Aus 21 wird 14 Sigurdssons letztes Olympia-Casting

Stuttgart · Dagur Sigurdsson hat die Qual der Wahl. Nach dem Testspiel gegen Tunesien muss der Bundestrainer seinen Kader für Rio benennen. 21 Spieler kämpfen um 14 Kaderplätze - es wird Härtefälle geben.

DHB-Team unterliegt Katar
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Foto: dpa, ahi

Nie war der Konkurrenzkampf größer, nie die Entscheidung für Bundestrainer Dagur Sigurdsson kniffliger: Nur noch 60 Minuten bleiben den deutschen Handballern für ihre Bewerbung um eines der begehrten Olympia-Tickets. Das Testspiel gegen Tunesien wird zum Casting-Finale. Schon am Donnerstag muss Sigurdsson seinen Kader für Rio benennen.

"Jeder versucht dem Trainer zu zeigen, dass er unverzichtbar ist", sagte Kreisläufer Hendrik Pekeler vor der wegweisenden Partie am Mittwoch (18.35 Uhr/ZDF) gegen den achtmaligen Afrika-Champion in Stuttgart. 21 Spieler, darunter 16 Europameister, kämpfen um die 14 freien Plätze (plus einen Reservisten).

Das Pikante: Aufgrund des im Vergleich zu Welt- oder Europameisterschaften um zwei Mann reduzierten Kaders werden zwangsläufig auch Spieler zu Hause bleiben müssen, die im Januar sensationell den EM-Titel geholt hatten. Härtefälle sind programmiert.

"Jeder ist sich im klaren darüber, dass das Schicksal einzelner nicht so wichtig ist wie der Erfolg der Mannschaft", sagte Patrick Groetzki. Der Rechtsaußen - jahrelang Stammkraft, bei der EM allerdings verletzungsbedingt nicht dabei - ist einer der zahlreichen Spieler, die auf der Kippe stehen. Erbhöfe, das machte Sigurdsson auch mit Blick auf seine Europameister deutlich, wird es bei der Nominierung nicht geben. Allein das Leistungsprinzip zählt.

"Ich versuche, diejenigen zu nominieren, von denen ich glaube, dass sie uns im nächsten Spiel weiterhelfen", sagte Sigurdsson vor der letzten Episode des teaminternen Olympia-Castings. Er werde "nicht zurückschauen, was früher war".

Und doch dürften einige Spieler ziemlich sicher dabei sein, wenn Deutschland zum Olympia-Auftakt gegen Rekord-Europameister Schweden (7. August) aufläuft. Dazu gehören das zu Jahresbeginn in Polen überragende Abwehrduo mit Pekeler und Finn Lemke. Zudem führt kaum ein Weg an Keeper Andreas Wolff, Kapitän Uwe Gensheimer und Rückraumspieler Steffen Weinhold vorbei. Auch Kreisläufer Patrick Wiencek, Spielmacher Martin Strobel, Rechtsaußen Tobias Reichmann und der Kieler Christian Dissinger haben gute Aussichten.

Wer wird der zweite Torwart?

"Alle Spieler hätten es verdient mitzufahren", sagte Sigurdsson. Die Nominierung sei "schwieriger" als vor einer EM oder WM. Die heißesten Fragen in seinem Personal-Puzzle: Wer bekommt den festen Platz als zweiter Torwart? Wird der wurfgewaltige Steffen Fäth (Mittelhandbruch), der gegen Tunesien geschont wird, noch rechtzeitig fit? Was passiert mit den Außenspielern Groetzki und Rune Dahmke? Darf Rückraum-Shooter Julius Kühn auch in Rio loslegen, oder fliegt Youngster Paul Drux mit ins Olympia-Abenteuer?

Ungeachtet des brisanten Konkurrenzkampfes auf nahezu allen Postionen ist die Stimmung im Team gut. "Es gibt keine atmosphärischen Unterschiede im Vergleich zu anderen Turnieren", sagte Vize-Kapitän Weinhold. Und auch EM-Held Kai Häfner versicherte: "Konkurrenzkampf gehört zum Sport dazu." Diesen Wettstreit "muss man annehmen".

Die unmittelbare Olympia-Vorbereitung bestreitet der endgültige deutsche Kader dann vom 19. bis 29. Juli in Stuttgart und Hannover. Bei einem Turnier in Straßburg (22. bis 24. Juli) mit Olympiasieger Frankreich, dem zweimaligen Europameister Dänemark und Afrikameister Ägypten holt sich das Team den letzten Feinschliff, bevor es am 1. August nach Rio geht.

"Wir müssen den Schwung vom EM-Titel mitnehmen", sagte DHB-Teammanager Oliver Roggisch und bezeichnete Olympia als "eine riesen Chance für jeden einzelnen Spieler". Eine Chance, die Sigurdsson nur 14 Spielern gewähren kann.

(sid)
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