 16:11 alles im Griff zu haben. Doch anders als im Hinspiel, als fast jede Chance in ein Tor umgemünzt wurde, zeigten sich Gensheimer und Co. sehr großzügig bzw. nachlässig. Statt humorlos den Ball ins Netz zu werfen, versuchte man einen Dreher oder Heber, was nicht immer gelang. "Natürlich bin ich kein Freund davon, wenn zwei Dreher missglückt sind, dann noch einen dritten zu versuchen. Aber ich weiß auch, dass wir attraktiv spielen wollen, dass wir dem Publikum etwas zeigen wollen. Und ich weiß, dass wir Weltklassespieler haben, die dies auch können", sagte Prokop mit Blick auf Gensheimer, Groetzki, Pekeler und Wiencek. Nein, ein Haar in der Suppe wollte er nicht suchen.

Als die Slowenen sich von 11:16 auf 16:18 herangekämpft hatten, schien die Begegnung offen zu werden. Nicht so für Philipp Weber. "Wir haben sie doch eingeladen, den Abstand zu verkürzen. Ich wusste, wenn wir unsere Sachen machen, haben sie keine Chance, uns zu schlagen", sagte der Rückraumspieler nach dem Spiel. Und das Ergebnis bestätigte ihn. Die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) machte ihr Ding und brachte den Sieg nach Hause, der den Druck des "Sich-Qualifizieren-Müssens" vernichtete. Den Schlusspunkt setzte Steffen Weinhold, der im Hinspiel noch wegen einer fiebrigen Erkältung gefehlt hatte. Sein ebenfalls erkrankter Rückraumkollege Kai Häfner musste auch in Halle zuschauen. Aber seine Kollegen erfüllten ja ihre Aufgabe. Nun können die Spiele in Portugal (15. Juni) und in Bremen gegen die Schweiz (18. Juni) relativ entspannt angegangen werden.

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