Erfinder des "Kempa-Tricks" Handball-Legende Bernhard Kempa ist gestorben

Köln · Die deutsche Handball-Legende Bernhard Kempa ist tot. Der zweimalige Feldhandball-Weltmeister und Erfinder des "Kempa-Tricks" verstarb im Alter von 96 Jahren.

 Bernhard Kempa im Jahr 2010 in seinem Wohnhaus im baden-württembergischen Bad Boll.

Bernhard Kempa im Jahr 2010 in seinem Wohnhaus im baden-württembergischen Bad Boll.

Foto: dpa

Abspringen, Ball im Flug fangen und werfen — Tor: Der deutsche Erfinder des legendären "Kempa-Tricks" ist tot. Bernhard Kempa, der die Handball-Welt am 24. März 1954 bei einem inoffiziellen Länderspiel zwischen Deutschland und Schweden (10:10) in Karlsruhe durch die Uraufführung seines Tricks verblüfft hatte, ist im Alter von 96 Jahren verstorben. Das bestätigte sein langjähriger Verein Frisch Auf Göppingen am Freitag.

Zuerst hatte die "Südwest Presse" über den Tod des "Fritz Walter des deutschen Handballs" ("Handballwoche") berichtet. Zum genauen Todestag und der Ursache für Kempas Ableben lagen bis Freitagnachmittag keine Informationen vor.

"Wir trauern um einen der größten Sportler, die Deutschland hervorgebracht hat. Was der deutsche Handball dem Spieler und Trainer Bernhard Kempa verdankt, ist kaum in Worte zu fassen. Bernhard Kempa hat Handballgeschichte geschrieben und bleibt mit dem nach ihm benannten Kempa-Trick Teil der DNA unseres Sports", sagte Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB).

Noch heute, über 60 Jahre später, ist der Kempa-Trick im Profihandball allgegenwärtig — und mit ihm bleibt es auch sein Erfinder. "Monsieur Handball", wie die renommierte französische Sportzeitung "L'Equipe" Kempa einst adelte, "wird uns in den Hallen und Arenen weiter begleiten", so Michelmann.

Beim ersten Mal hatte der Trick nicht geklappt, schrieb Kempa in seinem Buch über die Welt-Premiere jenes Spielzugs, der ihn weltberühmt machte, "weil ich die Größe der schwedischen Spieler falsch eingeschätzt hatte". Im Training hatte er die revolutionäre Erfindung zuvor wochenlang einstudiert.

"Idol für Generationen"

DHB-Vize Bob Hanning würdigte Kempa zu seinem 95. Geburtstag im November 2015 im SID-Gespräch als ein "Idol für Generationen. Mit seiner Raffinesse hat er den Handballsport wie nur wenige andere vor und nach ihm entwickelt".

Tatsächlich besteht Kempas Vermächtnis aus wesentlich mehr als seinem legendären Trick. Zu seiner aktiven Zeit galt der gebürtige Oberschlesier als einer der Besten seiner Zunft, gewann als Spieler und Trainer Meistertitel en masse.

Kempa bestritt 31 Länderspiele (131 Tore) und führte das DHB-Team 1952 und 1955 zu zwei WM-Titeln auf dem Feld. Die sieben Kempa-Tore im Finale 1955 gegen die Schweiz (25:13) bejubelten im Dortmunder Stadion Rote Erde über 50.000 Zuschauer.

"Für die WM-Titel gab es damals eine Uhr beziehungsweise einen Anzug. Geldprämien wurden nicht gezahlt, ich war immer ein waschechter Amateur", erinnerte sich der frühere Oberstudienrat.

Kempa war als Spieler und Trainer erfolgreich

Parallel zu seinen Erfolgen auf internationalem Terrain machte Kempa auch auf Vereinsebene von sich reden. So verhalf der Edeltechniker seinem Herzensklub Frisch Auf Göppingen in den 50er Jahren zum überregionalen Durchbruch und führte den vorherigen Provinzverein 1954 zur deutschen Meisterschaft — erst in der Halle und nur wenige Monate später auch auf dem Feld.

Bis zu seinem Karriereende 1957 gewann Kempa mit den Schwaben noch zwei weitere Meisterschaften (je einmal Halle und Feld) — und schrieb die Erfolgsstory danach als Trainer fort: Mit fünf weiteren Meistertiteln in der Halle und dem Europapokal-Triumph (1960) setzte er sich nicht bloß bei Frisch Auf ein Denkmal.

"Bernhard Kempa hätte Welthandballer und Welttrainer sein müssen, aber diese Auszeichnungen sind erst weit nach seiner aktiven Zeit geschaffen worden", sagte Hanning über den Mann, der nach seiner Zeit als aktiver Handballer auch im Tennis Schlagzeilen produzierte.

So wurde Kempa in seiner zweiten sportlichen Laufbahn als Senior dreimal Weltmeister, 39 Mal Europameister im Einzel, Doppel und Mixed sowie 50 Mal deutscher Meister. Erst ein Sturz im eigenen Haus acht Tage nach seinem 90. Geburtstag beendete Kempas Karriere nach der Karriere.

Dem Handball war Kempa als kritischer Beobachter bis ins hohe Alter stets treu geblieben.

(jado/sid)
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